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Vehikel zur Macht

 
     
 
Ist es ein Drama, eine Tragikomödie oder eine Farce? In der Hauptrolle sehen wir Jörg Haider als den blauen Schatten der FPÖ. Der letzte Akt - mit der wiederholten Drohung Haiders eines endgültigen Bruchs und weiterem Funktionärsgezänk - hat das Publikum wieder stark erregt. Wie wird es weitergehen? Einer der klügsten Beobachter des freiheitlichen Parteitheaters, der nationalliberale Historiker Lothar Höbelt, sieht die gegenwärtigen Turbulenzen
eher gelassen. "Die verhalten sich jetzt etwas nach der Devise: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich s gänzlich ungeniert", meinte Höbelt sarkastisch gegenüber derVerlegerin "Das eigentliche Problem ist Haider, der es nicht aushalten kann, wenn er nicht im Mittelpunkt steht."

Der 48jährige Wiener Geschichtsprofessor hat eine lange und wechselhafte Beziehung zur FPÖ. Er ist einer der Hauptchronisten der nationalliberalen Bewegung in Österreich. Lange Zeit war er auch einer der Vordenker der FPÖ. Nach dem Regierungsantritt der schwarz-blauen Koalition gab Höbelt gemeinsam mit Andreas Mölzer den Sammelband "Republik im Wandel" heraus, eher ein Jubelband zum unaufhaltsamen Aufstieg der Freiheitlichen. Bis zum verhängnisvollen Parteiaufstand von Knittelfeld, als das Drama der blauen Selbstzerfleischung öffentlich begann, hatte Höbelt, selbst nie FPÖ-Mitglied, den Posten des Wissenschaftlichen Leiters des freiheitlichen Bildungswerks inne. Heute sieht er die Dinge ganz nüchtern, wie in dem Buch "Defiant Populist: Jörg Haider and the Politics of Austria" für einen amerikanischen Universitätsverlag dargestellt.

"Die einzige Lösung wäre, wenn sich die verschiedenen Gruppen der Partei zusammentun und Haider endlich die Tür weisen", meint Höbelt im Gespräch mit derVerlegerin Allerdings sei Haiders Position in Kärnten gut abgesichert. Haider, der Duodezfürst und Spielertyp, betrachte die Partei nur als Vehikel seiner persönlichen Ambitionen. Gravierende sachliche Unterschiede zwischen den beiden oft genannten Flügeln der FPÖ, dem liberalen und dem nationalen, kann Höbelt nicht sehen. Das ideologische Durcheinander charakterisiert er mit den Worten: "Der angeblich rechte Flügel ist doch eher der linke, der sozialdemokratische Flügel der FPÖ, wenn man das sozialromantische Getue um die ‚kleinen Leute bedenkt."

Den Niedergang der FPÖ und den jüngsten Streit will Höbelt nicht überdramatisieren. Der auf den Knittelfelder Koalitionsbruch folgende Absturz sei gebremst. Seitdem habe die Partei den Boden der Wählergunst erreicht, auch die Mitgliederzahlen seien eher stabil. Wichtig sei, so Höbelt, daß sich die Partei von ihrem einstigen Übervater trenne. Haider agiere zunehmend unberechenbarer. Unter den jüngeren Nachwuchskräften, die über "ein gewisses Renommee, Gewandtheit und Bekanntheit" verfügen, hebt Höbelt den Wiener Parteivorsitzenden Heinz-Christian Strache hervor, der vergangene Woche wie auch die anderen "Parteirechten" im Streit mit Haider den Kürzeren gezogen hatte. FPP
 
     
     
 
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