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Höllenfeuer über Dresden

 
     
 
In Dresden drängen sich am 13. Februar 1945 weit über eine Million Menschen zusammen. Unübersehbar ist die Zahl der Treckfahrzeuge, die sich Achse an Achse durch die Stadt schieben. Neben den abgemagerten Pferden gehen die Männer, auf den Wagen unter Planen sitzen Frauen und Kinder. Es gibt nicht ein einziges Haus in Dresden zu dieser Zeit, in dem nicht eine Bleibe für Flüchtlinge geschaffen wurde. Auf dem Hauptbahnhof herrscht ein unvorstellbares Durcheinander. In dichter Folge kommen Züge mit Flüchtlingen in die Stadt. Auf den Bahnsteigen drängen sich Menschenmassen - Ankommende, Abfahrende, nur nach Westen, niemand will zurück nach Osten.

Der erste Angriff trifft die Stadt gegen 21 Uhr völlig unvorbereitet. Rund 350 Bomber der Royal Air Force greifen ohne jede Gegenwehr die Stadt an, deren Menschen, Einheimische wie Flüchtlinge, keine Erfahrung mit Bombardierung
en haben.

Dresden ist ohne jede Verteidigung. Kein Flakgeschütz stört das Vernichtungswerk der Bombenflugzeuge. Unvorstellbar ist die Zahl der Opfer, obwohl der Angriff nur 20 Minuten dauert. Die Menschen trauen sich nicht aus den Luftschutzbunkern, weil ein Viertel der abgeworfenen Bomben mit Zeitzündern versehen ist und erst später detoniert. Da Spreng- und Brandbomben abgeworfen werden, bricht in der Stadt eine verheerende Feuersbrunst aus. Sie läßt die Luftschutzkeller zu Bratöfen werden. Tausende kommen darin zu Tode. Zehntausende flüchten in den zwei Kilometer langen "Großen Garten" der Stadt Dresden, der außerhalb des Bombenteppichs des ersten Angriffes liegt. Aus ihren Kehlen dringt ein verzweifelter Todesschrei, als kurz nach ein Uhr morgens über allen vier Ecken des "Großen Gartens" Christbäume (Zielmarkierungen für Bomber) aufleuchten. Der zweite Bomberverband mit 529 Viermotorigen hat Dresden erreicht. Schon aus 500 Kilometer Entfernung können die Bomberpiloten die brennende Stadt erkennen. Präzise gibt der Verbandsführer über Sprechfunk an alle Piloten die Anweisung: "Bombardieren Sie alle Stadtteile, die noch nicht brennen." Dies sind der "Große Garten" und das Gebiet um den Dresdner Hauptbahnhof. Das Geschehen in der Stadt, besonders in diesen beiden innerstädtischen Regionen am 14. Februar 1945 nach ein Uhr ist nicht mehr zu beschreiben.

Am Morgen des 14. Februar 1945 hasten die Menschen stadtauswärts. Viele sind verwundet, die Gesichter rußgeschwärzt. Die Angst vor einem neuen Angriff treibt sie vorwärts. Tatsächlich erfolgt der dritte Angriff mittags um 12.10 Uhr. 400 amerikanische "Fliegende Festungen" laden ihre Bombenlast über Dresden-Neustadt ab. Zahlreiche Begleitjäger vom Typ Mustang nehmen alles unter Feuer, was sich auf den Elbwiesen und im Stadtumland bewegt. Auch Rot-Kreuz-Fahrzeuge werden nicht verschont. Die Menschen rennen, taumeln, kriechen um ihr Leben. Sie werden getötet, verstümmelt, zu Krüppeln, niemand zählt die Opfer.

Exakte Angaben über die Opferzahl des verbrecherischen Völkermordes am 13./14. Februar in Dresden sind nicht möglich. Die Behörden müssen in der Stadt riesige Scheiterhaufen errichten, um die Leichenberge zu beseitigen. Die Luftschutzbunker werden zum Teil mit Flammenwerfern freigeräumt, da das warme Frühlingswetter im März/April 1945 die Leichen schnell in Verwesung übergehen läßt.

Gleichwohl ist die Dimension dieses Genozids bekannt. Oberstleutnant a. D. Eberhard Matthes, als 1. Generalstabsoffizier des Verteidigungsbereichs Dresden ein Zeitzeuge, nennt 253.000 Tote. Ein ausgewiesener Vertreibungsexperte, der amerikanische Historiker Prof. Alfred de Zayas, schreibt von 300.000 Toten als absoluter Untergrenze. Die Dresdener Ordnungspolizei berichtet im Frühjahr 1945 von 202.040 geborgenen Toten, meist Frauen und Kinder; davon konnten nur etwa 30 Prozent identifiziert werden. Die Stadtverwaltung Dresden teilt in einem Brief vom 31. Juli 1992 mit, daß die Opferzahl von 250.00 bis 300.000 realistisch sei, der Große Brockhaus von 1957 spricht von 250.000 Umgekommenen. Die Angaben weiterer Zeitzeugen bestätigen die genannten Zahlen.

Militärisch war der Angriff auf Dresden völlig sinnlos. Es gab dort kein kriegsbedeutsames Militärpotential, weshalb die Stadt bis zu diesem tragischen Februardatum nie einen Bombenangriff über sich hatte ergehen lassen müssen. Das einzige militärisch wichtige Ziel - die Elbbrücke - blieb unbeschädigt. W.v.G.

Suche nach Angehörigen: Die meisten Opfer waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
 
     
     
 
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