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Vor- oder Schadenfreude?

 
     
 
Beim Klaus Wowereits letztem Wahlkampfauftritt in Pankow fing es an zu regnen. Er reagierte so, als habe er nur darauf gewartet. Blitzschnell ließ er seine Wahlhelfer Einweg-Pelerinen verteilen. „Die SPD hat an alles gedacht“, ließ er seine Zuhörer wissen.

Ob das stimmt? Hat die SPD alle Eventualitäten eingeplant? Es kann schließlich gut sein, daß die Wähler sich gegen ein eindeutiges „Weiter so“ des rot-roten Senats entscheiden.

Nach den jüngsten Umfragen liegt die SPD mit 32 bis 33 Prozent einsam an der Spitze. Die Linkspartei/PDS steht bei 16 Prozent auf dem dritten Platz, den auch die Grünen      unbedingt erreichen wollen (14 bis 16 Prozent). Die CDU dümpelt bei elenden 21 Prozent. Hinten die FDP mit acht oder neun und die Sonstigen mit sieben Prozent.

Mit ein bißchen Glück kann Klaus Wowereit es sich also aussuchen, ob er mit der PDS oder den Grünen regiert. Und das ist auch sein Ziel, denn er sagt, er wolle eine Zweier-Konstellation und keine wie auch immer gesprenkelte „Ampel“.

Der Chef der grünen Bundestagsfraktion, Fritz Kuhn, verkündete deswegen auch am Montag zuversichtlich, er sehe „gute Aussichten, bei den Landtagswahlen in Berlin wieder in die Regierung zu kommen“. Intern hat der Streit über die Verteilung der Senatoren
posten bereits begonnen. Vorfreude ist eben die schönste Freude.

Oder war es doch die Schadenfreude? Friedbert Pflüger könnte derjenige sein, auf den der Satz zutrifft: Wer den Schaden hat,  braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Sollten die Wähler ihn nicht zum Bürgermeister machen, dann will er trotzdem sein Amt als Staatssekretär im Verteidigungsministerium niederlegen und Führer der  Berliner Landesopposition werden. Sagt er – jedoch: Wenn er so oder so in die Landespolitik wechseln will, warum dann nicht gleich jetzt, sondern erst nach der Wahl?

In der CDU wird unter der Hand gemauschelt, daß es um seinen Wahlkreis in Neukölln schlecht bestellt sei. Wenn Pflüger dort unterliegt, dann kann er gar nicht CDU-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus werden. Ohne den Posten in der Bundesregierung stünde Friedbert Pflüger dann ganz mit leeren Händen da.

Daß er Bürgermeister wird, damit rechnet kaum jemand in der Stadt. Dazu müßten die Grünen mit ihm und der FDP eine „schwarze Ampelkoalition“ bilden. Und dieses Bündnis müßte mehr Stimmen erhalten als SPD und Linkspartei zusammen.

Der Joker ist und bleibt die WASG, die zum Geburtshelfer der ersten Regierung mit FDP-Beteiligung seit 1989 werden könnte. Gelingt ihr der Einzug ins Parlament, so könnte Wowereit doch noch zu einer Dreierkoalition gezwungen sein.
 
     
     
 
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