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Sind wir die Dümmsten?

 
     
 
Das sind nun wirklich keine glorreichen Ergebnisse, die da ein Kölner Institut bei der Befragung von rund 2000 Schülern vorgelegt hat. Aber wen wundert  das noch, wenn in der Erwachsenenwelt die Dummheit ähnlich weit verbreitet ist. Da produzieren hochbezahlte Medienstars Abend für Abend hochbezahlten Schwachsinn im Fernsehen. Die sogenannten "Talkshows" mit ihren einstudierten Beifallsstürmen und den dümmlich agierenden Schwatzbasen gereichen niemandem zur Ehre. Man muß sich fragen, wer da dümmer ist, die Teilnehmer, die Produzenten oder die Zuschauer.

Wer weiß denn, daß vor den Sendungen "Animateure" das Publikum abklopfen und vorwärmen und zugleich schon die zu Befragenden auswählen. Die Talk-Meisterin muß dann mit frenetischem Beifall (auch die Füße dürfen mittrampeln) begrüßt werden. Auch das wird einstudiert, und bei der Sendung gibt ein "Dompteur" im Hintergrund durch Fingerkreisen an, wie lang der Beifall dauern muß. Natürlich darf niemand während der Sendung aufstehen, denn das könnte die künstlich erzeugte Spannung stören. Auch Harndrang ist also zu vermeiden.

Später setzt sich dann der Abend mit den immer gleichen Krimiserien aus Amerika fort. Perverse Mörder mit pubertären Macken liefern der Polizei, vor allem auch Pin-up-Polizist
innen längere Abwehrkämpfe, bis sie schließlich der Wissenschaft und dem selbstlosen Einsatz von Profis unterliegen. Da quietschen nicht nur die Reifen der Streifenwagen und brennen nicht nur die Straßenlaternen. Garniert mit Werbungsunterbrechung, bei der dann Nummerngirls sich fettärschig auf grünen Sofas räkeln, beglücken uns die privatesten Sender mit allen Möglichkeiten der Kommunikation, ganz zu schweigen von gewissen Spezialsendungen, die auch noch den letzten Sexclub ausleuchten. O heitere Bilderwelt des 20. Jahrhunderts, wie haben wir es denn so herrlich weit gebracht.

Aber nicht nur dort, denn in den Schulen hat die Dummheit längst sich eingenistet. Da können Sextaner kaum ein deutsches Wort ohne Fehler schreiben, halten sich aber reif fürs Gymnasium. Da werden zwei Jahre auf der "Orientierungsstufe" verbracht, aber in den Notenlisten ist kaum noch eine "5" zu finden, von "6" ganz zu schweigen. Das könnte zu Zweifeln an den pädagogischen Fähigkeiten der betreffenden Lehrperson führen und das Prinzip "Gleiche Dummheit und Faulheit für alle" gefährden. Das könnte zu Elternprotesten führen, die heute überall dazwischenreden können, und natürlich weiß eine Apothekerin besser, welche Texte im Deutschunterricht gelesen werden sollten, auf keinen Fall Karl May oder gar Heinrich von Kleist.

Da wissen die Schüler, daß bei Vertretung kein Unterricht gemacht werden darf und schieben Arbeitsblätter entrüstet von sich. Da Gehorsam zu einem Fremdwort geworden ist, sind zahlreiche pädagogische Anläufe nötig, bis alle Schüler ihren angestammten Platz einnehmen und ihre Augen auf den Lehrer richten. Aber freilich besteht die Hoffnung, daß durch Schulprofil und Anschluß ans Internet die Leistungen emporschnellen und die Welle der Frühpensionierungen gebremst wird. O tempora, o mores!

Und schließlich die Politik! Da spricht alles von europäischer Kooperation und europäischer Gesinnung, und da trampelt einer durch die Energiepolitik ohne Rücksicht auf technologischen Rückschlag, Milliardenverluste und unsere europäischen Partner. Ringsum und weltweit von Atomkraftwerken umgeben (in der Tschechischen Republik sowjetischer Bauart) will er Deutschland zum Inselparadies gestalten.

Die evangelische Kirche will die Homosexuellen endlich unter eine christliche Haube bringen, und brave Christenmenschen wollen die Kurdenfrage durchs Kirchenasyl lösen, womit gleichzeitig der ungenügende Kirchenbesuch vermieden wäre. Die Menschenrechte müssen zwar für alle Afrikaner und Amazonasindianer gelten, deutsche Vertriebene aber sollten aufhören, mit "Schaum vor dem Mund" ihr Heimatrecht zu fordern. Und warum soll man sich als Immigrant mit einer Staatsbürgerschaft begnügen, da doch zwei viel besser wären und der Ausstieg offenbliebe. So manches Privileg bleibt den Deutschen doch verborgen. Und wer hätte sich Gedanken gemacht, daß Staats- und Volkszugehörigkeit zwei Dinge sind und Gesellschaft nur eine formlos geformte Masse der Soziologenkaste. Da frag man sich wirklich: Sind wir die "Dümmsten" (Deutschen) in Europa?

(Der Verfasser ist Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen.)

 
     
     
 
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