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Schmutzkübel über Christen

 
     
 
Ausgerechnet in der Karwoche brachte ein österreichischer Verlag vor drei Jahren einen Band des Karikaturisten Gerhard Haderer heraus. Warum nicht, könnte man sagen. Doch wenn es sich um eine für Christen höchst anstößige "Deutung" des Lebens Jesu handelt, ist das gleich zweifache Provokation! Und genau wie "ausgerechnet" ging es weiter: Die Proteste wurden mit massiver antichristlicher Polemik quittiert - das "Marketing" klappte bestens. Strafanzeigen aber wurden vom Staatsanwalt zurückgelegt - "Freiheit der Kunst".

Ausgerechnet in der diesjährigen Karwoche meldete sich eine "Solidaritätsaktion" und sorgte neuerlich für Erregung
: Haderers Karikaturenband war in mehrere Sprachen übersetzt worden, darunter ins Griechische. Aber in Griechenland konnte die orthodoxe Kirche 2003 eine Beschlagnahme durchsetzen. Haderer selbst entzog sich dem Gericht und wurde am 19. Januar 2005 in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft oder 1.600 Euro Geldstrafe verurteilt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, denn am 13. April findet eine Berufungsverhandlung statt. Dennoch fuhr den Tugendwächtern der politischen Korrektheit plötzlich der Schreck in die Glieder: Der europäische Haftbefehl, den man eigentlich mit Seitenblick auf "rechte" Meinungssünder erfunden hatte, könnte auch gegen Haderer erlassen werden! Und wenngleich ein österreichischer Staatsanwalt die Causa nicht nochmals aufgreifen darf, aus anderen Staaten wäre eine Auslieferung nach Griechenland möglich.

Der Haderer-Wohlfahrtsausschuß - so kann man ihn der Zusammensetzung wegen durchaus nennen - wird angeführt von Elfriede Jelinek und Robert Menasse, dem Die Presse gerade erst Gelegenheit zu einer fünfseitigen, von Haderer garnierten Österreich-Beschimpfung gegeben hatte.

Menasse wittert hinter dem griechischen Urteil eine "katholische und orthodoxe Scharia". Er nennt den Fall gar eine "Frage der Zukunft des gesamten europäischen Kontinents". Und die Bundesregierung müsse sich entscheiden: "Solidarität mit Jesus oder Solidarität mit Haderer".

Einmal die Rollen vertauschen - diese Idee kommt dem Literaten Menasse natürlich nicht: Selbst ansatzweiser Spott über die jüdische Religion wird als Antisemitismus oder gar "Wiederbetätigung" geahndet, und selbst für kunstvollste Zeichnungen oder Verse gilt dann keine "Freiheit der Kunst". Beim Islam ist es - falls man s überlebt - zumindest Fremdenfeindlichkeit. Und bei Wudu immerhin Rassismus.

Über das Christentum hingegen darf jeder seinen Schmutzkübel ausgießen und sich auf die "Freiheit der Kunst" berufen, auch wenn von Kunst keine Spur ist. Der Religionsparagraph im Strafgesetzbuch scheint eben nur nichtchristliche Religionen zu schützen - Österreich ist da kein Sonderfall.

Haderer kann jedenfalls beruhigt sein: Selbst wenn die griechischen Richter nicht ohnehin umfallen, der Europäische Gerichtshof wird sicher "fortschrittlich" urteilen. RGK
 
     
     
 
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