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Schauspielerin Antje Weisgerber

 
     
 
Sie war ein Star der Gründgens-Ära. Viele Premieren hätten, so erinnert sich die Jubilarin, an einem 13. stattgefunden, ihrer Glückszahl. Und mit dreizehn Familienmitgliedern feiert Antje Weisgerber am nächsten Freitag ihren 80. Geburtstag. Ein Tag der offenen Tür in Rottach-Egern, ihrem langjährigen Zuhause, mit Blick auf den Wallberg inklusive. Sie hat gerade "Im Krebsgang" von Günter Grass gelesen. Erinnerungen an ihre Heimat wurden wach - keine rosaroten, genauer gesagt zitronengelbe. Diese Farbe hatte das Sommerhaus ihrer Eltern in Loppöhnen im Samland. Dort verbrachte die Königsbergerin, Schülerin des Königin-Luise-Lyzeums, herrliche Ferien, vom Schauspielerberuf träumend.

Die Liebe für das Theater war immer sehr stark. Sie hat auch gesiegt über das Medium Film und ein reizvolle
s Angebot. Der Regisseur Henry Koster wollte sie einst nach Hollywood locken. Für ihn war Antje Weisgerber, deren Jungmädchencharme von Dauer ist, eine "Mischung aus Greta Garbo und Ingrid Bergmann". Zum deutschen Film kam sie spät, zum Fernsehen noch später. "Das doppelte Lottchen" (1950), "Rittmeister Wronski" (1954) und "Oberarzt Dr. Solm" (1955) erinnern an drei ihrer Arbeiten vor der Kamera.

Ihre große Zeit aber spielte sich auf der Bühne ab, ist verbunden mit hoher Sprechkunst und klangvollen Schauspielernamen wie Hermine Körner, Will Quadflieg und Horst Caspar, dem "jugendlichen Helden", der in ihrem Leben einen ganz besonderen Platz einnimmt. Sie waren zwei Seelenverwandte, die sich an den Münchner Kammerspielen kennenlernten und 1944 heirateten. Als Caspar 1952 starb, folgte ihm nur Tage später der gemeinsame Sohn Frank. Das Theaterspielen bekam Heilwirkung. Geblieben ist Antje Weisgerber Tochter Renate, die sie zur vierfachen Großmutter machte.

Die Weisgerbers waren bereits 1938 nach Berlin gekommen, wo Teenager Antje auf der Staatlichen Schauspielschule - ausgewählt von über 300 Mitbewerbern - angenommen wurde. Hier begegnete sie Gustaf Gründgens, der sie an das preußische Staatstheater am Gendarmenmarkt rief und für die kommenden Jahrzehnte bestimmend war für die damalige Arbeitswelt der theaterhungrigen Antje Weisgerber.

Erste Erfahrungen mit dem Medium Film - ihr Vorbild war Brigitte Horney - gab es bereits 1939 in "Zwei Welten" unter der Regie von Gründgens. "Ich mußte im Galopp ankommen", so Antje Weisgerber, "folglich hatte ich in Zeesen auf dem Landgut von G. G. auf Marianne Hoppes Pferd ,Goldpuppe meine erste Reitstunde. Es war ein feuriges Roß. Gründgens sagte zu mir: ,Du sahst auf dem Pferd aus wie Johanna von Orléans. Am nächsten Tag hieß es: Im Galopp ankommen, und das hatte ich am Vortag noch nicht gelernt. Ich blieb auch da oben, aber der Text war weg!" Gustaf Gründgens wurde ihr Mentor und Freund, der sein gefeiertes Gretchen auch später als Intendant in Düsseldorf und am Hamburger Schauspielhaus in seine Obhut nahm. In diesen Jahren spielte sie die Amalia in Schillers "Die Räuber", Lucile in Büchners "Dantons Tod", die Titelrollen in "Minna von Barnhelm" (Welttournee 1968) und in Schillers "Maria Stuart". Bei den Salzburger Festspielen war sie fünfmal der "Glaube" im "Jedermann". Der Tod von Gründgens im Jahr 1963 bedeutete einen weiteren tiefen Einschnitt im Leben der Schauspielerin.

Sie hatte mehrere Jahre pausiert, in einer Lebensgemeinschaft mit ihrem Kollegen Oskar Werner, als für Antje Weisgerber in Berlin 1980 eine neue, satte Theaterzeit eingeläutet wurde. Boy Gobert verpflichtete sie an die Staatlichen Schauspielbühnen. Sie feierte Erfolge als Big Mama in "Die Katze auf dem heißen Blechdach", mit Carl Raddatz in "Fast ein Poet", als Amanda in "Die Glasmenagerie", in Becketts "Rockaby", in "Tod eines Handlungsreisenden" und mit Martin Held in "Einmal Moskau und zurück". Dann tauschte sie die Bühnenbretter mit der anheimelnden Landschaft von Kappeln in Schleswig-Holstein. Ihre "Olga Mattiesen" in der Vorabendserie "Der Landarzt" kam an bei den Zuschauern. Um so mehr fehlt sie heute. Doch da bleibt das Wissen um den Menschen Antje Weisgerber ("Ich brauche sehr viel Einsamkeit") im bayerischen Rottach. Ein guter Gedanke, vor allem in diesen Tagen zum 80., der noch vor nicht allzu langer Zeit wegen einer schweren Krankheit unerreichbar schien. Darüber spricht sie nicht gern, lieber über einen Wunsch: noch einmal als Gast aufs ZDF-"Traumschiff", den Wind und die Weite spüren wie in der ostdeutschen Heimat. Susanne Deute
 
     
     
 
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