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          Volker     Rühe ist hingegen von seinem Engagement für Polen ganz begeistert. Am 5. September hat     er mit dem dänischen und dem polnischen Verteidigungsminister die Urkunde zur Aufstellung     des dänisch-polnisch-deutschen Armeekorps in Stettin unterzeichnet. Zunächst soll jeder     Partner rund 80 Soldaten für den Korpsstab abstellen, Amtssprache soll ausgerechnet     Englisch sein. Dem Korps, dessen Oberkommando im Jahresturnus zwischen den Beteiligten     wechseln soll, werden eine dänische Division, eine polnische Panzergrenadierdivision        sowie die 14. Deutsche Panzergrenadierdivision unterstellt. Das gemeinsame Korps soll     zeitgleich mit der Aufnahme Polens in die Nato  voraussichtlich 1999  seine     Arbeit aufnehmen. Der Verband soll künftig einmal 30 000 Soldaten umfassen und in der     pommerschen Landeshauptstadt seinen Sitz haben.
       Rühe hat mehrfach erklärt, daß die Aufstellung dieses Korps im deutschen Interesse     liege. Diese Äußerungen legen den Verdacht nahe, daß er bis heute nicht so recht     verstanden hat, worum es eigentlich geht. Mit diesem dänisch-polnisch-deutschen     Korps will man in Warschau und im "Westen" zwei Fliegen mit einer Klappe     schlagen: Mit dem Nato-Beitritt will sich Polen gegen Rußland und gegen Deutschland     absichern. Warschau will sich nicht engagieren für "europäische Stabilität",     sondern für eigene Ziele. Zudem, so hofft man offenkundig in Warschau, soll die     Bundeswehr in Mitteldeutschland gebunden werden.
       Zur Erinnerung: Kohl und Gorbatschow kamen überein, daß die Russen aus der DDR     abziehen, daß in Mitteldeutschland aber Bundeswehr stationiert werden dürfe, daß dieses     Gebiet auch in die Nato integriert wird, aber frei von fremden Truppen bleiben müsse. Das     Problem dabei ist: Das IV. Korps ist selbständig, ein deutsches Armeekorps, das nicht     unter der Kontrolle der Amerikaner, Niederländer oder Franzosen steht. Daß manche im     Westen dies ungern sehen, könnte bei der Entstehung der Idee eines gemeinsamen Korps     mitgewirkt haben, das künftig dem Oberkommando in Stettin unterstellt werden soll. 
        
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