|  | Die Rückkehr Spaniens ins "Herz Europas" kann durchweg als gelungene  Inszenierung gefeiert werden. Spaniens Regierungschef hatte sich auch viel Mühe  beim ersten Dreiertreffen mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und  Gerhard Schröder im Madrider Moncloa-Palast gegeben. Schließlich wollte er eines  seiner wichtigsten Wahlversprechen  , sich nämlich Europa wieder anzunähern,  symbolisch in Szene setzen, zumal er wußte wie sehr seine Landsleute von der zu  einseitig Richtung USA orientierten Politik seines Amtsvorgängers José Maria  Aznar abgestoßen waren. Obwohl Spaniens Bevölkerung innerhalb Europas die  meisten Irakkriegsgegner verzeichnete, hatte Aznar rücksichtslos über die  Wünsche seiner Wähler hinweg gehandelt. Als dann auch noch das Terrorattentat  vom 11. März in Madrid mit 191 Toten die Spanier erschütterte, hatte Aznar bei  der Wahl im Frühjahr die denkbar schlechtesten Voraussetzungen. 
 Inzwischen hat Zapatero eine radikale außenpolitische Kehrtwendung vollzogen,  die am deutlichsten durch den schnellen Abzug der 1.300 im Irak stationierten  spanischen Soldaten wird. Das Dreiertreffen sollte nun einen weiteren wichtigen  Schritt in seiner neuen Außenpolitik markieren. José Luis Rodriguez Zapateros  Worte, in denen er sich unter anderem als "leidenschaftlicher Europäer"  bekannte, gingen dann auch durchweg zu Herzen und wurden nur von einem Zitat  seines Außenministers Miguel Angel Morations aus dem Kinoklassiker "Cassablanca":  "Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft" an Schmalzigkeit überboten.
 
 Schröder und Chirac störten die Übertreibungen der Spanier allerdings wenig,  fühlten sie sich doch in ihrer Politik bestätigt, denn während Spanien sich  unter Zapateros Vorgänger Aznar schließlich noch im Kampf gegen Bush s Terror  auf die Seiten der "Kreuzritter" geschlagen hatte und Frankreich und Deutschland  sich von dem US-amerikanischen Verteidigungsminister als "altes Europa"  beschimpfen lassen mußten, trat nun der neue spanische Ministerpräsident mit den  Worten "das alte Europa ist wie neu" zurück in ihre Mitte. Dies veranlaßte nun  wiederum Chirac zu einer theatralischen Äußerung bezüglich des Desasters im  Irak: "Die Büchse der Pandora ist geöffnet, und nun können wir sie nicht mehr  schließen." Schröder gab sich bei so viel formvollendeten Worten offenbar eher  schweigsam. Erst als es um die Zukunft der EU ging, betonte er, daß er  hinsichtlich der anstehenden Ratifizierungen der EU-Verfassung in allen  Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ganz zuversichtlich sei.
 Hierzu gibt ihm jedenfalls Spaniens Ministerpräsident Anlaß, da dieser sich auch  hier um 180 Grad von der Politik seines Vorgängers unterscheidet. Aznar war  neben dem damaligen polnischen Regierungschef Leszek Miller der stärkste Gegner  eines neuen Abstimmungsmodus innerhalb der EU. Zapatero hingegen hat das etwas  einfachere, Spanien benachteiligende Abstimmungsverfahren akzeptiert. Der von  ihm mitgetragene Entwurf der EU-Verfassung soll nun sogar Ende Februar 2005 als  erstes den Spaniern in einer Volksabstimmung vorgelegt werden.
 
 Chirac wie Schröder freuen sich, über den eifrigen Europäer Zapatero und fühlen  sich von Äußerungen wie: "... das heißt nicht, daß wir uns Frankreich und  Deutschland unterordnen" nicht bedroht. Auch die Aussage des spanischen  Außenministers, man werde Spaniens Interessen "mit Phantasie und Solidarität  verteidigen", weckten noch keine Bedenken über die Dauer der neuen "wunderbaren  Freundschaft".
 
 Wie fest diese neuen Bande wirklich sind, werden die bald anstehenden  Verteilungskämpfe um die EU-Fördergelder bald zeigen, denn schließlich ist  Spanien derzeit noch das größte Nettoempfängerland, das jedoch bei der  EU-Haushaltsplanung zugunsten der neuen Mitglieder Verzicht üben muß, während  Deutschland und Frankreich die größten Nettozahler stellen, die aufgrund  angespannter heimischer Haushaltslagen ihre Beiträge senken möchten. Fritz Hegelmann
 
 Gelungene Inszenierung: Schröder, Zapatero und Chirac beteuern Einigkeit.
 
 
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