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Tapisserien von Anka Kröhnke verbinden Kunst und Architektur

 
     
 
Eigentlich mache ich gar keine angewandte Kunst im üblichen Sinne. Das einzig wirklich Angewandte in meinem Schaffen ist der Raumbezug", hat Anka Kröhnke, Textilkünstlerin und Weberin, einmal gesagt. "Meine Werke sind immer Teil eines Raumes, der sich durch sie verändert." Und: "Mich haben niemals die kompakten dicken Wandteppiche interessiert, sondern vielmehr das Transparente und Gläserne, das viel besser in moderne Räume paßt." Und so sind denn die Tapisserien der Anka Kröhnke einerseits geprägt von einer zarten Transparenz, andererseits aber auch von einer satt leuchtenden Farbigkeit. Mit höchster Virtuosität gelingt es ihr, die Kette über weite Strecken frei zu stellen, so daß man meint, das Motiv schwebe geradezu im Raum. Oft bemalt sie die Kette auch mit einer farbigen Komposition, an anderen Stellen wiederum überschneiden sich die gewebten Bahnen wie Lamellen.

Anka Kröhnke ist die Enkelin des 1916 im ostdeutschen Arys gestorbenen Malers Waldemar Rösler und dessen Frau Oda Rösler-Hardt, die ebenfalls künstlerisch tätig war. Sie wurde 1940 als Tochter der Maler Louise Rösler und Walter Kröhnke in Berlin geboren und studierte nach dem Abitur an der Meisterschule für das Kunsthandwerk ihrer Vaterstadt. 1965 legte sie ihr Diplom ab und machte ihre Gesellenprüfung als Weberin. Drei Jahre lang hatte sie eine Werkstatt in Berlin, bis sie 1969 nach Hamburg kam, wo sie seitdem lebt und und am eigenen Hochwebstuhl arbeitet.

Schon als Kind liebte Anka es, zu basteln, zu knüpfen und erste Webversuche zu unternehmen. Dabei verwendete sie auch Materialien, die sie am Wegesrand fand. Und so verwundert es nicht allzu sehr, wenn in den ausgereiften Arbeiten der Textildesigner
in auch heute nicht nur selbstgefärbte Garne Verwendung finden, sondern auch dem Textil so fremde Materialien wie Aluminium, Glas, PVC oder Blech. Farbige Drähte, Röllchen, Bleche, codierte, also mit Löchern versehene und bunt bemalte Alustreifen, Bauholzreste fügen sich wie von selbst in die Struktur der Baumwollkette. Aber auch in den monochromen Arbeiten in zarten Grau- und Weißtönen blitzt hier und da ein Stückchen Glas oder Blech. In einen Rausch aus Farben hingegen verfiel sie, als sie Las Vegas besucht hatte. In Streifen geschnittene und platt gedrückte Getränkedosen wurde nun zu Metallgeflechten verarbeitet - ebenso wie sie früher schon Plastiktüten oder zerbrochene CDs verwandte. - "Sie hat auf der Suche nach den eigenen Grenzen, die ihr technisch und gestalterisch gesetzt sein mögen, niemals den reinen Effekt als vergängliche Augenwischerei im Sinne gehabt", bescheinigt der Kollegin Schnuppe von Gwinner von der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg e. V. "Die gute Idee allein zählte nur dann etwas, wenn sie technisch und künstlerisch dem hohen Anspruch genügte."

Architektur erlebbar machen, Heiterkeit und Harmonie ebenso zu zeigen wie Kraft und Vitalität, sind Anliegen der Künstlerin: "Die Komposition soll harmonisch sein, aber auch genügend Spannung enthalten, um das Auge zu beschäftigen." Schnuppe von Gwinner: "Für Anka Kröhnke ist es wichtig, einen Konsens herbeizuführen. Ihre Arbeiten sollen den Raum beherrschen, Akzente setzen und sich dabei doch völlig integrieren." Immer sei sie auf der Suche nach der optimalen künstlerischen Lösung: "Die von ihr gestalteten Räume sollen nicht nur heute, sondern auch noch in vielen Jahren Kunst und Architektur in zeitloser Harmonie präsentieren."

Wie zeitlos harmonisch, wie faszinierend in ihrer Farbigkeit, aber auch in ihrer Transparenz die Arbeiten von Anka Kröhnke sind, davon konnte man sich auf einer jetzt (am 12. Mai) zu Ende gehenden Ausstellung des Kunstvereins Osterholz auf Gut Sandbeck in Osterholz-Scharmbeck überzeugen. Peter van Lohuizen

Anka Kröhnke: Las Vegas On My Mind (geflochten, zerschnittene Getränkedosen, 1997)
 
     
     
 
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