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Kriegs-Gewinner und -Verlierer

 
     
 
Kriegs-Gewinner und -Verlierer
Deutschland - politisches und militärisches Leichtgewicht Auf einmal wollen alle zu den Kriegsgewinnern gehören. Seit auch die Bedenkenträger mit „erdrückenden Beweisen“ davon überzeugt worden sind, daß die Spur des Terrors von New York eindeutig zu Osama bin Laden, der Spinne im Netz des internationalen Terrorismus
, führt, stehen alle an der imaginären Front. Pausenlos wird die „uneingeschränkte Unterstützung“ versichert. Fernsehen und Zeitungen überschlagen sich mit Reportagen. Zappen hilft nicht. Auf allen Kanälen ist Krieg. Überall sieht man die finster entschlossenen Minen des Kanzlers und seines Kriegspumuckls Scharping sowie des Vize Fischer, der fast schon so viele Falten zwischen Schopf und Kinn aufweist wie weiland sein Vorgänger Genscher. Showdown in Berlin. Aber den deutschen Cowboys mit der Hand am Revolver steht niemand gegenüber. Die Allee ist leer, am Kurfürstendamm flanieren die Touristen in der milden Herbstsonne. Dunkel erinnert sich der eine oder andere Bürger: Wie war das noch mit den Cowboys im Oval Office?

Die Texaner in Washington erweisen sich nicht nur als besonnene Politiker, sie sind auch absolute Profis im Umgang mit den Medien. Nach jeder Angriffswelle erklären der Präsident, der Außen- oder Verteidigungsminister den Journalisten die Lage. Sie haben etwas zu sagen, während der Kanzler und sein Vize eher lächerlich wirken mit ihren bekannten Formulierungen.

Terrorkriege sind Medienkriege. Das Gesetz der freien Mediendemokratien aber ist ihre Meinungspluralität. Deshalb betrach- tet sich der Westen auch in vielen Spiegeln, die autoritär regierten Länder in Nahost dagegen sehen sich nur auf Plakaten. Deshalb liegt die Propaganda in islamischen Staaten so nah an der Desinformation und geht sie in freien Mediendemokratien kaum über den Versuch der Manipulation hinaus. Wer zu dick aufträgt, wird von der Konkurrenz aufgespießt. Dieses Element der Konkurrenz aber fehlt im Nahen und Mittleren Osten.

Bis auf Scharping werden die deutschen Politiker kaum zu den Kriegsgewinnern zählen. Natürlich profitiert auch Deutschland letztlich davon, daß der internationale Terrorismus eingedämmt wird. Aber die fast verzweifelte Suche nach einer Beteiligung am Kriegsgeschehen zeigt, wie sehr die Bedeutung Deutschlands gesunken ist. Das Schwert ist die Achse der Welt, sagte de Gaulle einmal. Wenn es darauf ankommt, zählt die militärische Stärke. Und über die verfügt Deutschland nicht mehr in ausreichendem Maß. Die Regierungen der letzten zehn Jahre haben die Bundeswehr als finanziellen Steinbruch genommen, es wurde viel über Reform und Umrüstung geredet, gehandelt wurde vor allem bei der Kürzung des Budgets. In diesen Krisenzeiten gewinnt das Diktum vom „wirtschaftlichen Riesen und politischen Zwerg“ scharfe Kontur. Man ist schon froh, ein paar Leute in den Awacs-Aufklärungsfliegern zu haben, auch wenn die eigentlich nicht gebraucht werden. Der Terrorkrieg bringt es an den Tag: Deutschland entspricht militärisch und politisch heute eher einem Gartenzwerg im Park der Weltpolitik.

Hier geht es nicht nur um militärische Macht. Der Einsatz ist politisch. Und er ist soziokulturell. Die Reise des US-Verteidigungsministers Rumsfeld in vier islamische Länder kurz vor der ersten Welle der Luftangriffe wies auf die Bruchstelle hin: Weder die Saudis noch Kairo wollen ihre Länder für einen Angriff auf ein islamisches Land zur Verfügung stellen. Und sei es das Regime der Taliban. Man fürchtet Aufruhr in der eigenen Bevölkerung. In den islamischen Ländern unterscheidet man offenbar nicht so scharf zwischen gütigem und radikalem Islam wie im Westen. Man ist sich bewußt, daß die Wurzeln aus demselben Boden kommen, daß das radikale Denken eine Rennaissance erlebt, die man im Westen nicht wahrhaben will.

Hier ist auch ein weiterer Gewinner der Terror-Krise: der einfache Bürger. Man interessiert sich für den Islam, der Run auf die Büchereien belegt zudem, daß das Volk der Dichter und Denker sich mit den medialen Häppchen in Talkshows und Zeitungen nicht zufrieden gibt. Man will wissen, wie diese Menschen denken, die ja auch mitten unter uns leben. Es wäre ein Gewinn auch für die Politik, bei der Ausbildung in Schule, Universität und auch bei der Bundeswehr intensiver auf die Denkstrukturen in diesem soziokulturellen Raum einzugehen.

Diese Herausforderung hat die Politik noch nicht begriffen. Sie relativiert die Religionen, statt ihre Unterschiede zu benennen. Diese Unterschiede zu akzeptieren, das heißt Toleranz. Alles einzuebnen und die Glasur der Nettigkeit darüber auszugießen führt am Ende zur Selbstaufgabe. Die Muslims tun das nicht - zu Recht. In diesem Punkt sollten wir uns ein Beispiel an ihnen nehmen und uns auf die Stärken und Schönheiten des Christentums besinnen.

 
     
     
 
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