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Krach auf dem Amt

 
     
 
Schon kleinste Einschnitte in die sozialen Netze riefen bislang oft enormen Widerstand bei den Betroffenen hervor. Pöbelnde, ja prügelnde Sozialhilfeempfänger sind seit langem der Albtraum der Sozialamts-Mitarbeiter, die immer öfter die Polizei zu Hilfe rufen mußten. Nun aber droht es ganz dicke zu kommen: Die Berliner Polizei muß sich - als hätte sie sonst nichts zu tun! - auf sprunghaft
vermehrte Einsätze in den Jobcentern einrichten. Wenn "Hartz IV" in Kraft tritt, rechnen die Hüter von Recht und Ordnung mit Randale auf dem Arbeitsamt. "Da kann man sich vorstellen, daß ab Januar in den Jobcentern die Emotionen hochkochen", warnt Detlef Rieffenstahl, Chef der Berliner Polizeigewerkschaft.

Was genau verändert sich ab Januar? Wer länger als ein Jahr arbeitslos ist, fällt in die Sozialhilfe, Vermögen (auch Lebensversicherungen etc.) bis 200 Euro pro Lebensjahr werden de facto Schritt für Schritt weggepfändet. Doch der Weg gerade für ältere Arbeitslose zurück in den ersten Arbeitsmarkt bleibt mindestens so schwierig wie eh und je. Hier verhindert groteske Überregulierung zahllose schnelle Neueinstellungen - ältere Erwerbslose geraten in die Falle.

Werden ab Januar also die Fetzen fliegen, wenn die Betroffenen im neuen Jobcenter mit ihrer sozialen Deklassierung konfrontiert werden? "Bei uns wurden schon Mitarbeiter bespuckt und verbal angegriffen", berichtet der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte Joachim Zeller (CDU). Es sei nicht auszuschließen, daß "in Zukunft aus Enttäuschung Aggression" werde.

Im Sozialamt Treptow-Köpenick wird es neben einem Wachschutz einen Alarmknopf geben. Wie in einer Bank - für Überfälle. In Berlins Sorgenbezirk Neukölln ereigneten sich auch ohne "Hartz IV" bereits zahlreiche Übergriffe: Scheiben und Türen gingen zu Bruch. Sogar eine Bombenattrappe wurde plaziert.

Dies sind Auswüchse einer entsolidarisierten Gemeinschaft. Wem nützt eine Bombe im Sozialamt? Niemandem. Fielen bislang jedoch vor allem "Dauerempfänger" ohne erkennbaren Arbeitswillen durch grobe Übergriffe auf, so könnten bald gewöhnliche Menschen, die aufgrund hoher gesetzlicher und tarifvertraglicher Hürden keinen Weg in reguläre Arbeit mehr finden und nun ins Bodenlose stürzen, auf den Ämtern die Fassung verlieren.

Ausbaden müssen das die kleinen Angestellten am Tresen im Jobcenter und die Berliner Polizisten. Ist das der "gerechte Ausgleich in Deutschland", von dem die Bundesregierung in einer Anzeigenserie strahlend schwärmt?

 
     
     
 
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