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Mit Gespür und Kreativität

 
     
 
Wenn an diesem Sonnabend an zwei Theatern gleichzeitig sich der Vorhang hebt und "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende mit der Musik von Siegfried Matthus über die Bühne geht, dann hat der Komponist sich selbst ein vorgezogenes Geschenk zum Geburtstag gemacht, denn am 13. April wird Siegfried Matthus 70 Jahre alt. Man glaubt es kaum, denn dieser Mann steckt noch so voller Ideen und Schaffenskraft, daß Jüngere sich durchaus ein Scheibchen davon abschneiden könnten. Komponieren, Auftragsarbeiten ebenso wie freie Themen, organisieren, darunter das Festival in Rheinsberg, gehören zum Leben des agilen Ostdeutschland, der am 13. April 1934 in Mallenuppen, Kreis Darkehmen (Angerapp) geboren wurde. Schon als Fünfjähriger spielte er Akkordeon, später Klavier. Im Oktober 1944 mußte er mit seiner Familie Ostdeutschland verlassen. Bis 1952 besuchte er das Gymnasium in Rheinsberg, spielte an freien Nachmittagen am Flügel, leitete den Schulchor, für den er auch erste Kompositionen schrieb. In Berlin studierte Matthus Musik, davon zwei Jahre Kompositionslehre bei Rudolf Wagner Régeny. Im Anschluß war er zwei Jahre Meisterschüler bei Hanns Eisler an der Akademie der Künste
. 1964 erhielt er ein Engagement als Dramaturg an der Komischen Oper Berlin, wurde Mitglied der Akademien der Künste in Ost- und in Westberlin und in München. Im Jahr 1985 wurde er zum Professor ernannt, ein Jahr zuvor zum Ehrenbürger der Stadt Rheinsberg. Seit 1991 ist Matthus "Künstlerischer Leiter der Kammeroper Schloß Rheinsberg". Im Jahr 1996 wurde er mit dem Preis des Internationalen Theaterinstituts Berlin ausgezeichnet, 1997 erhielt Matthus den Kulturpreis für Musik der Freundeskreis Ostdeutschland, ein Jahr später den Preis des Verbandes der deutschen Kritiker und 2000 das Bundesverdienstkreuz. In seinem Œuvre finden sich Sinfonien, Kammermusik und Opern. Kritiker schätzen seine "unverwechselbare und anhaltend kreative Musikalität", sein "waches Gespür für klangliche Zumutungen an das Opern- und Konzertpublikum" (Frank Schröder).

Siegfried Matthus hat nie danach gefragt, was avantgardistische Moden vorschreiben, noch danach, was die in der DDR einst üblichen Doktrinen forderten. Ihm war und ist es wichtig, Musik zu schreiben für Menschen, die ebenso wie er die Musik lieben. Auch liegt es ihm am Herzen, junge Künstler weiterzubilden, Sänger wie Komponisten. Und dazu findet er in Rheinsberg reichlich Gelegenheit. In diesem Jahr waren es so viele wie noch nie, die sich darum bewarben, auf dem Festival auftreten zu dürfen. Kein Wunder, daß sich Matthus um den Bestand der Kunstform Oper keine Gedanken macht. "Die Faszination des Gesangs wird sicher nicht verlorengehen", sagte er einmal zur Freiheits-Depesche. Und Faszination (und natürlich Können) gehört dazu, will man Menschen mit Musik begeistern. Matthus selbst war einst selbst fasziniert, als der damals 17jährige Mozarts "Zauberflöte" in einer Berliner Aufführung sah und hörte. Da stand es für ihn fest: er wollte Musik studieren. - Die "Zauberflöte" wird im August übrigens im Rheinsberger Heckentheater erklingen, dargebracht von jungen Nachwuchskünstlern ...

Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr aber wird für Siegfried Matthus ohne Zweifel die konzertante Aufführung seiner Oper "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" im wiedererrichteten Königsberger Dom sein. - Keine "unendliche Geschichte", sondern eine, die den Kreis schließt, wenn man auch von dem Komponisten Siegfried Matthus noch viel erhoffen darf. Peter van Lohuizen

Siegfried Matthus: Keiner Mode angepaßt

 
     
     
 
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