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Sie kam einst aus China

 
     
 
Eine in unseren Gärten im Mai bis Juni blühende, als Päonie bekannte Staudenpflanze kam aus China. Sie war dort wegen ihrer weißen Blütenpracht dem Kaiser das Symbol für Ehre und Reichtum und galt als bedeutende Heilpflanze gegen vielerlei Gebrechen. Von den Gelehrten wurde sie bereits vor 3000 Jahren gepriesen.

Die in Rottönen blühende, noch in den südlichen Alpen an felsigen Hängen wild wachsende Päonie ist in den Mittelmeerländern von Portugal bis Albanien und Ungarn bis Kleinasien beheimatet. Auch hier hat man die heilkräftigen Wirkstoffe in den knolligen Wurzeln dieser Pflanzen früh erkannt und sie in Klostergärten gezogen. Noch im vorigen Jahrhundert durfte diese Heil- und Zierpflanze in keinem Bauerngarten fehlen. Als "Bauernrose" ist sie auf der Nordhalbkugel verbreitet und beliebt.

Inzwischen gibt es hier über 250 verschiedene Arten nach gärtnerischen Zuchterfolgen durch Kreuzungen der weiß und rot blühenden Päonienarten. Neben den wegen ihrer großen, gefüllten Blütenbälle in Rosa, Rot oder Weiß prunkenden "Pumpelrosen" gibt es eine Fülle von zierlichen Päonienarten mit einem flachen Blütenzungenkranz vom Durchmesser bis 25 Zentimeter, inmitten ein gewaltiges Bündel von Staubgefäßen. Der Botaniker Gustav Adolf Henning weiß, daß dieses 3,5 Millionen Pollen tragen kann und der betörende Duft viele Insekten anlockt. Wir dürfen uns über die Blütenvielfalt dieser Stauden und das Farbenspiel zwischen Weiß, Creme, Rosa, Rot oder Gelb freuen.

Als Heilpflanze hat Paeonia officinalis heutzutage wegen der gefürchteten negativen Nebenwirkungen (Erbrechen, Koliken, Diarrhöen) nur noch eine geringe Bedeutung. Ihre Hauptwirkstoffe sind Paenoniflorin und ein relativ hoher Anteil an Saccharose. Über viele Jahrhunderte wurden sie gegen Rheuma, Gicht und Epilepsie, Haut- und Schleimhauterkrankung
en, bei Hämorrhoiden und Atemwegsbeschwerden, auch als menstruationsförderndes Mittel empfohlen und auch heimlich zur Abtreibung eingesetzt. Heute werden Essenzen aus Blütenblättern und Päonienwurzeln nur noch in homöopathischen Dosen verordnet, die Wirkstoffe können aber in medizinischer Rezeptur in Fertigpräparaten enthalten sein. Überlassen wir also die Heilpflanze der Pharmazie. Das Bewundern dieser Schönheit und das Wissen um Glauben und Aberglauben, das die "Königin der Pfingstblüten" umgibt, kann Staunen und Freude vermitteln.

Die Geschichte der Päonien führt uns zurück in die griechische Mythologie und erinnert an ihren Namensgeber Paeon. Er war Arzt der griechischen Götter und soll - so berichtete es Theo-phrast im 4. Jahrhundert v. Chr. - mit dieser Pflanze den von Pluto, dem Gott der Unterwelt, im Krieg verwundeten Herkules geheilt haben. Lange galt Päonia als Zauberpflanze und Universalmittel gegen große Not. Um die besonders gefährdeten kleinen Kinder zu schützen, legte man Blüten und Kraut dieser Pflanze in ihre Wiegen. Die blanken Samen wurden auf Fäden gereiht. Als Kette band man sie Säuglingen um den Hals, um das Zahnen zu erleichtern. Größere Kinder spielten mit den Samenkapseln, nannten sie nach der Form Hähnchen oder Hühnchen oder auch Hänsel und Gretel.

Die verschiedenen Formen der Samengehäuse waren auch dem pflanzenkundigen Theologen Hieronymus Bock (1498-1554) aufgefallen. In seinem "New Kreutter Buch", das 1552 in deutscher Sprache erschien, kann man lesen: "In Deutschen landen wachsen kaum schoener, lieblicher Rosen mit Wurtzeln / Stengeln / Kraut und Koernern als eben die Rosen, die der alt Peon erfunden soll haben / gedachter Rosen wachsen im Westerich / 2 Geschlecht / einander so gleich / das nit vil Unterscheid daran haben Peonien-Rosen nennt man bei uns Benedicten-Rosen / Pfingst-rosen / Koenigsblumen und Gichtwurtz / zu latein Rosa Paenica."

Pfingstrosen? Daß diese Staudenblume, die inzwischen auch als Busch oder kleines 1,5 Meter hohes Bäumchen in unseren Gärten im Mai oder Juni gerade zu Pfingsten blüht, ist nicht gewiß. Denn Pfingsten gehört ja zu den beweglichen Festen im Kirchenjahr der Christen und folgt Ostern nach 50 Tagen. Die Wärme liebende Pfingstrose reagiert auf die sonnigen Tage im April und Mai. Alle Päonienarten haben zungenförmige Blütenblätter. Die "Rosen" dieses Hahnenfußgewächses im Orient sollen auch durch ihre Farbe an die "Feuerzungen" erinnert haben, die sich als Zeichen der Gegenwart des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte, Kap. 2, Abs. 4) auf den Köpfen der Versammelten sehen ließ und ihnen Auftrag wurde. Anne Bahr
 
     
     
 
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