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Es begann mit einem Skandal

 
     
 
Die erste Begegnung mit Hamburgs Kunstfreunden war für Max Liebermann, den Berliner, keine erfreuliche. Schon 1872 hatten seine "Gänserupferinnen" auf einer Ausstellung große Entrüstung beim Hamburger Publikum hervorgerufen - Liebermann war bald als "Arme-Leute-Maler" verschrien. Und gar erst das Porträt, das er 1890 im Auftrag des Kunsthallendirektors
Alfred Lichtwark von Bürgermeister Carl Friedrich Petersen malte! Die Hamburger Kunstwelt - und auch der Porträtierte - waren derart entsetzt von der Darstellung, daß Liebermanns Werk jahrelang (bis 1905) hinter einem Vorhang in der Kunsthalle verborgen werden mußte.

Bald aber wuchs das Interesse der Hamburger Sammler und Kunstfreunde am Schaffen des Malers, hatte doch Max Liebermann mittlerweile neue Themen und die Sichtweise der Impressionisten für sich entdeckt. Seine Freundschaft zu Alfred Lichtwark, der ihn erst mit der Stadt an der Elbe und ihren Menschen bekanntmachte, tat das ihre. Lichtwark war es, der für seine Sammlung von Bildern aus Hamburg, an der übrigens auch der Ostpreuße Lovis Corinth beteiligt wurde, Werke von Max Liebermann einforderte. Vor 100 Jahren (im Juli/August 1902) war Liebermann dann auf Einladung Lichtwarks in Hamburg, wo er in dem schon damals vornehmen Hotel Jacobs an der Elbchaussee wohnte. Es entstanden Skizzen und Studien für Arbeiten, die er später in seinem Berliner Atelier ausführte, darunter auch die berühmte Ansicht der Terrasse im Restaurant Jacobs. Insgesamt 23 Arbeiten entstanden, und alle - Gemälde, Pastelle und Zeichnungen - wurden von der Hamburger Kunsthalle angekauft. Lichtwark war froh, "denn dem in Liebermanns Art nicht Eingeweihten erleichtern sie den Zugang, und dem Freunde seiner Kunst gewähren sie den Genuß des Miterlebens".

Menschen in Cafés, Biergärten, Elbansichten (auch bei Regenwetter), Landhäuser in Parklandschaften und das damals gerade in Mode gekommene Polospiel - all das hielt Max Liebermann mit sicherem Blick fest. Schon als Schüler von Carl Steffeck, der später an die Akademie nach Königsberg ging und als Pferdemaler besonders geschätzt wurde, kam Liebermann mit der Pferdedarstellung in Berührung. Doch auch Degas und Manet regten ihn an. Lichtwark urteilte: "Das Polo finde ich sehr mächtig als Ausdruck der Bewegung, als Raum, als Farbe (die Erfüllung des Rungeschen Programms: Licht, Farbe und bewegenden Leben - nach hundert Jahren)." Etwa 40 Ölgemälde, Pastelle, Zeichnungen und Druckgraphiken mit Motiven aus Hamburg von Max Liebermann sind noch bis zum 25. August im Hamburger Ernst Barlach Haus, Jenischpark, Baron-Voght-Straße 50 a, zu sehen (dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr). "Ich habe seit 20 Jahren in und aus Hamburg gemalt", schrieb Liebermann 1911, "ich hoffe, daß aus meinen Bildern etwas von der Liebe und Verehrung, die ich für Hamburg und deren Bewohner empfinde, zum Beschauer sprechen wird." - Wieweit dieser Wunsch durch die jetzt im Barlach Haus ausgestellten Werke erfüllt wird, muß der Betrachter entscheiden. Nur schade, daß zwei wichtige Werke (Polospieler und Terrasse bei Jacobs) aus konservatorischen Gründen nicht im Original zu sehen sind.

Max Liebermann: Polospieler in Jenischs Park (Öl, 1902/03; Privatbesit
 
     
     
 
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