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Letzte Bitte um Vertrauen

 
     
 
"Der taz geht es wirklich schlecht", meinte die angesehene "Frankfurte Allgemeine Zeitung" (FAZ) über den derzeit wieder einmal beklagenswerten Zustand de linken bundesdeutschen Flaggschiffs "tageszeitung". Recht hat sie, die FAZ Inzwischen droht der "taz" die Überschuldung. Das heißt: Der Verlag verfüg nicht mehr über genügend Eigenkapital, um die aufgelaufenen Verluste zu decken. Mit de Überschuldung droht regelmäßig der Konkurs. Das ist nicht zuletzt auch darau zurückzuführen, daß der Wert der Immobilie in der Berliner Kochstraße, in der da Hauptquartier der Zeitung untergebracht ist, laut einem Gutachten von 11,5 Millionen au 9,8 Millionen herabgestuft wurde. Der Gesamtbilanzverlust des Blattes hat sich inzwische auf stolze 13,6 Millionen Mark aufgelaufen.

Seit 1991 kämpft man mit mehr oder weniger phantasievollen Aktionen gegen dies Überschuldung durch Abonnentenwerbeaktionen an. Seit neuestem versucht die Zeitung sic wieder einmal in einer Rettungsaktion in eigener Sache. "taz muß sein", heiß es in jeder neuen Ausgabe. "Spiegel"-Chef Rudolf Augstein
bittet dabei ebenso u neue "taz"-Abonnenten wie die Grüne Antje Radcke oder Ex-PDS-Chef Gregor Gysi Komiker Harald Schmidt wirbt in gleicher Weise um Vertrauen für die "größt Schülerzeitung der Bundesrepublik" (die "taz" über sich selbst) wie die PDS-Berufsjugendliche Angela Marquardt.

Doch aus den Schülern des Gründungsjahres 1978 sind angegraute Herrschaften geworden Und die jüngeren Leser orientieren sich inzwischen anders. So stagnieren die Leserzahlen Mindestens 50 000 bezahlte Abonnements bräuchte die Zeitung nach eigenen Angaben, u wirtschaftlich arbeiten zu können. Derzeit sind es gerade einmal 47 500. Und es sieh erneut nicht so aus, als ob es dieses Mal klappen könnte. Im Gegenteil: Seit Jahren sink die Abonnentenzahl dramatisch: Noch 50 700 waren es im Jahre 1997 gewesen. An diese Entwicklung konnten auch zwischenzeitliche "Erpressungs"-Aktionen (5000 neu Abos oder wir machen Schluß!) dauerhaft nichts ändern. Mit Schrecken mußten die Initiatoren feststellen, daß sich trotz Riesenaufwandes per saldo praktisch kein neue Abonnent gefunden hatte.

Auf diese Weise läßt sich allerdings keinesfalls weiterwursteln. Trotz Einsparunge bleiben die Kosten hoch: Die "taz" leistet sich unter anderem Lokalredaktione in Berlin, Hamburg, Bremen sowie eine Nordrhein-Westfalen-Ausgabe mit Unterabteilungen in Bochum, Münster und Düsseldorf. So etwas finanziert sich nicht so schnell nebenbei.

taz-Chefredakteurin Bascha Mika hat inzwischen bereits damit gedroht, ihre Position zu Verfügung zu stellen, falls die wirtschaftliche Lage sich weiter zuspitzen sollte, u sich nach einer sichereren Arbeitsstelle umzuschauen. Im Falle der Notwendigkeit vo Kündigungen, so Mika, läge ihre Kündigung "als erste auf dem Tisch". Dabe ist eine Reduzierung der Zahl der 153 Mitarbeiter längst beschlossene Sache. Nun soll da Licht aus dem Osten kommen. "Türkische Mitbürger sollen die taz retten" freute sich die linksliberale "Süddeutsche Zeitung". Denn seit kurzem verfüg die "taz" über eine wöchentlich erscheinende zweisprachige Beilage namen "Persembe" ("Donnerstag"). Allwöchentlich rettet dort die radebrechende Comicfigur "Kanakmän" die türkischen Leser vor Unbilden, die ihnen üblicherweise im fremden Deutschland drohen. "Persembe" wird – wirtschaftlich unabhängig von der "taz" – von einer eigenen GmbH gehalten in denen türkische Geschäftsleute die Mehrheit haben. Im Gegenzug erhäl "Persembe" Geld für jedes geworbene "taz"-Abonnement. Ähnlich deutsch-türkische Vorhaben sind, wie jüngst ein Hochglanz-Zeitgeistmagazin, allerding noch stets mangels Nachfrage kulturell integrierter Türken gescheitert, die lieber ei klassisches, rein türkisches Blatt kauften. Würde sich diese Kooperation jedoc bewähren, könnte die "taz" auch in wirtschaftliche Abhängigkeit zu eine weiteren Multikulti-Lobby geraten.

Sollte bis Dezember keinerlei Besserung eingetreten sein, könnte es mit de "taz" aus sein. Kenner der Szenerie rechnen allerdings damit, daß – wi immer – vorher noch einmal ein oder mehrere ungenannte "weiße Ritter" auftauchen und der Zeitung im letzten Moment aus alter 68er-Verbundenheit mit eine größeren Geldsumme beispringen.

Möglich scheint indes auch ein Neuanfang nach einem Konkurs, wie dies bereits ander linke Blätter wie "Konkret" und "Junge Welt" durchexerziert haben Falls die neue Aktion wieder keinen Erfolg zeitige, dann, so deutete die derzeitig "taz"-Chefredakteurin dunkel an, "müßten wir uns überlegen, ob wir die ,taz‘ im nächsten Jahr wieder aufmachen". G.X.
 
     
     
 
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