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Mit einem Festakt im Bad Iburger Schloß wurde kürzlich ein bislang einmaliges Ereignis gefeiert: Im Rahmen des 25. Kreistreffens der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land unterzeichneten der Landkreis Allenstein und die Kreisgemeinschaft einen Partnerschaftsvertrag. Dank des Landkreises Osnabrück, der in den Festsaal des Schlosses eingeladen hatte, geriet die Unterzeichnung zu einem würdigen Festakt. In dem mit Fahnen und Blume
n festlich geschmückten Saal konnte der Landrat von Osnabrück, Manfred Hugo, Landrat Adam Sierzputowski, Oberkreisdirektor Andrezej Szeniawski sowie weitere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Landkreis Allenstein als Gäste begrüßen. Neben dem Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land, Leo Michalski, dem Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland, Erika Steinbach, sowie weiteren Vertretern der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land nahmen auch die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen und die Repräsentanten der Städte und Gemeinden im Landkreis Osnabrück teil. Der Landkreis Osnabrück unterhält seit über 40 Jahren die Patenschaft zur Kreisgmeinschaft Allenstein-Land und seit über fünf Jahren eine Partnerschaft mit dem Landkreis Allenstein in der Heimat. Daß es den Vertretern des Landkreises Osnabrück dabei um mehr geht, als um eine unverbindliche Begegnung mit den polnischen Nachbarn, machte Landrat Manfred Hugo in seinem Grußwort deutlich. Er betonte, daß Partnerschaft nicht verordnet werden könne, sondern sich entwickeln müsse. So sei dieser bundesweit einmalige Vertrag - auf Landkreisebene - zwischen den ehemaligen Bewohnern und den heutigen ein wichtiger Schritt zur Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen. "Die neue Partnerschaft ist wichtig für den Landkreis Osnabrück sowie die Städte und Gemeinden, insbesondere aber auch für den Landkreis Olsztyn (Allenstein) und dessen Städte und Gemeinden, um an Unterstützung und Förderung durch die Europäische Union bei gemeinsamen Vorhaben Anteil zu nehmen", unterstrich Hugo. Neben unterschiedlichen Einschätzungen und schmerzhafter Vergangenheitsbewältigung sollten auch das freudige Erleben von Neuem, herzliche Gastfreundschaft und ehrliches Aufeinanderzugehen im Mittelpunkt der Partnerschaft stehen, so Hugo.

Auch Kreisvertreter Leo Michalski hob in seiner Ansprache die Bedeutung des deutsch-polnischen Vertrages hervor. Er bedeute eine neue Dimension für das Miteinander beider Partner. Ziel sei eine aktive Zusammenarbeit und die Zukunftsgestaltung in einem vereinten Europa: "Beide Partner erklären sich durch ihre Unterzeichnung bereit, durch Erfahrungsaustausch und Zusam- menarbeit in kommunalen Aufgabenbereichen einen Beitrag zum Zusammenwachsen Europas auf kommunaler Ebene zu leisten", erläuterte Michalski. Seinen besonderen Dank richtete Michalski an Manfred Hugo sowie an den Bundestagsabgeordneten Georg Schirmbeck, die Landtagsabgeordnete Irmgard Vogelsang und den Partnerschaftsbeauftragten Heinz Finkemeyer, ohne deren Unterstützung die Ratifizierung des Vertrages in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Der großzügigen Hilfe des Landkreises Osnabrück sei es auch zu verdanken, daß Kulturgüter in der Heimat erhalten werden könnten.

Mit einbezogen in den Vertrag ist auch die Deutsche Minderheit, deren Status hierdurch auch im Bezug auf die Sicherung der Volksgruppenrechte und Minderheitenrechte im kommunalen Bereich eine Aufwertung erfährt.

Der Landrat des Landkreises Allenstein, Adam Sierzputowski, beschrieb den langen Weg, den man bis zur Unterzeichnung des Vertrages gegangen sei. Er habe in den Köpfen begonnen und habe bis heute angedauert. Entscheidend seien das Aufeinanderzugehen - trotz unterschiedlicher Perspektiven und Standpunkte - und das Bewahren freundschaftlicher Gefühle für einander.

Der apostolische Visitator für das Ermland, Dr. Schlegel, bezeichnete den Vertrag als Baustein für eine Brücke des Friedens. Er diene der Verständigung der Völker.

Auch Erika Steinbach bezeichnete in seinem Festvortrag den Vertrag als ein Pilotprojekt und "... ein Werk, das in eine europäische Zukunft weist". Er wußte das partnerschaftliche Abkommen in den seit 1991 stetig voranschreitenden deutsch-polnischen Normalisierungsprozeß einzuordnen, zu dem die Heimatvertriebenen in ganz besonderem Maße beitragen würden: "Wäre diese große Gruppe von Beginn an in den Normalisierungsprozeß durch die Politik eingebunden worden, wäre ihr ein aktiver Part dabei zugebilligt worden, wären wir heute weiter beim partnerschaftlichen Miteinander mit unseren Gesellschaften. Mit dem Ausgrenzen der deutschen Vertriebenen beim deutsch-polnischen Vertragswerk 1990/91 wurde manches tabuisiert, was hätte ausgesprochen werden müssen." Deshalb bewertete Meier es als besonders erfreulich, daß erstmalig unter dem großen Dach des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages ein Vertragswerk abgeschlossen wurde, bei dem der deutsche Partner eine Vertriebenenorganisation ist. "Dies erfüllt uns mit Freude, und wir bewerten es auch als Anerkennung der Arbeit der Aktion Freies Deutschland in der Heimat Ostdeutschland", so der Sprecher.

Nach der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde wurde die Feierstunde mit der gemeinsam gesungenen "Ode an die Freude" beschlossen. Dank der musikalischen Gestaltung durch den Chor "Nastyle" unter der Leitung von Mariola Ukowska aus Wartenburg sowie Julia Hertling am Klavier wurde dem Festakt eine beschwingte Atmosphäre verliehen.

Bei dem sich anschließenden Empfang, der stimmungsvoll von dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Schledehausen untermalt wurde, blieb ausreichend Zeit für Begegnungen und Gespräche. So bleibt zu hoffen, daß dieser Vertrag keine Ausnahme bleibt, sondern Anstoß und Vorbild für viele weitere Partnerschaften zwischen Landkreisen, Städten und Gemeinden in Deutschland und Polen wird. CvG

Treuer Wegbegleiter des Vertrages: Manfred Hugo, Landrat von Osnabrück, mit Dolmetscherin.

Ein in seiner Bedeutung zukunftsweisender Vertrag: Andrezej Szeniawski, Erika Steinbach, Manfred Hugo (obere Reihe ), Adam Sierzputowski und Leo Michalski ().
 
     
     
 
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