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Verstörender Blick

 
     
 
Der Gallische Krieg von Julius Cäsar ist das Standardwerk für Lateinschüler. Cäsar verfaßte es als Prokonsul in Gallien. Er war von der Macht in Rom abgeschnitten. Seine Feinde agitierten dort um die Wette gegen ihn. Also schrieb er diesen Kriegszyklus, um seine Leistungen als Provinzboß ins rechte Licht zu rücken. Trotz seiner schnöden Zielsetzung: Das Buch wurde Weltliterat
ur.

Kunst und Propaganda bestärken sich gegenseitig. Seit Jahrtausenden erschaffen Künstler politische Propagandawerke, manchmal auch im Auftrag der Mächtigen. Diese Nähe von Kunst und Propaganda zeigt das Berliner "Deutsche Historische Museum" (DHM) in einer einzigartigen Ausstellung über Propagandakunst der 30er und 40er Jahre. "Kunst und Propaganda" zeigt die Beeinflussung in diesem "totalitären Zeitalter".

In Italien herrschten die Faschisten, in Deutschland die Nationalsozialisten, in der Sowjetunion die Kommunisten und in den USA die Demokraten, die ideologischen Gegensätze waren gewaltig. Doch es gab auch erstaunliche Gemeinsamkeiten. Die Probleme waren ähnlich, was sich in der Propaganda niederschlägt. Deutschland und Amerika litten unter der Weltwirtschaftskrise, als Hitler und Roosevelt 1933 fast gleichzeitig Regierungschefs ihrer Länder wurden.

"Ich sehe nur Nuancen. Wo sind die eigentlichen Unterschiede?", fragte ein Redner zur Eröffnung der Ausstellung. Er hat keine gefunden. Obwohl sich Braune und Rote spinnefeind waren, war ihre Propaganda am wenigsten voneinander zu unterscheiden. Die Ausstellung zeigt viel vom Personenkult, der bei Mussolini, Hitler und Stalin gepflegt wurde. Überraschend indes sind die deutlichen Anklänge von Personenkult auch bei Roosevelt. Ein Plakat zeigt den US- Präsidenten, wie die Bürger ihm zujubeln wie einem Kreml-Chef. Oder: Jeder kennt das Kriegsplakat "Uncle Sam wants you." (Onkel Sam will dich). Die feminine Version kommt aus dem Land des Duce: Eine hübsche Italienerin ruft zum Dienst in den Hilfstruppen. "Erhört die Stimme des Volkes!" Die futuristische Propaganda der Italiener erscheint so farbenfroh wie neumodische Computeranimationen.

Die Amerikaner stellten auf einem Plakat einfach nur fest: "Work defeats" (Arbeit besiegt). Bei den Nazis hieß das "Arbeit siegt".

Diese DHM-Ausstellung eröffnet einen interessanten, für viele gewiß auch verstörenden Blick auf das frühe 20. Jahrhundert. Nicht weil die Exponate besonders oder neu sind, sondern wegen der einzigartigen Zusammenstellung.

"Kunst und Propaganda im Streit der Nationen" ist bis 29. April von 10-18 Uhr zu sehen im Deutschen Historischen Museum, Unt
 
     
     
 
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