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Der als Sohn eines Pakistani und einer Inderin in London geborene Journalist Aatish Taseer sieht im Focus vom 18. Juli nicht Armut oder gar die "Arroganz des Westens" als Ursache für den islamistischen Terror, sondern eher das Gegenteil von Arroganz:

"Die pakistanischen und indischen Einwanderer strömten in den 60er Jahren
in ein Land mit Nationalstolz, das nicht lange davor noch Kolonialmacht auf dem Subkontinent gewesen war ... Das multikulturelle Großbritannien (von heute), in dem die Selbstmordattentäter aufwuchsen, ist ein Land voller Selbstzweifel, wo jede Betonung des Britischseins als anstößig gilt ... In einem Land, in dem die Kultur ständig in Zweifel gezogen wird, kann man von Immigranten nicht erwarten, daß sie sie vollen Herzens übernehmen. Statt dessen suchen sie sich andere Orientierungen."

 

Die Frankfurter Allgemeine beschreibt am 19. Juli den gravierenden Unterschied zwischen der Vertrauensabstimmung 1982 (die nach dem Bruch der SPD/FDP-Koalition den Weg für Neuwahlen im März 1983 öffnete) und der Abstimmung von 2005:

"1983 konnte (der damalige Bundespräsident) Carstens es für plausibel halten, einen durch das konstruktive Mißtrauensvotum eingetretenen Glaubwürdigkeitsschwund durch Wahlen aufzuhalten. 2005 hat die Vertrauensfrage im Parlament den Vertrauensverlust im Volk beschleunigt. Könnte sich der Bundestag, der sich mit kläglichsten Wortverdrehungen der Pflicht entzieht, einen Kanzler zu stützen oder zu stürzen, beklagen, wenn ein Populist ihn als Schwatzbude titulierte?"

 

Die Welt vom 19. Juli sieht in der neuen Linkspartei weit mehr als eine der vielen kurzlebigen Protestparteien, die die Republik schon hat kommen und gehen sehen, denn:

"Zum ersten Mal tritt der politischen Klasse das Elend dieses Landes nicht mehr als diffuse Stimmung, sondern in Gestalt eines politischen Gegners gegenüber. Das macht sie fassungslos. Vielleicht weil sie ahnt, daß es hier nicht mehr um Erkenntnisfragen und Vermittlungsprobleme geht, sondern um die krude soziale Wirklichkeit: Dieses Land ist in einem Zustand, daß unter günstigsten Reformbedingungen trotzdem eine stattliche Zahl von Existenzen auf der Strecke bleiben wird."

 

Wie man Geschichte schreibt

Es seien Menschen noch so reich,

der Tod hat kein Erbarmen

und macht am Ende alle gleich -

so predigt man den Armen.

Fürs Diesseits sind die Toten nicht

so völlig gleich indessen:

Bei manchen gilt die Trauerpflicht,

bei andern das Vergessen!

Ein Toter an der Themse mag

wie der am Tigris scheinen -

zerfetzt, verkohlt am selben Tag

und schuldlos, echt zum Weinen.

Doch nur wenn s in die Pläne paßt

der selbsternannten Guten,

ist alle Welt auf halbem Mast

und hält Gedenkminuten.

Denn Tote sind ein Instrument

der Herrschaft übers Leben,

ein Mordsgeschäft, das bestens rennt -

drum muß es Opfer geben.

Die einen werden dann sogar

posthum noch ausgebeutet,

die andern aber wunderbar

zu Tätern umgedeutet.

Gonzalo de Braganza
 
     
     
 
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