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Der deutsche Schriftsteller Erich Maria Remarque

 
     
 
Wir liegen neun Kilometer hinter der Front. Gestern wurden wir abgelöst. Jetzt haben wir den Magen voll weißer Bohnen und Rindfleisch und sind satt und zufrieden." – Mit diesen Sätzen beginnt ein Buch des deutschen Schriftstellers Erich Maria Remarque, das seinen Autor weltberühmt machte: "Im Westen nichts Neues". Am 22. Juni wäre er 100 Jahre alt geworden.

Der junge Veteran des Ersten Weltkriegs verbrachte zunächst einige Jahre in wechselnden Arbeitsstellen. Wie viele Kriegsheimkehrer hatte er Probleme im Zivilleben. In nur sechs Wochen schrieb sich Remarque 1927 den Alptraum von der Seele. Mit seinem Buch "Im Westen nichts Neues" schilderte er aus seiner Sicht den mörderischen Alltag in den Schützengräben und kritisierte den Mythos
vom Heldentod: "Man soll die ganze Welt an diesem Bette vorbeiführen und sagen: Das ist Franz Kemmerich, neunzehneinhalb Jahre alt, er will nicht sterben. Laßt ihn nicht sterben!" Doch am Ende sind alle 20 jungen Männer aus jener Klasse tot, die als Kriegsfreiwillige in den Kampf gezogen waren. Als Letzter stirbt der Erzähler Paul Bäumer, wenige Tage vor Kriegsende. "Er fiel im Oktober 1918, an einem Tag, der so ruhig und still war an der ganzen Front, daß der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden."

Das Buch erschien 1929. Die Resonanz war ungeheuer. An manchen Tagen wurden bis zu 20 000 Exemplare verkauft. Acht Druckereien produzierten auf Hochtouren. Nach einem Jahr betrug die deutsche Auflage eine Million. Erste Übersetzungen erschienen. Soldaten aus aller Welt dankten dem jungen Autor für seine ungeschminkte Darstellung der Kriegswirklichkeit.

Doch Remarque schuf sich auch Feinde. "Im Westen nichts Neues" wurde von vielen politischen Gruppierungen, darunter den Nationalsozialisten, bekämpft, die ihre Fronterlebnisse weit eher in Ernst Jürgens Werk "In Stahlgewittern" repräsentiert sahen. Vor allem die Rechtsparteien liefen Sturm gegen das Buch und den gleichnamigen Film. Bei der Uraufführung 1930 in Berlin inszenierte die NSDAP Krawalle. Die Behörden sprachen von einer "Gefährdung des deutschen Ansehens" und verboten den Film. 1933 verbrannten die Nationalsozialisten das Buch wegen "literarischen Verrats am Soldaten des Weltkriegs". Remarque lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in der Schweiz. Er war durch das Buch reich geworden und hatte sich eine Villa am Lago Maggiore gekauft. Später zog er in die USA.

Von politisch engagierten Emigrantengruppierungen hielt er sich in Amerika fern. Statt dessen unterstützte er Emigranten finanziell. In immer neuen Büchern verfolgte er sein Hauptthema: den Machtmißbrauch des Staates gegen den einzelnen, das Leiden der einfachen Menschen und ihre Suche nach einem Leben in Anstand und Würde – trotz Krieg und Unterdrückung. Noch in Deutschland hatte er den Heimkehrerroman "Der Weg zurück" fertiggestellt. In der Schweiz schrieb er 1937 "Drei Kameraden", eine Geschichte über die fortschreitende politische Aufspaltung Deutschlands während der Weimarer Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Remarque mit seinen Büchern, die geistige Verdrängung des Nationalsozialismus in Deutschland zu verhindern. In "Der Funke Leben" beschrieb er 1952 ein Konzentrationslager.

Remarque wollte aufklären und so eine Wiederholung von Krieg und Unterdrückung verhindern. Jedes seiner Bücher war ein Stück personifizierte Zeitgeschichte. Er setzte nicht auf die allgemeine politische Beschreibung und Analyse, sondern auf die konkrete Schilderung von Einzelschicksalen.

Remarques spätere Bücher stießen auf unterschiedliche Resonanz. Der Emigrantenroman "Arc de Triomphe" wurde ein zweiter Welterfolg. Doch das Erstlingswerk blieb überragend. "Im Westen nichts Neues" wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt. In vielen Ländern gehört die Geschichte des jungen Soldaten Paul Bäumer zur Schullektüre. 

 

 
     
     
 
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