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Intimer Kenner des deutschen Ostens

 
     
 
Schon als Schüler schrieb der in der Eifel geborene Reinhold Heinen Beiträge für seine Heimatzeitung. Damit begann der Lebenslauf eines Vollblutjournalisten, des späteren Gründers und Verlegers der „Kölnischen Rundschau“. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges begann er in Bonn ein Jurastudium. Seine Lust zu Schreiben war so groß, daß er noch während des Studiums
im Jahre 1916 eine Stelle als Redakteur bei der „Warmia“ im ostdeutschen Heilsberg annahm. Die „Warmia“ war eine der katholischen Zentrumspartei nahestehende Zeitung mit einer Auflage von 5000 Exemplaren. Sehr aufreibend scheint diese Tätigkeit nicht gewesen zu sein. Denn nebenher begann Heinen im rund 50 Kilometer entfernten Königsberg ein Philosophiestudium. Er fand auch noch Zeit, sich der dortigen Studentenverbindung „Tuiskonia“ anzuschließen, der er sein Leben lang treu blieb. Als die Verbindung nach dem Kriege in Bonn wiederbelebt wurde, half er seiner „Tuiskonia-Königsberg zu Bonn“ beim Kauf eines eigenen Hauses in der Argelanderstrasse, nicht weit vom Bundeshaus entfernt.

Bei „Tuiskonia“ lernte er auch als Bundesbruder den späteren Vertriebenenpolitiker und Erstunterzeichner der „Charta der Heimatvertriebenen“ Linus Kather kennen. Aus seiner intimen Kenntnis des deutschen Ostens gab Reinhold Heinen später den Anliegen der Vertriebenen viel Raum in seiner in Köln und Bonn erscheinenden Zeitung, die das „Leib- und Magenblatt“ Konrad Adenauers war. Die „Kölnische Rundschau“ war CDUnah, aber parteiunabhängig. Heinen und Adenauer waren nicht immer derselben Meinung.

Heinen starb vor 36 Jahren, und jetzt erschien in den von der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebenen „Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte“ eine Dissertation von Rainer Moltmann: „Reinhold Heinen (1894–1969) – ein christlicher Politiker, Journalist und Verleger“.

Obwohl Heinen vom Schreiben lebte, hat er keinen geordneten Nachlaß hinterlassen. Einen ausführlichen Bericht schrieb er lediglich über seine KZ-Jahre von 1941 bis 1945 in Sachsenhausen, „damit seine Nachbarn wußten, wohin er entschwunden war und wozu eine deutsche Regierung fähig war“.

Am 1. Januar 1917 mußte Heinen das schöne Heilsberg verlassen, blieb aber im Osten. Für sieben Monate wurde er nach Schneidemühl zum Militär eingezogen, dann wartete eine neue journalistische und politische Aufgabe auf ihn: Er wurde Chefredakteur des „Oberschlesischen Kurier“ in Königshütte. Sie war mit damals 40000 Exemplaren die auflagenstärkste Zeitung ganz Oberschlesiens. 1919 ging Heinen als Verlagsdirektor und Hauptschriftleiter nach Ratibor zur „Neuen Oberschlesischen Volkszeitung“.

In Ratibor geriet er mitten in die Ende des Ersten Weltkrieges einsetzenden Auseinandersetzungen um die politische Zugehörigkeit Oberschlesiens und des Hultschiner Ländchens. Heinen trat in seinen Artikeln für den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland ein „und betrachtete es als seine Aufgabe, den deutschen Abwehrkampf sowohl gegen die polnische als auch tschechische Propaganda zu führen“. Als Mitglied eines mährischen Aktionskomitees beanspruchte Heinen für sich, bei den Verhandlungen um das Hultschiner Ländchens den Teilerfolg errungen zu haben, daß wenigstens der Südteil des Kreises Leobschütz bei Deutschland blieb.

Seit 1919 wieder in seiner westdeutschen Heimat geriet er als Chefredakteur des „Volkfreund“ in Aachen erneut in den deutschen Volkstumskampf. Es ging um die drohende Abtrennung des Rheinlandes durch Frankreich. 1929 verhafteten ihn die Belgier, und den Februar 1921 mußte er in einem belgischen Gefängnis verbringen.

In der Weimarer Zeit war Heinen Generalsekretär der Kommunalpolitischen Vereinigung. Nach dem Krieg gehörte er zu den Mitbegründern der CDU und setzte sich als Verleger nachhaltig für die Unabhängigkeit der Presse ein. Norbert Matern

Rainer Moltmann: „Reinhold Heinen (1894–1969) – ein christlicher Politiker, Journalist und Verleger“, Droste Verlag Düsseldorf, 376 Seiten, 34,80 Euro
 
     
     
 
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