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Verbrechen der Sieger

 
     
 
Vor genau 55 Jahren beschlossen in der iranischen Hauptstadt Teheran Churchill, Roosevelt und Stalin, daß nach ihrem Sieg über das Deutsche Reich 15 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben werden sollten. Polen sollte die von ihm in einem Angriffskrieg gegen die noch ungefestigte Sowjetunion im Jahre 1920 eroberten und annektierten Gebiete Weißrußlands
und der Ukraine an die UdSSR zurückgeben. Dafür wollten die Sieger Polen "entschädigen".

Damit erfüllten Großbritannien, die USA und die Sowjetunion lange verfolgte Ziele Warschaus. Seit Polens Wiedergründung forderten ihre Politiker mindestens Ostdeutschland, am liebsten aber Deutschland bis zur Oder. Die Bevölkerung sollte, auch das verlangten die polnischen Exilregierungen, vertrieben werden, weil man keine nationalen Minderheiten im Land haben wollte.

Eine Vertreibung in diesem Ausmaß hatte die Welt noch nie gesehen. Daß dabei Millionen Menschen zu Tode kommen würden, nahm man in Kauf.

In Deutschland pflegt man Erinnerungstage fast nur zu begehen, wenn es gilt, deutsche Übeltaten anzuprangern. Der Jahrestag der Teheraner Beschlüsse, die zwei Millionen Deutsche das Leben kosten sollten und 15 Millionen die Heimat, wurde hingegen nicht beachtet. Kein hochrangiger Politiker hielt eine seiner vollmundigen Reden, die Täter etwa gemahnend, daß man Untaten nicht verdrängen dürfe. Dabei war die Vertreibung der Deutschen nun tatsächlich ein "singuläres" Ereignis. 15 Millionen Menschen vertreiben – das hatte es noch nie auf Erden gegeben! Aber kein Fernsehsender, keine Zeitung nahm sich des Themas an. Es ist, als sollte dieses Verbrechen aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit verschwinden.

Das Verhalten steht in seltsamem Gegensatz zu Thesen, die uns bei anderen Anlässen seit Jahrzehnten um die Ohren geschlagen werden. "Vergangenheit läßt sich nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren." So sprach am 40. Jahrestag der deutschen Niederlage der damalige Bundespräsident. Hat eine solche Feststellung nicht Anspruch auf Allgemeingültigkeit? Wenn Bundespräsident Herzog vor wenigen Wochen anläßlich der 60jährigen Wiederkehr der Pogromnacht dazu aufgerufen hat, die Erinnerung daran als "eine Katastrophe der Zivilisation" wachzuhalten, weil die Erinnerung zum Kampf gegen eine Wiederholung herausfordere, dann wundert man sich, daß er dergleichen nicht auch zum Jahrestag der Teheraner Beschlüsse gesagt hat. Damals wurde die Massenaustreibung der Menschen zu einem Mittel der Politik, das darum sanktioniert wurde, weil es Sieger getan hatten. Und seit den Vertreibungen der Deutschen hat sich diese politische Methode offenbar als eine bewährte Maßnahme überall durchgesetzt.

Überall wurden und werden Menschen vertrieben, ob in Palästina oder in Nigeria, überall in Asien und Afrika, zuletzt im ehemaligen multikulturellen Jugoslawien. Man hatte sich eben nicht daran erinnert, und so lud die Unmenschlichkeit der Sieger des Zweiten Weltkrieges zur ständigen Wiederholung ein.

Und in der Bundesrepublik Deutschland, wo geradezu fanatisch Moral zelebriert wird angesichts wirklicher oder angeblicher deutscher Schuld, schweigt man eisern, wenn es um die Untaten der anderen geht. Die Medien sprechen – wenn es sich denn gar nicht umgehen läßt, dieses lästige Thema zu behandeln – nicht mehr von Vertriebenen, sondern übernehmen die Sprachregelung der u. a. wegen Lügen bereits untergegangenen DDR und nennen die deutschen Vertriebenen "Umsiedler". In der FAZ las man kürzlich einen Grundsatzartikel des Präsidenten der Berliner Akademie der Künste über Vertreibungen, in dem die Vertreibung aus Ostdeutschland mit keinem Wort erwähnt wurde. Die Vertriebenenverbände sind aufgerufen, viel lauter als bisher ihre Stimme zu erheben – es nimmt ihnen niemand ab.

 

 
     
     
 
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