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Von Bummi und Frösi

 
     
 
So sehr hatten es Regie, Darsteller und Produzenten gehofft, doch der Streifen "Good bye, Lenin", wurde nicht mit dem begehrten Golden Globe ausgezeichnet. Und auch die sogenannten "Ostalgie-shows" haben ihren Höhepunkt bereits hinter sich. Jetzt ist wieder Sachlichkeit gefragt im Umgang mit unserer deutsch-deutschen Vergangenheit. So beleuchtet eine Ausstellung, die noch bis zum 28. März in der Kulturbrauerei in Berlin (Museum im Nordflügel, Schönhauser Allee 36-39, montags bis sonntags 13 bis 20 Uhr) zu sehen ist, dieses Thema zwar von einer ganz speziellen Seite, dennoch nicht weniger informativ und aufschlußreich. Die Expo
nate aus der Berliner "Sammlung industrielle Gestaltung" machen deutlich, wie und womit Kinder in der DDR gespielt haben.

Aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und aus Brandenburg stammen die Erzeugnisse, die Kinder schon frühzeitig auf ihre Aufgabe im Sozialismus vorbereiten sollten. Der Wiederaufbau wurde geübt mit Bagger, Kran, Lkw, Förderband, Feldbahn und Hausbaukasten, und Puppen waren selbstbewußte kleine Schulkinder. Wichtig war es vor allem in den Anfangsjahren, daß "das Kind spielend die Gemeinschaftsarbeit aller Beteiligten als Voraussetzung für die große Leistung" erlernen kann. Über 90 Prozent des Spielzeugs aus der DDR kam aus dem VEB Kombinat Spielwaren Sonneberg. Hauptziel war der Export, doch wurde das meiste auch im eigenen Land an das Kind gebracht. In der Berliner Ausstellung ist neben dem privaten Gebrauch von Spielzeug darüber hinaus die Verwendung in Kindergärten und in der Therapie zu sehen.

Lego und Barbie gab es für die meisten Kinder jenseits des Eisernen Vorhangs nicht, daß sie trotzdem nicht gerade an Langeweile litten, kann man nachvollziehen, liest man das jetzt bei Hanser herausgekommene Buch Die Mauer ist gefallen - Eine kleine Geschichte der DDR (152 Seiten, geb., 15,40 Euro). Darin erzählt Susanne Fritsche von ihrer Kindheit in der DDR; das Besondere: die Autorin war erst zehn Jahre alt, als die Mauer fiel und kann so aus der Sicht eines Kindes anschaulich schildern, wie es damals war. Da liest man von den Jungen Pionieren und ihren Aktivitäten, von Kleiderordnung und Pionierversprechen, von Mai-Paraden und Fahnenappell, aber auch vom Sandmännchen, das seit 1959 über den Bildschirm flimmerte, zunächst beim Deutschen Fernsehfunk (DFF) und später auch in der ARD, man liest von der Kinderzeitschrift Bummi, die vom Zentralrat der Freien deutschen Jugend (FDJ) herausgegeben wurde, und von der ABC-Zeitung für Jungpioniere und Schüler und von Frösi, dem Pioniermagazin. Doch es sind nicht nur Erinnerungen an die Kindheit, die Susanne Fritsche zu Papier gebracht hat; sie schildert die ganze Geschichte der DDR in knappen Worten, unterstrichen von vielen Bildern und Fotos, die gerade für Kinder und Jugendliche aus diesem Buch eine kurzweilige Lektüre machen.

Erwachsene sind angesprochen in dem von Rita Kuczynski, Ostpreußin des Jahrgangs 1944 und freie Autorin, zusammengestellten Buch Im Westen was Neues? - Ostdeutsche auf dem Weg in die Normalität (Parthas Verlag, Berlin. 190 Seiten, brosch., 18 Euro). Darin läßt sie 18 Menschen zu Wort kommen, die nach der Wende ihr Leben "umkrempeln" und einen Neuanfang wagen mußten. Sie zeigt dabei "das Spektrum möglicher Positionen von Akademikern aus Ostdeutschland, die sehr wohl kritisch sind, ohne deshalb PDS zu wählen, geschweige denn die DDR als Paradies für Intellektuelle zu verklären". Ein Buch, das Einblicke gibt in die Gedankenwelt von Menschen, die in Zeiten des Umbruchs sich bewährt haben und so vielleicht für andere zum Vorbild werden können in Zeiten der Krise. Peter van Lohuizen

Von Kindern geliebt: Das Sandmännchen (oben) und Babypuppe Julchen Fotos: Museum, Archiv

 

Das alte Buch
von Agnes Miegel

Es fiel beim Suchen heut in meine Hand

Ein Buch, drin oft ich las in trüben Zeiten,

Ein halbverwischter Bleistiftstrich am Rand

Steht hin und her noch auf den schmalen Seiten.

Lang schwand die Schwermut jener Tage fort,

Auch ihre Sehnsucht, süß und unermessen.-

Ich weiß die Verse heut noch Wort für Wort

Und dachte doch, ich hätte sie vergessen.
 
     
     
 
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