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Verschluckt? - Commerzbank im Fusionsfieber

 
     
 
Zugegeben, sie sind nicht gerade positiv, aber wir sind auf dem Weg der Besserung - so ähnlich könnte die Commerzbank in ihrem neuen Geschäftsbericht die miesen Zahlen für 2003 rechtfertigen. Doch von Zerknirschung keine Spur - Wachstum ist die Devise, um jeden Preis und auf Kosten der Anleger. Die Bilanzsumme ist von 422,1 auf 381,6 Milliarden Euro
gesunken. Verluste, hohe Abschreibungen und gefallene Aktienkurse (4,26 Euro pro Aktie) vergällen den Aktionären die Stimmung.

Im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank milliardenschwere Abschreibungen auf ihr Beteiligungsvermögen zu verzeichnen. Ein Rekordverlust war die Folge: 2,32 Milliarden Euro nach Steuern wies das Kreditinstitut aus. Im Januar sah sich die Bank gezwungen, ihren Mitarbeitern die Betriebsrenten zum Jahresende aufzukündigen - bundesweite Streiks und erbitterter Widerstand des Betriebsrats waren die Folge. Zwar hat in dieser Frage bereits eine Einigung stattgefunden, doch der Sparzwang besteht weiter. Bei der Lösung sei unter Erhalt der betrieblichen Altersvorsorge trotzdem gespart worden, ließ der Betriebrat wissen. Wieviel, wolle man aber noch nicht beziffern, so die offizielle Stellungnahme der Bank.

Für dieses Jahr gibt man sich bei dem Frankfurter Finanzhaus bereits wieder optimistisch. "Die Commerzbank ist jetzt eine bessere Bank. Schritt für Schritt sind wir auf unserem Weg der Wiedererlangung einer befriedigenden Rentabilität angekommen", so Klaus-Peter Müller, Sprecher des Vorstands. Daß trotz einer gegenüber dem schon schwachen Ergebnis von 2002 verheerenden Bilanz an großzügigen Übernahmeplänen festgehalten wird, machte die Bank jedoch ebenso unmißverständlich klar: Rund 60 Millionen Euro wechselten jetzt für den Erwerb der ostbayerischen Schmidt Bank den Besitzer. Man legte gleich noch eins drauf und verkündete, für eine Fusion mit der HypoVereinsbank sei dieser Schritt kein Hindernis. Der Geldkonzern ist also nach wie vor auf Expansion aus - trotz Sparzwang, der offenbar mehr für die Mitarbeiter gilt. Wie das mit einem konsequenten Konsolidierungskurs zusammenpaßt, mag mancher Aktionär sich zu Recht fragen, denn über kurz oder lang wird auch er die Zeche zahlen.

Zum Ziel hat sich Müller auf jeden Fall gesetzt, mit Beteiligungsverkäufen das Schlucken anderer Banken wie der Schmidt Bank zu finanzieren. Im Geschäftsbericht seines Hauses für 2003 bewegt ihn vor allem die Größenfrage: "6,8 Millionen Kunden, zu klein? Unser Geschäftsvolumen liegt bei rund 380 Milliarden Euro. Zu wenig?" Das Ziel, neue Kunden in einer Region zu gewinnen, in der die Commerzbank bisher kaum vertreten sei, rechtfertige jedoch die Aufkaufmaßnahmen, so Müller. Maßgebend für diese Linie ist Finanzchef Eric Strutz. "Wann immer die Commerzbank in Übernahme- oder Fusionsverhandlungen steht, wird er mit am Tisch sitzen", hieß es aus Commerzbankkreisen.

Sicher auch maßgebend wird dann der Verlauf der Hauptversammlung am 12. Mai in Frankfurt sein. Vor allem die institutionellen Anleger, mit deren wachsendem Anteil an den Aktionären das Kreditinstitut so gern als Vertrauensbeweis wirbt, hatten bereits im Vorfeld angedroht, diesmal weniger devot aufzutreten.

 
     
     
 
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