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Kann das deutsche Volk den Frieden noch retten?

 
     
 
Daß wir offensichtlich zögern, uns dieses Recht zu zugestehen, hat etwas mit der Art und Weise zu tun, in der die Rücksicht auf den Holocaust unser Fühlen und Denken bestimmt: daß er uns als unsere ewige Schuld und zugleich als ein schlechthin unbegreifliches Geschehen vergegenwärtigt wird und jeder Versuch, sich der Geschichte auch insoweit begreifend zu nähern, als Tabuverletzung geahndet wird. Man denke hier nur an die emotionalen Ausschweifungen im sogenannten Historikerstreit
um die Thesen von Ernst Nolte.

Der verordnete – und jetzt sogar strafrechtlich geschützte – Holocaust-Gedächtniskult ist verwurzelt in der Umerziehungsideologie, die den Deutschen als Folge ihrer militärischen Niederlage von den westlichen Besatzungsmächten übergestülpt worden ist. In der sowjetischen Besatzungszone lagen die Dinge ganz anders. Hier wurden die Vernichtungsaktionen der Nazis als Teil der Fäulniserscheinungen des kapitalistischen Systems verbucht. Es galt das Stalinwort: "Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk aber bleibt bestehen."

Mit den amerikanischen Truppen kamen 1945 auch die Soldaten der psychologischen Kriegsführung nach Deutschland. Es waren überwiegend dem Neo-Freudismus anhängende Psychologen und Soziologen. In der Nachfolge von Karl Abraham, aber auch der Väter der Frankfurter Schule, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, führten sie das "Phänomen" des Hitlerismus im deutschen Volke auf den "autoritären Charakter" der Deutschen zurück. Diese Doktrin war im Mai 1944 vom American Jewish Congress als maßgebliche Interpretation des Zeitgeschehens in Europa approbiert und auf diese Weise in den USA zur herrschenden Lehre geworden.9 In Deutschland durften nach der Niederlage nur von den Besatzungsmächten lizensierte Persönlichkeiten sich öffentlich äußern. Mit ihrer Lizenz-Politik haben die Alliierten sichergestellt, daß die von der American Jewish Conference approbierte Deutung über die Medien auch in Westdeutschland die kulturelle Hegemonie erlangte – bis heute. Eine freie wissenschaftliche Debatte zu diesem Thema hat in Deutschland bis heute nicht stattgefunden. In jüngster Vergangenheit hat sie durch Daniel Goldhagen ihre Übersteigung ins Absurde erfahren, dessen Provokationen – ganz gegen die Intentionen seiner Sponsoren – jetzt die Wiederaufnahme der Debatte erzwingen. Sie wird in erster Linie auch von jüdischen Holocaustforschern10 geführt. Sie ist aber auch mit Rücksicht auf die Wiedervereinigung Deutschlands notwendig. Es wäre ein Akt der kulturellen Aggression, wollte man die 16 Millionen hinzugekommenen Deutschen per Strafgesetz (Paragraph 130 Strafgesetzbuch) zwingen, sich der neofreudistischen Deutung der deutschen Geschichte und den damit verbundenen Tabus zu unterwerfen.

Als "autoritäre Charakterhaltung" galt die Neigung des Individuums, "Teil eines größeren, mächtigeren Ganzen außerhalb des eigenen Ichs zu werden, in ihm unterzutauchen und darin aufzugehen. Diese Macht kann ein Mensch, eine Institution, kann Gott, Volk, Gewissen oder eine Zwangsidee sein." (Abraham)11

Das ist eine Beschreibung dessen, was in Religionswissenschaft und Philosophie als "Religiosität" beziehungsweise Frömmigkeit bezeichnet wird.

Dieses Zitat verdeutlicht also, daß Angriffspunkt der psychologischen Kriegsführung beziehungsweise der Umerziehung die Religiosität der Deutschen als solche war. Sie sollte "ausgerottet" werden. Doch die Religiosität läßt sich nicht "ausrotten" – bei keinem Volk. Es ist gerade die – philosophisch geklärte – Religiosität, die einen den Intellekt und das Gefühl gleichermaßen befriedigenden Zugang zum Begreifen des Holocaust eröffnet.

Ein religiöser Bezug des Holocaust ist nicht zu übersehen, wenn man die bereits erwähnte Himmlerrede mit 5. Mose 7,1 vergleicht und 1. Sam. 15,1–19 liest, wo Gott dem Volk Israel den Völkermord gebietet (1. Sam. 15,3): "So zieh nun hin und schlag Amalek und vollstrecke den Bann an ihm und an allem, was es hat; verschone sie nicht, sondern töte Mann und Frau, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel."

Die Abwehr des Fremden, deren Extrem die Vernichtung des Anderen ist, kann nur philosophisch verstanden werden. Sie ist nicht auf psychologische "Strukturen" oder "anthropologische Konstanten" rückführbar. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: diese strukturalen beziehungsweise funktionalen Erscheinungen sind selbst Ausdruck, das heißt Daseinswert logischer Zusammenhänge, die vollkommen erst in der Religionsphilosophie erkannt werden. Dieses Erkennen wird nicht mehr ausweichen wollen in jenes hilflose und unwürdige Feilschen, ob es denn wirklich sechs Millionen Juden waren, die die Deutschen umgebracht haben, oder nur zwei Millionen.

Die Wirklichkeit am Ende des "schrecklichen Jahrhunderts" entzieht jetzt der Lehre, die den Holocaust auf Charaktereigenschaft eines bestimmten Volkes zurückführt, den Boden. Jürgen Habermas, das geistliche Oberhaupt der Frankfurter Schule, hat für die Apostel der "multi-kulturellen" Gesellschaft unlängst den überfälligen Offenbarungseid geleistet. Mit Blick auf die Tragödie im ehemaligen Jugoslawien schrieb er, in ihr zeige sich "die Lebenskraft eines in den Sozialwissenschaften mehr oder weniger vergessenen Phänomens". Die politische Zukunft scheine heute wieder den "Herkunftsmächten" zu gehören. Er meint damit "Religion, kirchlich verfaßte Konfession einerseits und Nation andererseits"12.

Dieses Eingeständnis verdient gründliches Nachdenken über seine Tragweite: Diese Sozialwissenschaftler haben eben mal "vergessen", was weltweit eine endlose Kette von politischen Beben und schließlich einen Weltbrand verursacht hat, der unserem Jahrhundert den Stempel aufdrückt. Wie konnte man das "vergessen"? Horkheimer und Adorno, Kenner der Hegelschen Philosophie und des Alten Testamentes, haben durchaus auch eine andere – geistgeschichtliche – Deutung des Holocaust gesehen. Mit ihrer These, daß Auschwitz nicht eine Abirrung vom Wege der Aufklärung, sondern deren Vollendung war, haben sie die Tür zur Erkenntnis des vermeintlich Unbegreiflichen einen Spalt breit geöffnet – aber sogleich wieder verschlossen.

Die Frankfurter Schule hat in Wirklichkeit nichts "vergessen", vielmehr ist sie angetreten mit dem Vorsatz, die geistigen Grundlagen der Deutschen – ihre Religion, ihr Geschichtsbild, ihre Traditionen, ihre Philosophie – zu zerstören, um sie ihrer Identität zu berauben. Das Ziel der Umerziehung war nach den Worten von Bertram Schaffer, eines ihrer Protagonisten, den Charakter der Deutschen "zum Wohl der Mehrheit der Männer und Frauen, die außerhalb Deutschlands leben, umzuformen."13

Das von Habermas behauptete "Vergessen" ist nichts anderes als Gehorsam gegen ein von den "Umerziehern" erlassenes Denkverbot, die Weigerung, die Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen. Mit Wissenschaft hat das nichts zu tun.

Wiederum ist es die Wirklichkeit, die am Ende des 20. Jahrhunderts zu neuen Gedanken und zu neuem Denken überhaupt drängt.14

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die die Hauptlast des Widerstandes gegen die imperialen Pläne der Deutschen getragen hat, stellt sich das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges noch einmal anders dar: Besiegt worden ist nicht nur Deutschland, sondern das System der europäischen Nationalstaaten als Ganzes. Die europäischen Mächte wurden zu Ver-sallen ihrer jeweiligen Protektoratsmacht. Die Grenzen, die dem amerikanischen Führungsanspruch durch die Sowjetunion gesteckt waren, sind verschwunden. Dieser Umstand ermöglicht jetzt den Europäern eine veränderte Selbstwahrnehmung. Ihnen dämmert die Erkenntnis, daß die USA ihrer Dominanz – der pax americana – zusätzlich zu den Institutionen des Freihandels (Bretton Woods, GATT, IWF, BIZ und Weltbank) in Westeuropa ein ideologisches Fundament geschaffen haben: So wie im Mittelalter die Sieger die Burgen ihrer besiegten Gegner schleifen ließen, so ließ die westliche Siegermacht – im Unterschied zur Sowjetunion – das Nationalbewußtsein, die letzte Feste für den Widerstand gegen das Regiment des globalen Spekulationskapitals, schleifen. Jenes "Vergessen" der Frankfurter Schule ist der operative Kern der neoliberalen Ideologien. Deren Propheten bemühen sich unter der Schirmherrschaft der USA seit einem halben Jahrhundert, das Selbstbewußtsein der Völker und Nationen als "unmodern", den Nationalstaat als "unaufgehobene Vergangenheit", die endlich aufzuheben sei, erscheinen zu lassen. Sie proklamieren das "global village", propagieren die "Weltregierung" und wollen doch nur, daß die finanzielle Spekulation auf keinerlei Grenzen mehr stößt. Das Ergebnis dieser Anstrengungen wird jetzt sichtbar: Es ist letztlich die Anarchie der denationalisierten Finanzkapitalfonds.

Deutschland mit seiner prekären Geschichtslast spielt hier eine Sonderrolle: Der hier erreichte "Wohlstand für alle" wirkt auf die Migranten wie ein Magnet auf Eisenpartikel. Gleichzeitig lähmt die begriffslose Vergegenwärtigung der Nazi-Verbrechen – fälschlich "Erinnern" genannt – nachhaltig unseren Selbsterhaltungswillen als Nation. So sind wir zu einem Labor geworden für den Versuch, eine große Nation "friedlich" einzuschmelzen. Das so entstehende Gebilde wird das "trojanische Pferd" innerhalb der Mauern des europäischen Nationenverbandes. Den Deutschen, die bald schon gar kein Volk mehr sind, fällt die Aufgabe zu, Europa zu denationalisieren, das heißt dem Finanzkapital restlos auszuliefern (man denke hier an das vorerst am Widerstand Frankreichs gescheiterte MAI)!

Das ist der wirkmächtige Hintergrund der für die Deutschen – und nur für sie – geltenden Tabuisierung der "Nationalen Frage". Im Namen einer durch nichts ausgewiesenen Moral wird uns zugemutet, die innere Vertreibung aus unserer Heimat widerstandslos hinzunehmen. Es ist politisch nicht korrekt – ja geradezu als "rechtsextremistisch" verpönt –, die sich abzeichnende Überfremdung unseres Lebensraumes zu thematisieren. Doch: "Schweigen hat seine Zeit, Reden hat seine Zeit", Pred. 3,7. Jetzt ist es Zeit zu reden. Und uns bleibt nicht mehr viel Zeit, die Auslöschung unseres Volkes durch Reden, das heißt durch Überzeugungsarbeit, abzuwenden. Schluß folgt

9 Schrenck-Notzing, Charakterwäsche, Berlin 1996, S. 188ff.

10 z. B. Finkelstein/Birn, Eine Nation auf dem Prüfstand, Hildesheim 1998, und die sich daraus entwickelnde Debatte im Internet

11 zitiert nach Schrenck-Notzing a.a.O. S. 119

12 Habermas, Die Einbeziehung der Anderen, 2. Aufl., 1997, S. 154

13 zitiert nach Schrenck-Notzing, a.a.O. S. 140

14 vgl. den Artikel von Wilhelm Schmidt, Die Wiederkehr der Wirklichkeit, "Tagesspiegel" vom 6. November 1998

 
     
     
 
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