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Gedanken zur Zeit: Kriegsschicksale im Vergleich

 
     
 
Wenn junge Männer aus einem Wohlfahrtsstaat wie Deutschland, in de es ein hohes Ziel ist, möglichst alle unangenehmen Seiten des Lebens fernzuhalten, wen nun diese jungen, meist verwöhnten Männer als Soldaten in ein Gebiet entsandt werden, in dem zwei Völker mit dem Ziel der Selbstbehauptung und Selbstbestimmung miteinande kämpfen, dann erleben sie in der Regel einen Schock. Ist in ihrem Heimatland der To tabuisiert, dann bedeutet die Begegnung mit Tod und Zerstörung eine tiefe Erschütterung die in den meisten Fällen auch nicht dadurch aufgefangen wird, daß sie vor ihre Aufbruch ins Krisengebiet in Rollenspielen und Manöver
n darauf vorbereitet wurden.

So haben denn auch die Soldaten der deutschen Bundeswehr, die im Rahmen de Kfor-Truppen die verfeindeten Völker der Albaner und der Serben voneinander getrenn halten sollen und dabei auf die Spuren des vorangegangenen Krieges stoßen, nicht nu damit Probleme, daß sie nicht verstehen, warum die beiden Völker so entschieden kämpfe (hat man ihnen doch beigebracht, im Rahmen der politischen Bildung könne man alles durc ein gutes Gespräch regeln); sie werden auch tief erschüttert, nun mit Tod und Verderbe konfrontiert zu werden.

In einem einfühlsamen und fairen Film schilderte die ARD unter dem Titel "Lebe mit dem Massengrab – Deutsche Soldaten im Kosovo", was die jungen Soldate (darunter auch einige Soldatinnen) erlebten und wie sie es verarbeiten.

Die wirksamste Hilfe sind verständlicherweise die Kameraden. Mit ihnen spricht ma sich aus, tauscht Erfahrungen, sucht Trost. Verständnisvolle Vorgesetzt schilderten, wie sie sich besonders verstörter junger Soldaten annehmen. Nach Rückkeh in ihre Heimat können die Soldaten im Rahmen der inneren Führung an Seminare teilnehmen, in denen "Psychos", um im Jargon der Soldaten zu sprechen, sic bemühen, ihre posttraumatischen Eindrücke zu verarbeiten. Ein junger Soldat berichtete daß er mehrmals aus dem Kosovo seinen Großvater angerufen habe, um ihm zu erzählen, wa ihm auf der Seele lag. Dazu der Soldat: "Mein Großvater war nämlich auch Soldat und zwar im Zweiten Weltkrieg." Und nach der Rückkehr nach Deutschland führte sei erster Weg zum Großvater.

Es ist erfreulich zu sehen, wie man sich unserer Soldaten annimmt, die jetzt scho seelisch stark belastet waren, obwohl sie noch keinen richtigen Krieg erlebt haben. A ihrer Seite fiel noch kein Kamerad. Noch wurde keiner von ihnen im Kampf verwundet Niemand geriet in die Hand des Feindes und ging damit einem ungewissen Schicksal entgegen Militärisch waren sie stets in der Übermacht. Und vor allem: Sie gehörten nicht zu de Verlierern.

Da erinnert man sich der Generation unserer Großeltern und Eltern. Wenn sie au Ostdeutschland stammten, haben sie Entsetzliches bei Flucht und Vertreibung erlebt Entsetzlicheres jedenfalls, als unsere jungen Soldaten im Kosovo. Und den Soldaten de Deutschen Wehrmacht erging es nicht anders: Unter Strapazen, die oft jahrelang ertrage werden mußten, kamen sie inmitten von Zerstörung als Verlierer nach Deutschland zurück Flüchtlinge, Vertriebene, Ausgebombte sowie Soldaten erfuhren keinerlei seelische Beistand – im Gegenteil. Zwar nicht in den ersten Nachkriegsjahren – da hiel die Gemeinschaft noch –, dann aber von Jahr zu Jahr sich steigernd, begegnete bestimmte Kreise in Deutschland ihnen mit Häme und Haß. Ihnen wurde vorgeworfen, si hätten selbst Schuld gehabt an ihrem Schicksal. Man sprach ihnen gar das Recht auf Traue ab. Evangelische Pastoren warfen Gedenkmale an Gefallene und Vertriebene aus den Kirchen Treffen alter Soldaten wurde von haßerfüllten linken Demonstranten behindert. Eine vo prominenten und reichen Persönlichkeiten unterstützte Ausstellung schmähte die alte Soldaten als Verbrecher.

Unsere jungen Soldaten, die im Kosovo einen Eindruck von Krieg und Zerstörun erfuhren, werden sich nun ausmalen können, wie es ihren Großvätern erging und wie jen Leute einzuschätzen sind, die auf den vom Schicksal schwer Geschlagenen hämisc herumtrampelten. Und sie werden ihr Urteil fällen.

 
     
     
 
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