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Musikalische 750-Jahrfeier

 
     
 
Anläßlich der 750-Jahrfeier der Stadt Königsberg wurden von der Stadtgemeinschaft Königsberg / Stiftung Königsberg neben diversen Ausstellungen in der Kunstgalerie und der Universität auch fünf Konzerte mit internationaler Besetzung organisiert. Ansprechpartner der Organisatoren war der Generalmusikdirektor Arkadi Feldman in Königsberg.

Zur Eröffnung dieser deutschen Woche des Jubiläums lud das Philharmonisch
e Orchester zu einem ersten Festkonzert im Dom ein. Die Bänke reichten nicht aus. Stühle, selbst Bänke vom Domvorplatz, mußten von Baumeister Odinzow höchstpersönlich in den Dom geschleppt werden, damit jeder Zuhörer einen Platz bekam. Eine solche Resonanz hatte es, Feldman zufolge, noch nie gegeben. Bei der einzigartigen Akustik des Doms präsentierte der urmusikalische deutsche Gastdirigent Arne Willimczik sicher Joseph Haydns Abschiedssinfonie, eine Ouvertüre von Felix Mendelssohn und die 3. Sinfonie von Robert Schumann. Es war ein Genuß, diesem Nachwuchstalent zuzuschauen, wie er sicher und einfühlsam die sichtlich von ihm angetanen Musiker zu Höchstleistungen inspirierte.

Das zweite Konzert im Deutsch-Russischen Haus enthielt ausschließlich Werke von Ludwig van Beethoven. Der Saal wurde geschickt aufgeteilt in Orchester- und Zuschauerraum. Dennoch schien die Raumfülle mit einem so großen Orchester zumindest für die Prometheus-Ouvertüre überstrapaziert. Um so bewundernswerter die Zurückhaltung des Orchesters beim Hauptwerk des Abends, dem 1. Klavierkonzert. Es ist Feldmans Denken in internationalen Kategorien zu verdanken, daß er der betagten, aber bewundernswert rüstigen Pianistin Ingeborg Roloff die Chance gab, noch einmal ein öffentliches Konzert vorzutragen. Die Fingerfertigkeit und Musikalität der Solistin "überspielte" im wahrsten Sinne des Wortes die Mängel des in den tiefen Tönen schlecht gestimmten Flügels, der zudem in den Höhen regelrecht schäpperte.

Der Chronologie der Konzertabläufe nicht weiter folgend, sei über das Hauptkonzert zu den Festtagen berichtet. Dem Verfasser dieser Zeilen ist es gelungen, das zur Expo 2000 in Hannover in Europa uraufgeführte Oratorium Veni Creator Spiritus (Komm heiliger Geist) des US-amerikanischen Musikwissenschaftlers und Komponisten Prof. Jeffrey Prater zu den Festtagen nach Königsberg zu vermitteln. Dieses aus drei Sätzen bestehende Oratorium bedient sich der Gregorianischen Texte und der Melodien aus dem 8. Jahrhundert. Musikwissenschaftlich verarbeitet mit verschiedenen kompositorischen Techniken resultiert ein Werk, das in seiner Gesamtheit eine Hommage an die Dreieinigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Folglich besteht das fast einstündige Werk aus drei Sätzen. Ruhig aus der Tiefe des Kontrabaß-Solos im ersten Satz beginnend, leitet das Werk über zu teils melodischen, teils sehr modern anmuten-

den Kompositionen, bis es in einem lauten Finale zur Ehre Gottes endet. Als Solisten sind neben Jeffrey Prater als Komponist, die Sopranistin Laura Z. Pedersen und die Flötistin Elizabeth Sadilek-Labenski zu nennen. Die Professoren von der Iowa State University waren aus den USA angereist. Aus Saratow in Rußland war der international bekannte Chor unter der Leitung von Lyudmilla Litsova verpflichtet worden, und das Orchester wurde von dem Philharmonischen Orchester Königsberg gestellt. Die ausgezeichnete Akustik im vollbesetzten Dom trug dazu bei, daß dem Zuhörer und Zuschauer ein Konzert dargeboten wurde, wie es in den Konzertsälen in Berlin, Paris oder Moskau nicht hätte besser dargeboten werden können. Wie eine Aufnahme beweist, blieb der Chor seinem exzellenten Ruf treu. Kein Widerhall störte die klare Stimmführung der Sopranistin und der Flöte. Arkadi Feldman hatte die Gesamtheit der Aufführung gut im Griff, wobei seine Streicher ein besonderes Lob verdienen. Als zweites Werk wurde an dem Abend das ebenfalls von Jeffrey Prater komponierte einsätzige Stück "Promise" uraufgeführt. Es entstand anläßlich des plötzlichen Todes der Ehefrau des Komponisten im Februar dieses Jahres. Ruhig von der Linienführung des Flötensolos geprägt, gewann das Stück die Herzen der Zuhörer. Die Flöte spielte Dr. Sonja Giles, die ihrer ehemaligen Lehrerin Elizabeth Sadilek-Labenski in Sauberkeit und Einfühlsamkeit in keinster Weise nachstand.

Zwei weitere Konzerte rundeten das Gesamtgeschehen ab. Weil die Amerikaner und auch der berühmte Chor nun einmal angereist waren, kam der Hörer in den Genuß zweier weiterer Konzerte: Am 8. dieses Monats wurden die Königsberger Zuhörer förmlich überrascht durch ein Konzert in der Philharmonie, in dem "Classic Jazz" dargeboten wurde. Neben den genannten Solisten traten Michael Giles, Saxophon, und Andrew Adams, Klavier, als gestandene Musiker auf. Als Stücke sind zu nennen: Sopranarie aus der Oper "Susanne" von Carlyle Floyd, Caprice en forme de valse für Saxophon von Paul Bonneau, Duo für zwei Flöten von Ferruccio Busoni, Canon in style of Bach von Prater, Vocalise für zwei Flöten und Klavier von Sergej Rachmaninoff und unter vielen weiteren Stücken auch Les Treteaux für Flöte und Sopran von Pierre Max Dubois. Die Begeisterung des Publikums konnte man dem Beifall entnehmen. Letzteres gilt auch für das reine Chorkonzert am 6. dieses Monats im Dom. Nach 90stündiger Fahrzeit präsentierte sich der A-capella-Chor aus Saratow in seiner besten Form. Die ersten Gesänge beinhalteten geistlichen Kontrapunkt aus dem 16. Jahrhundert, gefolgt von einer Mischung aus alter und neuer Musik aus Europa, Amerika und Rußland, bis hin zu amerikanischen Spirituals.

Zweifellos stellten diese Konzerte zu den Königsberger Festtagen auch den Höhepunkt dar in Bezug auf die Wiederherstellung des Königsberger Doms. Feldman und dem Baumeister Odinzow zufolge wurde der Dom mit diesen internationalen Darbietungen zur 750-Jahrfeier endgültig würdig eingeweiht. Es erfüllt die Königsberger mit Freude, daß sie, entgegen allen Widrigkeiten im Umfeld der Vorbereitung und der Durchführung der Ausstellungen und Konzerte, maßgeb- lich auch zum Gelingen dieser Domeinweihung und des 750-jährigen Jubiläums der Stadt beigetragen haben.

E. Neumann-Meding

Höhepunkt der insgesamt fünf Konzerte: Aufführung des Oratoriums Veni Creator Spiritus im Königsberger Dom

Die Stars des Hauptkonzertes im Dom: Der Dirigent Generalmusikdirektor Arkadi Feldman, der Komponist Prof. Jeffrey Prater und die Solistinnen (von rechts nach links) Fotos (3): Neumann-Meding

Konzert in der Philharmonie: Andrew Adams begleitet die Flötensolistinnen am Klavier.
 
     
     
 
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