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          Mindestens in einen Fettnapf trat der     Bundeskanzler während seines Antrittsbesuches in Warschau: Er ging auf polnische Wünsche     ein und sagte zu, daß die Bundesrepublik Deutschland die Restbestände der     systemtechnisch veralteten MiG-29-Fulcum-Fighter der polnischen Luftstreitkräfte     modernisieren wird. Damit berührte er buchstäblich ein ganz heißes Eisen. 
       Die MiG-29 war bei ihrem Erscheinen ein relativ hochmodernes    Fluggerät, wenngleich die     Sowjets schon damals den technologischen Abstand zu vergleichbaren US-amerikanischen     Entwicklungen nur noch durch das herausragende Können ihrer Piloten auszugleichen     vermochten. Die MiG-29 ist heute trotz einiger Verbesserungen in Polens Werkstätten     vollständig veraltet und entspricht keineswegs mehr den hohen Nato-Ansprüchen. Aber     wegen des lukrativen Geschäfts der polnischen Umrüstung dieser Geräte auf     Nato-Standards bewerben sich die Nato-Freunde unabhängig voneinander um den     Geschäftseinstieg. Dazu auch noch die Schweden mit ihrem Mehrzweck-Jäger SAAB JAS 39     "Gripen", der zwar hochmodern, aber kein Angriffsflugzeug ist. Die USA boten     Polen renovierte F-16-"Fighting Falcon"-Mehrzweck-Flugzeuge an,, zudem aber vor     allem Mc-Donnel-Douglas F/A 18 "Hornet"-Jagd- und Angriffsflugzeuge. Bislang     fast geschenkweise und mit hochwertigster Systemtechnik, die von den Polen aber zu     bezahlen gewesen wäre.
       Zwar tut sich Polen nach außen hin schwer, hat aber das schwedische Angebot längst     von der Liste gestrichen und die Vorentscheidungen zugunsten der Amerikaner gefällt. Das     weiß jeder, der die Materie kennt. Nun hatte auch Moskau für seine auswärtigen Kunden     eine Modernisierung der MiG-29 aufgelegt und tritt als Anbieter auf. Im Rahmen der     Entscheidung für die EU und die Nato in Polen ist es naheliegend, daß die Offerten     Moskaus dort obsolet sind. Um wieviel obsoleter sind da deutsche Angebote, polnisches     Militärgut mit annähernd dem US-Standard erntsprechender elektronischer Hochtechnologie     nachzurüsten und dazu auch die entsprechende neueste Systemtechnologie beizusteuern, die     nach Experten-Kenntnis aus mancherlei Gründen tatsächlich dem US-Angebot unterlegen     sind. Geht es insgesamt doch um sehr viel mehr: nämlich um den größten Happen im     Nato-Um- und Hochrüstungsgeschäft mit den mittel- und ost-europäischen Staaten aus der     einstigen Hemisphäre Moskaus. Und hier fordern die Rüstungslieferanten aus den USA mit     Härte das ein, was sie weltweit an die Spitze des Handelns mit Militär- und     Systemtechnik gebracht hat.
       Weder Schröder noch sein Verteidigungsminister Scharping stehen offenbar schon fest in     dieser Materie und haben wohl auch keine hinreichenden Berater, denn sonst wäre es nicht     zu einer solchen Fehlentscheidung in Warschau gekommen. Nato-Europa hat sich bereits gegen     eine rüstungspolitische Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines MiIlitär-Transporters     der neuen Generation auf der Basis der AN 70 aus Moskau und Kiew gewandt, der schon     existiert und nur noch zu modifizieren gewesen wäre. Die USA können und wollen aus     verschiedenen Gründen die Modernisierung der MiG-29 durch Deutsche nicht goutieren und     die Polen wissen das sehr genau. Sie wollen tatsächlich das Angebot Washingtons für die     F/A 18 "Hornet" einschließlich der Gesamtsystemtechnik annehmen und zieren sich     wegen Moskaus Mißtrauen nur noch kokett. Nach Schröders Angebot läuft vermutlich alles     auf zukünftige Spannungen zwischen den USA und Deutschland hinaus, was umgekehrt das     Verhältnis Polens zu den USA ständig weiter verbessern könnte. 
       Übrigens: In den angenommenen Kriegsspielen auf CD ROM von Interactive magic sind die     Gegner immer noch oder schon wieder die MiG-29 Rußlands. Sie tragen einen roten Stern.     Auf US-Seite kämpfen F/A 18 "Hornet" oder F 22. Dafür gibt es auch die Hard-     und Software. "Nomen est omen?" 
        
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