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Stalin wollte den Angriffskrieg

 
     
 
Im Sommer 1941 war die Sowjetunion willens und fähig, einen Angriffskrieg gege Deutschland zu führen "mit dem Trumpf des Überraschungsmoments und mit eine überlegenen modernen Panzerstreitmacht. Der von Stalin gewollte und von seine Generalstab vorbereitete Blitzkrieg sollte den Charakter eines Vernichtungskrieges tragen Vernichtung der Wehrmacht, Vernichtung der deutschen Volkskraft, Vernichtung des Deutsche Reiches, Vernichtung deutscher Staatlichkeit
überhaupt". Der Nachweis diese Erkenntnis bedeutet eine historische Wende in der Kriegsursachenforschung. Die Geschicht über Motivation und Ausbruch des sowjetisch-deutschen Krieges muß neu geschriebe werden.

Zu diesem Zweck erschien soeben ein Buch des renommierten österreichische Militärhistorikers Heinz Magenheimer: "Entscheidungskampf 1941. Sowjetisch Kriegsvorbereitungen. Auf-marsch. Zusammenstoß." (Mit Karten und einem Nachwor von Klaus Hammel, 211 S., Osning Verlag, Bielefeld 2000, DM 58 Mark)

Der Band beschäftigt sich ausführlich mit der "Präsentation neuer russische Dokumente", den "Aufmarsch- und Angriffsvorbereitungen der Sowjetunion" un mit den "Kriegsverlusten der Sowjetunion 1941–1945".

Andere Kapitel befassen sich mit dem Molotow-Besuch in Berlin 1940, mit dem Balkankrie und seiner Verflechtung mit dem Unternehmen "Barbarossa", schließlich mit de Beurteilung der Roten Armee durch die deutsche Führung "und natürlich mi sämtlichen Aspekten der Präventivkriegsthese, sowohl aus deutscher wie au kommunistischer Sicht."

Der Autor faßt den neuesten Erkenntnisstand der Weltkrieg-II-Forschung nach Auswertun russischer Quellen zusammen. Diese stammen sowohl von den Antirevisionisten wie von junge Historikern der poststalinistischen Zeit. Zu den Antirevisionisten gehören pensioniert Sowjetmarschälle wie Machmut Garejew, Jurij Gorkow und andere Apologeten der Stalinsche Kriegspolitik, während im Lager der couragierten Geschichtsrevisionisten immer häufige die Namen Sokolow, Petrow, Meltjuchow, Neweschin, Buschujewa, Doroschenko, Danilow Bordjugow auftauchen.

Eine junge Kaderschmiede slawischer Kriegshistoriker, denen der von Stalin erfunden "Große Vaterländische Krieg" kein Tabu bedeutet. Damit folgen sie ihre Vorbild und einem nationalen Symbol, dem Artillerieoberleutnant Alexander Solschenizyn der als Revisionist der ersten Stunde den sakrosankten Begriff "Große Vaterländischer Krieg" in Gänsefüßchen gesetzt hat, in seinem Epochen-Essa "Die russische Frage am Ende des 20. Jahrhunderts". Der Text erschien 1994 in Juli-Heft des führenden russischen Kulturmagazins "Nowyj Mir" (Neue Welt). Fü Solschenizyn war kein anderer als General Andrej Wlassow die Verkörperung eines reale Vaterländischen Krieges.

Magenheimer beruft sich unter anderem auf Solschenizyn-Schüler, die 1995 ein epochale Werk des russischen Geschichtsrevisionismus herausbrachten, in einem angesehene wissenschaftlichen Moskauer Verlag: "Hat Stalin einen Angriffskrieg gegen Hitle vorbereitet?" (Richtig müßte es heißen: gegen Deutschland, wurde doch in sämtlichen sowjetischen Aufmarschplänen der Feind mit "Deutschland" bezeichnet.)

Der deutsche Angriff im Juni 1941 bedeutete keinen "wortbrüchigen Überfall" auf eine "friedliebende Sowjetunion", stellt Magenheimer in Übereinstimmung mi russischen Historikern der Revisionismus-Schule fest. "Die Sowjetunion war alle andere als friedliebend und hatte sich geistig und materiell auf einen Krieg gege Deutschland und seine Verbündeten eingestellt. Von einem Überfall konnte keine Red sein, denn die politische, aber auch die militärische Führung war weder ahnungslos noc falsch informiert. Die Rote Armee hatte umfangreiche Kriegsvorbereitungen getroffen. Da der deutsche Angriff an vielen Stellen auf einen überraschten Gegner traf, lag einerseit darin, daß die grenznahen Truppen höchst unzulänglich auf Verteidigung vorbereite waren ..." (S. 167)

Zwei Kardinalthesen Magenheimers bestimmen die wissenschaftliche Tendenz vo "Entscheidungskampf 1941". Erstens die aktenmäßig erwiesene Erkenntnis von de Absicht Stalins, in einem sowjetischen Erstschlag die deutsche Armee nicht nur zu Kapitulation zu zwingen, sondern sie total auszulöschen. Zweitens die Erkenntnis vo Präventiv-Charakter des deutschen Gegenschlages am 22. Juni 1941, was bedeutete, daß ma dem Startsignal des Stalinschen Vernichtungskrieges nur um Wochen zuvorgekommen war Magenheimer behauptet, daß aus Stalins Sicht der Angriffsgedanke der gültige bolschewistischen Militärdoktrin entstammte.

Danach wurde, seit den Tagen Lenins und Trotzkijs, allein dem Lager des Marxistische Sozialismus die Führung eines "gerechten Krieges", eine "Befreiungskrieges" zugebilligt. Ein solcher Krieg sollte offensiv un entscheidungssuchend auf dem Territorium des kapitalistischen beziehungsweis faschistischen Klassenfeindes ausgetragen werden.

Magenheimer schlußfolgert: "Die im Frühjahr 1941 mit großem Ela getroffenen Kriegsvorbereitungen besaßen vom Umfang und von der Dislozierung he Angriffscharakter. Die Rekonstruktion des Aufmarsches von der Divisions- bis zu Frontebene läßt keinen anderen Schluß zu." Der Verfasser bezieht sich hier auf de von Stalin gebilligten und paraphierten "Schukow-Plan" vom 15. Mai 1941 "... aus weltgeschichtlicher Perspektive das verhängnisvollste Dokument de vierziger Jahre." Auch die gewaltige Zahl bei Panzern, Artillerie, Geschützen un Kampfflugzeugen unterstreiche seine Schlußfolgerung, meint Magenheimer. "Ei Aufmarsch in der Größenordnung von rund fünf Millionen Mann konnte nicht offensiv un defensiv zugleich ausgerichtet sein. Wozu brauchte die Rote Armee eine drei- bi sechsfache Überlegenheit bei den Hauptwaffensystemen, wenn sie nur verteidige wollte?" (S. 168)

Plante Stalin den Überfall auf Deutschland noch im Sommer 1941, im Juli oder August Magenheimer bejaht die Frage, indem er feststellt: "Der sowjetische Aufmarsch in de westlichen Militärbezirken stand am 22. Juni 1941 kurz vor dem Abschluß." Für die Vorverlegung der Zweiten strategischen Staffel und der strategischen Reserven sei nur noc ein Zeitraum von zwei bis vier Wochen erforderlich gewesen. Diesen Tatbestan unterstreicht im Nachwort auch der Historiker Klaus Hammel. So betont er, Magenheimer hab nachweisen können, daß die sowjetischen Angriffsvorbereitungen und die Planungen fü einen Offensivaufmarsch bis in den Sommer 1940 zurückreichen. "In eine Zeit also, in der auf deutscher Seite Überlegungen für einen Feldzug gegen Sowjetrußland noch in de Anfängen stecken."

Hammel entdeckt eine Angriffsdoktrin in allen sowjetischen Plänen. "Alle bishe publizierten Kriegspläne gegen Deutschland im Zeitraum Juli 1940 bis Mai 1941 gehen vo einem eigenen Angriff auf das Territorium des Gegners aus." Ein Plan zur Abwehr eine deutschen Angriffs auf der Grundlage eines Defensivaufmarschs sei aus den Archiven bishe nicht aufgetaucht (S. 184).

In einer gänzlich unpolemischen Abrechnung mit der "anti-revisionistische Schule" in Deutschland fallen im Nachwort die Namen Messerschmidt un Überschär auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, da deren Doktrinen als "prosowjetisch und apologetisch –, gipfelnd in der Behauptung, bei de Präventivkriegsthese handle es sich um eine ,Legende‘ oder ,Fälschung‘ – von renommierten deutschen Historikern wie Werner Maser, Joachim Hoffmann, Ernst Nolte Hans-Werner Neulen, Ernst Topitsch, Walter Post, Franz M. Seidler ad absurdum geführ worden sind". – Von den Entschlüsselungen russischer Geschichtsforscher aus de "jungen Garde" Solschenizyns ganz abgesehen. Durch sowjet-apologetisch Stellungnahmen hat das Militärgeschichtliche Forschungs-Amt (MGFA, früher Freiburg jetzt Potsdam) von seinem wissenschaftlich-objektiven Renommee viel verloren.

Unter Manfred Messerschmidt mutierte das einst international anerkannte MGFA zu eine deutschen Filiale der von Sowjetmarschall Machmut Garejew dirigierten Akademie fü Kriegswissenschaften, sprich Pseudowissenschaften des Stalinschen Geschichtsdenkens. Da Wendejahr 1989, das "annus mirabilis", scheinen die Messerschmidt un Überschär und mit ihnen alle Konterrevisionisten verschlafen zu haben.

An kongenialen Werken russi-scher Geschichtsrevisionisten herrscht kein Mangel und die Flut ihrer Enthüllungsschriften wird noch steigen, denn, wie Klaus Hamme feststellt: "Der russische Historikerstreit hat bewiesen, daß die Erforschung de Zeitraums nach der russischen Revolution bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion in viele Ausschnitten noch in den Anfängen steckt."

In den Anfängen steckt auch die Erforschung der Opferzahlen in Stalinschen Vernichtungskrieg, den der Diktator ja nicht nur gegen das deutsche Vol führte, sondern auch und vor allem gegen die eigene Bevölkerung, gegen die Ethnien de multinationalen Sowjetunion, von Solschenizyn als "Völkerzuchthaus" bezeichnet Diesem Aspekt widmet Heinz Magenheimer ein erschütterndes Kapitel.

Es stehe fest, daß die Sowjetunion die höchsten Menschenverluste während des Zweite Weltkrieges erlitten habe, betont Magenheimer. "Unter diesem Blickwinkel frage kritische Stimmen nach dem Sinn dieser Hekatomben von Blutopfern in der Roten Armee."

Und an anderer Stelle: "Seine (Stalins) äußerst rücksichtlose Kriegsführun trug Mitverantwortung am Verlust von 3,3 Millionen Kriegsgefangenen und mindestens 1,7 Millionen Gefallenen allein bis Jahresende 1941. Läßt man die Verwundeten auße Betracht, so entfielen von den militärischen Kriegsverlusten der Sowjetunion" – Gefallene, Gefangene, Vermißte, im Zuge der Kriegseinwirkungen und an Verwundunge Verstorbene –"mindestens 42 Prozent auf das Jahr 1941." Magenheime schätzt die tatsächlichen militärischen Verluste der UdSSR bis 1945 auf 9,2 Millione Mann.

Über die nichtmilitärischen Verluste schreibt Magenheimer, die horrende Zahl von 17, Millionen Ziviltoten sei zum "Großteil" die direkte Folge des stalinistische Totalen Krieges an der Heimatfront, in der Etappe. Millionen von Russen wie Nichtrusse seien den "Repressionen Stalins gegen die eigene Bevölkerung, etwa im Zuge de Zwangstransporte", zum Opfer gefallen.

Deportation, Zwangsarbeit für Frauen, Jugendliche, Alte: für die Opfer de Vernichtungsstrategie an der inneren Front steht kein Denkmal in Moskau und für si ertönt kein Salut bei der "Sieges-parade" am 9. Mai. Rußland Zwangsarbeiterinnen von damals, eingesetzt in Mittelasien, am Eismeer oder in Sibirien erhielten vom sowjetischen beziehungsweise russischen Staat keine Entschädigung Abgesehen davon, daß nur die wenigsten den Kriegs-Gulagismus überlebt haben.

 


 
     
     
 
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