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Ludwig Rosenfelder

 
     
 
Vor 185 Jahren, am 18. Juli 1813, wurde in Breslau ein Mann geboren, der mit seinem Wirken ein wichtiges Kapitel ostdeutscher Kunst- und Kulturgeschichte schreiben sollte: Karl Ludwig Julius Rosenfelder. Zunächst erlernte er – auf Wunsch der Eltern – einen "vernünftigen" Beruf und wurde Uhrmacher. Dann jedoch gab er seinen Neigungen nach und besuchte die Berliner Kunstakademie. Hensel und Ternitz waren dort von 1832 bis 1836 seine Lehrer, die den begabten Schüler förderten. Aber auch in Franz Kugler, Christian Rauch und Karl Begas fand Rosenfelder hervorragende Lehrer. Erste Arbeiten wurden in Danzig angekauft, von dort und aus Stettin kamen auch erste Aufträge. Ein weiterer Auftraggeber war kein Geringerer als König Friedrich Wilhelm IV.

Sein Gemälde, die Befreiung des Danziger Reformators Pancratius Klemm darstellend, fand so große Anerkennung, daß der Breslauer 1843 zum ordentlichen Mitglied der Kgl. Preußischen Akademie der Künste
in Berlin ernannt wurde. Gottfried Schadow: "Rosenfelder hatte den Moment dargestellt, wie die Bürger von Danzig empört über die Gefangennehmung ihres geliebten evangelischen Predigers den bischöflichen Palast, in welchem derselbe gefangen saß, bestürmen wollen, und nun der Bischof, umgeben von seiner Geistlichkeit, heraustritt, und den Reformator den Bürgern mit den Worten übergibt: da habt ihr ihn. Dieses Gemälde kann mit Recht zu denen gezählt werden, die sich selbst aussprechen. Es bringt eine überraschende Wirkung hervor" (in "Kunstwerke und Kunstansichten").

Ein Jahr später wurde Rosenfelder zum Vorsitzenden des Vereins Berliner Künstler gewählt, eine Institution, die sich als Protest gegen die akademischen Maler des 1814 von Schadow gegründeten Berlinischen Künstlervereins sah. Rosenfelder hatte den Verein Berliner Künstler gemeinsam mit gleichgesinnten Malerkollegen 1841 in seinem Atelier in der Berliner Artilleriestraße ins Leben gerufen – kurioserweise vor dem damals noch unfertigen Bild der "Befreiung".

Im Jahr 1845 folgte Rosenfelder nach einigem Zögern dem Ruf nach Königsberg, um dort an der neu gegründeten Kunstakademie das Direktorat zu übernehmen. Franz Kugler schrieb empfehlend über seinen Schüler: "Rosenfelder hat sich öffentlich nicht als ein vielschöpferisches Talent gezeigt, vielleicht ist er es auch nicht; unter Umständen halte ich das jedoch mehr für ein Lob als einen Tadel, dagegen hat er – und hierbei berufe ich mich auf das Urteil der Künstler wie namentlich Rauchs, mit dem ich über ihn gesprochen – vollkommen innere Rüstigkeit und dasjenige Streben nach unbedingt künstlerischer Durchbildung, das sich mit einem oberflächlichen Abschälen poetischer Ideen auf keine Weise begnügt. Er ist jung, aber nicht zu jung, hat eine entschiedene Richtung und ist, wie er mir wenigstens erschienen, bescheiden, willig und fügsam. Endlich ist seine Richtung entschieden offen, historisch, nationell und rationell ... und somit ganz das in der Kunst, was in Königsberg sich in Wissenschaft und Leben geltend zu machen sucht." In seiner fast 30jährigen Amtszeit hat Rosenfelder viele bedeutende Lehrer in den Nordosten gezogen oder dort gehalten; an dieser Stelle seien nur Namen wie Heydeck, Neide, Knorr und Reusch genannt. Eigene Werke des Historienmalers Rosenfelder waren in der Aula der Königsberger Universität, in der evangelischen Kirche in Rastenburg und im Hochmeisterremter der Marienburg zu sehen. Als Anerkennung für diese Arbeit ihres Direktors erhielt die Akademie die Rechte, Prüfungen für Zeichenlehrer an Gymnasien, höhere Bürger- und Realschulen vorzunehmen. – Zwei Werke des Breslauers sind heute – als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland – im Ostdeutschen Landesmuseum in Lüneburg zu sehen: Rienzi im Gefängnis zu Avignon, entstanden 1838, und Die Medizin oder Hippokrates am Krankenbett, entstanden um 1863 als Vorarbeit für das Wandbild in der Aula der Königsberger Universität.

Seine eigentliche Aufgabe aber sah Rosenfelder, der mit dem Roten-Adler-Orden IV. Kl. ausgezeichnet wurde, vor allem in der Ausbildung junger Künstler. Aus anfangs drei (!) Schülern wurden bald 16. Der Kunsthistoriker Dr. Günter Krüger, ein ausgezeichneter Fachmann für die Geschichte der Kunstakademie, erläutert die Entwicklung der Ausbildung zu Zeiten von Rosenfelders Direktorat: "Im Schuljahr Oktober 1852 bis Oktober 1853 wurden die Unterrichte noch erweitert. Zu den bisherigen acht Klassen des Vorbereitungsunterrichts trat als neunte die Kompositionsklasse, die von Direktor Rosenfelder persönlich geleitet wurde. Es folgten dann die drei Malklassen, die der Landschaftsmaler, die Studien-Malklasse und die der Genre- und Historienmaler, als letzte erscheint die Kupferstecherklasse. Für die jeweils Besten aus der Malklasse, der Landschaftsklasse und dem Aktsaal wurden seit 1850 aufgrund eines Beschlusses der Lehrerkonferenz Geldpreise, Belobigungen und hin und wieder sogar Stipendien vergeben." Darüber hinaus ist es Ludwig Rosenfelder zu verdanken, daß die Bibliothek der Akademie auf mehrere tausend Exemplare anwuchs. Auch konnten 1860 die Räume der früheren Provinzial-Kunst- und Zeichen-Schule ausgebaut und für die Akademie genutzt werden. Ein "Verein der Kunstfreunde zu Königsberg" förderte hoffnungsvolle Talente und Schüler der Akademie durch Ankäufe.

Nach 29 Jahren im Dienst der Kunst reichte Karl Ludwig Julius Rosenfelder am 24. Juni 1874 seinen Abschied ein. Max Schmidt übernahm für einige Zeit die Vertretung des Direktors, bis Carl Steffeck 1880 – ebenfalls aus Berlin – dem Ruf nach Königsberg folgte. – Ludwig Rosenfelder starb am 18. April 1881 in Königsberg, der Stadt, der er mit seinem Wirken für die Kunst und junge Künstler so sehr viel gegeben hat.Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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