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Die „Ostdeutsche Galerie“ in Regensburg ist ein Museum mit ungewöhnlichem Profil. Seit ihrer Eröffnung 1970 zeigt sie vor allem Werke ost- und auslandsdeutscher Künstler aus der Zeit von etwa 1800 bis zur Gegenwart.

Eine reiche Sammlung mit Exponaten Daniel Chodowieckis, Adolph von Menzels, Lovis Corinths, Alfred Kubins, Käthe Kollwitz‘ und vieler anderer unterstreicht die Bedeutung von Ländern wie West- und Ostdeutschland, Schlesien oder Böhmen als deutsche Kulturlandschaften.

Weniger bekannte Namen repräsentieren
im Rahmen der Schausammlung und verschiedenster Sonderausstellungen auch das künstlerische Erbe Pommerns, des Baltikums, Mährens, Siebenbürgens und des Banats.

Diese Ausrichtung macht die Regensburger Galerie einzigartig unter allen Kunstmuseen und Sammlungen im deutschen Sprachraum. Und eben diese Einmaligkeit scheint im letzten Jahrzehnt zunehmend verloren zu gehen. Denn statt sich weiterhin auf ost- und auslandsdeutsche Künstler, Künstlerkolonien, besondere Traditionen und Stilausprägungen usw. zu konzentrieren - ein wahrlich unerschöpfliches Aufgabenfeld -, stehen immer mehr Arbeiten nicht-deutscher Künstler aus Ostmittel- und Südosteuropa im Blickpunkt.

Zweifellos spielen hierbei aktuelle Tendenzen in der bundesdeutschen Politik eine erhebliche Rolle, zumal das Museum von den staatlichen Subventionen abhängig ist. Im Falle des seit kurzem amtierenden neuen Direktors Pavel Lilka kommt noch dessen Herkunft hinzu. Als Tscheche fehlt dem 59jährigen vormaligen Leiter des „Hauses der Kunst“ im mährischen Brünn - verständlicherweise - die gefühlsmäßige Beziehung zum traditionellen Arbeitsgebiet der Ostdeutschen Galerie.

Lilka schwebt vielmehr, wie er in einem Zeitungsinterview verlauten ließ, eine Änderung des Namens in „Mittelosteuropa-Museum“ vor. Zur Begründung für die klare Abkehr von den Satzungszielen der Museumsstiftung erklärte der Direktor: „Mit den zahlreichen und weitgehenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen des letzten Jahrzehnts entstand eine neue gesamtpolitische Lage, die den ursprünglichen Auftrag der Ostdeutschen Galerie in Frage stellt.“

Lilkas Absage an den (ost)deutschen Dokumentationscharakter des Museums mündet in zeitgeistkoformen Formulierungen: „Der Blickwinkel muß auch in der Kunst auf Europa gelenkt werden. (...) Die vormals ostdeutschen Gebiete sind angesichts des vereinten Europa Bestandteil einer größeren Gemeinschaft. Das Interesse soll deshalb von der ostdeutschen auf die mittelosteuropäischen Künstler verlegt werden.“

Ob Lilka und diejenigen, die seine Wahl als Museumsdirektor befürworteten, auch bedacht haben, daß sie mit dem vermeintlich „modernen“ Kurswechsel die Existenz der Regensburger Galerie aufs Spiel setzen? - Denn mittelosteuropäische Kunst, also Gemälde, Graphiken oder Skulpturen von Polen, Tschechen, Esten, Ungarn, Rumänen, Kroaten usw., verspricht auf absehbare Zeit in Deutschland keine neuen, größeren Zielgruppen zu erreichen. Nicht unerhebliche Teile der bisherigen Besucher - nämlich die ostdeutschen Vertriebenen sowie die Aussiedler - könnten jedoch das Interesse an der Ostdeutschen Galerie verlieren.

Obendrein wird mittelelosteuropäische Kunst auch in Metropolen wie Berlin, Hamburg, München und Wien gezeigt - und dies häufig hochkarätiger. Oder man betrachtet sie gleich vor Ort, also in Warschau, Riga, Prag, Preßburg oder Budapest.

Genau genommen spricht nichts dafür, das bisherige Museumskonzept umzuwerfen. Schließlich gilt es, das deutsche künstlerische Erbe im Osten im Interesse aller Deutschen dauerhaft im allgemeinen Bewußtsein zu verankern. Allzu vieles ist hier in den letzten Jahrzehnten bereits in Vergessenheit geraten.

Darüber hinaus tun sich mit der Kontaktpflege zu Museen in Prag, Eger, Brünn, Breslau, Danzig, Warschau, Königsberg oder Laibach wichtige neue Tätigkeitsfelder auf, die von dem Regensburger Museum auch schon auf vielfältige Weise beschritten wurden.

Überall dort gibt es ein Interesse für den historischen Beitrag deutscher Kultur in Regionen, die heute zum eigenen Staatsgebiet gehören. Dieses gilt es mit gemeinsamen Ausstellungen zu bedienen und weiter zu verstärken.

Daß umgekehrt gelegentlich polnische, russische oder tschechische Gegenwartskünstler aus Pommern, Schlesien, dem nördlichen Ostdeutschland und dem Egerland ein Forum in Regensburg erhalten sollten - jedenfalls dann, wenn ihre Werke in einer faßbaren Beziehung zu diesen Gebieten stehen -, ist durchaus zu begrüßen. Nur sollte der eigentliche Arbeits-auftrag der Ostdeutschen Galerie nicht in Vergessenheit geraten.

Weitere Auskünfte: Museum Ostdeutsche Galerie, Dr.-Johann-Maier-Str. 5, 93049 Regensburg, Tel.: 0941-297140, Fax: 2971433, E-Post: mogregensburg@t-online.de ; Öffnungszeiten: Di.-So., 10 bis 17 Uhr; Eintritt: DM 6,- bzw. ermäßigt DM 3,-

 
     
     
 
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