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Gegen die eigenen Leute

 
     
 
Deutschland ist pleite, aber wenn es um Widergutmachung und Versöhnung geht, dann zeigt sich die Berliner Regierung spendabel. So verkündet triumphierend der deutsche Botschafter in Namibia (früher Deutsch-Südwest-Afrika), Dr. Wolfgang Massing, laut der in Windhuk erscheinenden Allgemeinen Zeitung vom 1. Juni 2005: "Die Verdoppelung der von Deutschland an Namibia gezahlten Entwick-lungshilfe auf 24 Millionen Euro wird dem Land einen weiteren Schub geben." Davon sei er überzeugt, schreibt die Zeitung. Und in welche Richtung soll der Schub gehen? Auch das erklärt Dr. Massing: "Das Geld wird vorrangig für die Unterstützung bei der Landreform in Namibia verwendet werden." So interpretiert jedenfalls der Botschafter die Absichten der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung, Heide Wieczorek-Zeul (62).

Man erinnert sich noch, wie die Ministerin (Die Welt zitierte einen "Leidgeprüften" aus ihrer Umgebung: "Die Frau kann nerven!") in Namibia mit Tränen erstickter Stimme im August des vorigen Jahres Herero-Häuptlinge um Vergebung dafür bat, daß deutsche Schutztruppen vor 100 Jahren einen Aufstand der Hereros niedergeworfen hatten. Die Folge waren saftige Wiedergutmachungsforderungen der Hereros, die aber nicht erfüllt werden konnten, weil das zu schweren Spannungen innerhalb der Bevölkerung Namibias geführt hätte. Die Hereros machen nämlich nur eine Minderheit von gerade einmal sieben Prozent der Einwohner aus. Wenn diese verhältnismäßig kleine Gruppe mit Millionen Euro gesegnet wird, würde das massiven Streit etwa mit den die Mehrheitsbevölkerung bildenden Ovambos auslösen.

So verfiel die Bundesregierung auf den Ausweg, die Entwicklungshilfe massiv zu erhöhen. Sie soll nun dazu dienen, wie der deutsche Botschafter in Windhuk jüngst erklärte, die Landreform voranzutreiben.

Das hört sich harmlos an, ist aber von enormer Sprengkraft. Unter Landreform versteht die namibische Regierung unter Führung der kommunistisch durchsetzten Swapo die Verdrängung der weißen Farmer, und das sind zu einem Großteil Deutsche. Damit eifert Namibia dem Nachbarland Simbabwe nach, dessen rabiat-kommunistischer Staatspräsident Robert Mugawe die Weißen bis auf den letzten Farmer entweder hat umbringen lassen oder aus dem Lande trieb. Die Quittung: Das einst zu den wohlhabendsten Ländern des Kontinents zählende Simbabwe (früher Rhodesien) ist heute ein ruinierter Staat. Die Wirtschaft ist ebenso zusammengebrochen wie das Sozialsystem. Die Inflation ist ins Unermeßliche gestiegen. Der Staat ist bankrott. Aber die Führungsschicht der Regierungspartei ist nun durchweg im Besitz der Farmen, die den Weißen weggenommen wurden.

Zwar gibt die namibische Regierung vor, so radikal nicht vorgehen zu wollen - die Farmer sollen gezwungen werden, dem Staat ein Preisangebot zu machen, damit der Staat die Farmen erwerben kann (angeblich, um sie der armen schwarzen Bevölkerung zu übergeben) -, doch zeichnet sich ab, daß durch rabiate Wortwahl und fatal an die Argumentation Mugabes erinnernde Drohungen die weißen Farmbetreiber unter Druck gesetzt werden sollen.

Da Namibia sich nicht der scharfen internationalen Kritik aussetzen möchte wie Simbabwe, benötigt es Geld, um den zum Verkauf gedrängten Farmern einen Ausgleich zu zahlen. Hier springt offenbar hilfreich die Bundesregierung ein, indem sie die Entwicklungshilfe, die im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten bisher am höchsten lag, massiv aufstockt.

Der bundesdeutsche Botschafter in Namibia sieht nicht die "Gefahr", daß eine im September gewählte neue Bundesregierung dieses üble Spiel beenden könnte. Es sei anzunehmen, daß es vorher eine entsprechende Vereinbarung gäbe, die dann verbindlich sei, zitiert die Windhuker Zeitung den Botschafter.

Schon jetzt hat der Einfluß der Deutschsprachigen in Namibia drastisch abgenommen. Sie haben keine Planungssicherheit mehr angesichts der ständig über ihnen schwebenden Drohung der "sanften Enteignung", wenngleich viele noch hoffen, an ihnen werde der Kelch vorübergehen. Mit Unterstützung aus Berlin rechnen sie, die in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen genug gemacht haben, nicht mehr.

Eine neue Bundesregierung würde sowohl dem Lande Namibia als auch den dort noch erfolgreich wirtschaftenden Farmern helfen, wenn sie von der irrationalen Politik der jetzigen Regierung gegenüber Namibia abrückt und sich in Verhandlungen bemüht, die Regierenden in Namibia zu einer Politik zu bewegen, die dem Land wie allen dort lebenden Bevölkerungsgruppen zum Vorteil gereicht. U. Meixner
 
     
     
 
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