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Raus späte Einsicht

 
     
 
„Wäre doch der Herr Bundespräsident schon viel früher einmal an unseren Stammtisch gekommen“, hieß es im Deutschen Haus. Johannes Rau hätte dann schon vor vielen Jahren hören können, wie miserabel es um das deutsche Bildungswesen bestellt ist.

Doch solange die Deutschen über das Schulwesen am Stammtisch klagten, geschah nichts. Erst als die international
e Pisa-Studie unsere Schüler auf den hintersten Plätzen sah, rieben sich Politik, Medien, Arbeitgeber, Gewerkschaften, Kirchen und Verwaltungen die Augen. Als sei der jahrzehntealte Skandal plötzlich über Nacht gekommen.

Medienwirksam sah sich nunmehr der Herr Bundespräsident veranlaßt, Bildung zur Chefsache zu machen. Das hätte Herr Rau schon vor drei Jahrzehnten tun können. Schließlich war er acht Jahre Wissenschaftsminister und 20 Jahre Ministerpräsident im größten Bundesland NRW. Sind es doch die Länder, die Schule und Bildung zu verantworten haben.

Der Stammtisch meinte, drei Jahrzehnte seien genau so lange wie die Auswirkungen der 68er-Kulturrevolution, die unsere Schulen ruiniert haben. Systematisch habe man die „Sekundärtugenden“ diskriminiert: Fleiß, Ausdauer, Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit, Disziplin. Auf ein Leben, das nicht nur aus Jux und Tollerei bestehe, könnten Spaß, spielerisches Lernen und kritischer Diskurs allein nicht vorbereiten.

Zu der späten Erkenntnis, daß Bildungseinrichtungen zu „Häusern des Lernens“ gemacht werden müßten, fiel dem Stammtisch nur die Frage ein: „Na, zu was denn sonst?“

 
     
     
 
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