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Der Deutschunterricht ist gefährdet

 
     
 
Die Nachfrage nach Deutschunterricht ist groß in Masuren, bei Deutschen und auch be Polen. Sie ist sogar so groß, daß sie das Angebot übersteigt. Die Sprachförderung sol ein Schwerpunkt der Berliner Kulturförderung für die deutschen Minderheiten sein. Hehr Ziele dieser Politik sind die Entfaltung kultureller Identität, Integration und die Wiederbelebung von Deutsch als Muttersprache.

Zur Deckung des unmittelbaren Lehrerbedarfs werden deutsche Lehrer als Programmlehrkräfte auch nach Masuren entsandt. Im vergangenen Jahr schickte die deutsch Zentralstelle für das Auslandsschulwesen 136 Lehrer nach Gesamt-Polen, von denen 3 Prozent in deutschen Siedlungsgebieten tätig wurden, die meisten in Schlesien. Nun setz auch hier der Rotstift an, auf mittlere Sicht soll die Zahl der entsandten Lehrer um ei Drittel sinken.

Das trifft die Deutschen in Masuren, die anders als in Schlesien ja nicht in geschlossenen Siedlungsgebieten wohnen, besonders hart. Hier muß das verbriefte Recht au erweiterten Deutschunterricht aus Lehrermangel derzeit auf die Mittelpunktschule Johannisburg, Osterode, das katholisch
e Lyzeum Allenstein sowie das Dönhoff-Lyzeu Nikolaiken beschränkt werden.

Nur dort sind auch deutsche Programmlehrkräfte tätig, die den Schülern den Erwer des kleinen deutschen Sprachdiploms ermöglichen, der Zulassungsvoraussetzung für ei Studium an deutschen Hochschulen. Nur in wenigen Städten wie Johannisburg, Lötzen un Neidenburg gibt es schon ab der ersten Grundschulklasse Deutschunterricht.

Seit 1992 garantieren polnische Gesetze den Deutschen im Lande das Recht au erweiterten Deutschunterricht von mehr als fünf Wochenstunden – theoretisch Praktisch gesehen wurde zum Beginn des neuen Schuljahres ein dramatischer Mangel a Deutschlehrern im Bereich Südostpreußen deutlich.

150 qualifizierte Fremdsprachenlehrer entlassen die Allensteiner Universität un andere Hochschulen in der Region jährlich ins Berufsleben, von denen jedoch nur ei Bruchteil in den Schuldienst gehen. Die meisten frischgebackenen Magister gehen in die gu zahlende freie Wirtschaft, oder sie werden vereidigte Dolmetscher. So haben die polnische Schulbehörden immer mehr nicht ausreichend qualifizierte Deutschlehrer (ohne das in Pole vorgeschriebene Magisterexamen) einstellen müssen, um dieses Unterrichtsfach überhaup anbieten zu können. Die meisten dieser Lehrer haben ursprünglich ein ganz anderes Fac studiert, viele unterrichteten früher Russisch, wofür der Bedarf weggeknickt ist. Si haben lediglich einen Sprachkurs absolviert und verfügen durchschnittlich allenfall über rudimentäre Deutschkenntnisse.

Einige Deutschlehrer an den kleineren Grundschulen im ländlichen Raum haben kein ausreichende Ausbildung, gab Barbara Chaberek, Bildungsinspektorin der Gemeind Peitschendorf, Kreis Sensburg, polnischen Journalisten gegenüber zu. Sie habe nichts zu bieten, womit man qualifizierte Lehrer aufs Land locken könnte, klagt sie. Selbst übe ehemalige Schüler, die nun vor der Studienaufnahme als Lehrer aushelfen, müsse man fro sein.

Zwar ist das Recht auf Deutschunterricht für die deutsche Volksgruppe gesetzlic verankert, aber vor allem auf dem Land ist eine halbwegs flächendeckende Versorgung mi Deutschunterricht nur mit solchen Ersatzlösungen aufrecht zu erhalten. Das Allensteine Bildungskuratorium sammelt selbst keine Daten darüber, wie viele Lehrer wo fehlen. Ma wisse aber um das Problem, beteuert die zuständige Abteilungsleiterin des Allensteine Bildungskuratoriums Halina Chorazyczewska der polnischen Zeitung "Gazet Wyborcza" gegenüber. Gegenwärtig könne man die ganze Region nur vertrösten, den selbst für Allenstein suche man fünf Deutschlehrer, bestätigt sie die ganze Misere.

Da kommt für die Landsleute in der Heimat dem außerschulischen Deutschunterrich besonders große Bedeutung zu. Aber auch hier klemmt es. Der Berliner Konzeptionswirrwar und die Geldverknappung ist für die Landsleute schwer durchschaubar, auch wenn de Danziger Generalkonsul Roland Fournes ein offenes Ohr für den Dachverband der Deutsche Vereine unter Eckart Werner hat.

Derzeit stellt sich die Situation so dar, daß anders als schon befürchtet auch Kinde und Jugendliche wieder am Deutschunterricht der deutschen Vereine teilnehmen können. Al diese Sprachkurse müssen, wenn das Auswärtige Amt weiter Fördermittel zuschießen soll von nun an mit abgestuften Prüfungen enden. Das Kursprogramm soll überall einheitlic 240 Unterrichtsstunden in zwei Jahren umfassen und somit in das zum Erwerb des kleine Sprachdiploms führende Lehrgangssystem passen. Dieses neue Konzept "Deutsch als Fremdsprache" wurde angelehnt an die Erfahrungen der Goethe-Institute entwickelt un von der deutschen Kultusministerkonferenz abgesegnet.

Auf die besonderen Belange von Menschen, die sich ihre originäre Kultur erst wiede erarbeiten müssen, auf den Zielpunkt, den das Auswärtige Amt selbst postuliert, nämlic die Wiedergewinnung von Deutsch als Muttersprache, wird dabei wenig Rücksicht genommen Auch ein weiteres von Berlin angepriesenes Ziel der "Minderheitenförderung" wird stillschweigend gekippt. Die Brückenschlagfunktion zur polnische Bevölkerungsmehrheit scheint vergessen – Polen sollen an den vom Auswärtigen Am geförderten Deutschkursen nicht mehr teilnehmen, hört man aus dem deutschen Verei "Tannen" in Osterode. 

 
     
     
 
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