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Die Vollstrecker der Medien

 
     
 
Wenn es der rotgrünen Ausstiegspolitik gelingen sollte, die Wiederaufbereitung zu stoppen, wird es Atommüll-Transporte geben, mehr als je zuvor. Doch läßt sich voraussagen, daß dann die Protestdemonstrationen – bis auf die der wenigen Unentwegten – ausbleiben werden, weil die Organisatoren die große Kampagnen-Maschinerie nicht in Gang setzen (werden).

Auch das deutsche Fernsehen wird seine Teams nicht zu der gewohnten breiten Frontberichterstattung von den Brennpunkten des Transportweges aussenden. So mancher wird sich verwundert die Augen reiben: Sind die Castoren plötzlich nicht mehr so gefährlich?

Es wurde zwar ständig die Strahlung gemessen, aber die Meßwerte und ihre Gewichtung wurden nicht mitgeteilt. Man ließ den Eindruck entstehen und bestehen, daß das Begleitpersonal, Polizei und Demonstranten gefährlichen Strahlendosen ausgesetzt seien. Dabei ging die einzige reale Gefahr von den randalierenden und sabotierenden Demonstranten aus. Es mag sein, daß viele Demonstranten tatsächlich von Angstgefühlen angetrieben waren, doch woher hatten sie diese subjektiv ernstzunehmenden Empfindungen?

Kaum jemand hat persönliche Erfahrungen mit Atommüll oder Nukleartechnik, die meisten Menschen können kein eigenes Urteil über Atomfragen haben, nur wenige Spezialisten können sich ein kompetentes Urteil über die Gefahren und ihre technische Beherrschbarkeit erlauben. Die große Mehrheit muß sich auf die Informationen aus den Massenmedien verlassen, und darin kommen positive Stimmen zur Kernenergie selten zu Wort. Nach dem Unfall von Tschernobyl
wurde die Bevölkerung tagtäglich mit Gefahrenmeldungen verunsichert; Bequerel-Zahlen, Millirem und Millisiewert wurden wie Wasserstandsmeldungen verlesen; ohne Bezugsgrößen und Zusammenhänge waren sie vom Publikum nicht einzuordnen. Grenzwerte und Maßeinheiten schwirrten herum, versetzten die Menschen in Angst und Schrecken, und hysterische Reaktionen blieben nicht aus.

Die Redaktionen suchten Fachleute, die ihre Katastrophenberichte untermauerten; die abgewogenen Aussagen der Experten waren ihnen nicht aussagekräftig genug, und so war ein Physiker auf allen Wellen zu hören, der bereit war, "Butter bei die Fische" zu liefern. Auch hinsichtlich der Opfer von Tschernobyl wurden Maximalzahlen veröffentlicht, aber die weit geringeren Zahlen in internationalen Untersuchungsberichten blieben unbeachtet. Mit missionarischem Eifer nutzten Journalisten wie beispielsweise Franz Alt ihre mediale Machtstellung zu massiver Beeinflussung, während kritischer Journalismus abgeschaltet zu sein schien.

Seither wurde in Deutschland von einer in den Medien stark vertretenen Anti-Atom-Lobby ein Angst- und Risiko-Szenario aufgebaut, das in Europa ohne Beispiel ist. In den Funkhäusern haben sich Machtstrukturen etabliert, die durch Personalpolitik immer weiter ausgebaut werden. Wer die Macht hat, die "richtigen" Leute an die Schaltstellen zu setzen, wo über Sendeplätze, Themen und Autoren entschieden wird, kann übermächtigen Einfluß gewinnen, weil die Andersdenkenden um ihres beruflichen Fortkommens willen sich dem Meinungsdruck beugen.

Der beharrliche Einsatz der Medien zum Kampf gegen die Kernenergie erzeugte eine herrschende Meinung, der sich der einzelne nur schwer entziehen kann. Helmut Schmidt hatte davon gesprochen, daß die "in Deutschland grassierenden Ängste in Wahrheit paranoide Massenpsychosen sind, die uns – häufig von einseitig fixierten, geltungssüchtigen sogenannten Experten – eingeredet werden".

Die Atomangst in Deutschland ist das Ergebnis langjähriger Propaganda. WDR-Chefredakteurin Marion v. Haren erklärte die 53 Prozent negativen Voten zum Atomstrom in einer Umfrage zum Mehrheitswillen der Bevölkerung, und Manfred Timm als Sprecher der Energiewirtschaft erklärte in der Expertenrunde am 26. Januar, "wir nehmen den Wählerwillen ernst", auch wenn wir den Ausstieg aus der Kernenergie für falsch halten.

Dabei ist es nur eine Unterstellung, daß die Wähler bei der Bundestagswahl gegen die Atomenergie gestimmt hätten; aber so spielen hier Medienmacht und Regierungsmacht zusammen. So wie die Proteste bisher wohlorganisiert und politisch gesteuert waren, kann es den Grünen mit Hilfe der Medien auch gelingen, bei künftigen Transporten die Angst und das Protestgeschrei ihrer Anhängerschaft abzuschalten.

 
     
     
 
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