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Wiedervereinigung mit Europa

 
     
 
Memel – Unter dem Generalthema "Deutschland und die Osterweiterung der Europäischen Union (EU)" veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e. V. (AdM) unter Leitung des 1. stellvertretenden Bundesvorsitzenden Heinz Oppermann im Hotel Klaipeda in Memel ein Seminar, an dem 42 Landsleute
aus der Bundesrepublik Deutschland sowie 32 aus Memel und Heydekrug teilnahmen.

Die AdM hatte mit einem eigenen Lkw Hilfsgüter für das Memelland mitgebracht. Der Bundesvorsitzende Uwe Jurgsties wurde sechs Stunden am Zoll aufgehalten und konnte erst später die Teilnehmer, insbesondere den ehemaligen Kreispräsidenten von Memel, Jurgis Ausra und seine Frau Milda, begrüßen. Heinz Oppermann betonte, daß auch dieses zum zweiten Mal in Memel durchgeführte Seminar nur durch die Unterstützung des Bundesministeriums des Innern stattfinden konnte. Es ist seit 1994 das sechste Seminar dieser Art. Damals hieß das Thema in Memel "Das Memelland, eine Brücke zwischen Deutschland und Litauen". Heute nun hat Litauen den Antrag gestellt, in die EU aufgenommen zu werden.

In seinem Referat "Die Europäische Union im Jahr 2000 – Bestandsaufnahme – Analysen – Perspektiven" ging Dr. Peter Leibenguth-Nordmann, Direktor der Umweltakademie bei der Europäischen Staatsakademie, Bocholt, auf die Geschichte und den gegenwärtigen Stand der EU ein, zog eine Zwischenbilanz, sprach über Zukunft und Ziele. Er beglückwünschte Litauen, daß nun der Zeitpunkt der "Wiedervereinigung mit Europa" nähergerückt sei. Jovita Sauleniene, Direktorin des Simon-Dach-Hauses in Memel und Redakteurin der "Deutschen Nachrichten für Litauen", befaßte sich in ihrem Referat "Die Unterstützung durch Deutschland zum EU-Beitritt Litauens" mit der Darstellung aus litauischer Sicht. Der Fall der Berliner Mauer hätte die Schritte Litauens in die Unabhängigkeit und darüber hinaus in die EU angespornt. Vielfältig seien die Formen der Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland, jegliche Hilfe sei wichtig. Die EU-Mitgliedschaft gilt für Litauen als Möglichkeit, ein Teil eines gemeinsamen Kapital-, Arbeits-, Handels- und Dienstleistungsmarktes zu werden, gemeinsame Innen- und Rechtspolitik sowie die Außen- und Sicherheitspolitik zu verfolgen. Abschließend sagte sie: "Auch wenn Litauen zu einem gleichberechtigten EU-Mitglied wird, respektiert der Staat weiterhin die kulturelle, ethnische, sprachliche und religiöse Identität aller zu den Minderheitenvereinen gehörenden Personen und schafft alle Voraussetzungen für die Entfaltung, Entwicklung und Bewahrung ihrer Identität. Diese Position Litauens wird von Deutschland befürwortet und unterstützt."

Heinz Oppermann verdeutlichte in seinem Referat "Die Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise als Mittler bei den zwischenmenschlichen Beziehungen im Sinne der europäischen Einigungsbestrebungen" die seit 1991 für das Memelland geleistete humanitäre und kulturelle Arbeit der AdM. Er verwies auf die am 18. September 1993 in Mannheim beim Vertretertag einstimmig verabschiedete Resolution und erwähnte die bisher durchgeführten drei Seminare unter Beteiligung von Litauern und Deutschen ebenso wie das 1998 festlich in Memel begangene 50jährige Bestehen der AdM. Von der ursprünglichen Analyse des Verhältnisses zwischen Deutschland und Litauen ausgehend, bewegten sich die Generalthemen mehr und mehr zu einer globaleren Betrachtungsweise bis hin zu europäischen Themen. Heinz Oppermann schloß mit den Worten: "Die AdM wird ihren Weg auf dem Sektor der Verbandsarbeit fortsetzen. Unser Ziel ist es, daß die Europäische Union einst in ganz Europa die treibende Kraft darstellt, um die Völker auf unserem Kontinent in Frieden und Freiheit unter einem Dach zu vereinen. Zu Europa gibt es keine Alternative."

Nach jedem Vortrag fand eine Diskussion statt, in deren Verlauf die Fragen der Teilnehmer mehr oder weniger zufriedenstellend von den Referenten beantwortet wurden. Alle Referate und Diskussionen wurden erstmalig simultan übersetzt. Ein besonderer Dank an Rasa Krupavicuete und Roland Sipavicius, die hervorragende Arbeit leisteten. Ehrenvorsitzender Herbert Preuß trug zum Abschluß des Seminars mit bewegter Stimme zwei Gedichte vor.

Auch der kulturelle Aspekt kam bei diesem Seminar nicht zu kurz. Zur Kranzniederlegung auf dem ehemaligen Zentralfriedhof in Memel, jetzt Skulpturenpark, am 1992 aufgestellten Gedenkstein der AdM gedachte Heinz Oppermann der bis 1944 dort beigesetzten Bürger der Stadt Memel, und Uwe Jurgsties sprach bei der Kranzniederlegung auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Memel einfühlsame Worte.

Auf der Weiterfahrt nach Heydekrug machten die Teilnehmer des Seminars Station in Prökuls, um auf dem Platz der ehemaligen Kirche den als Gedenkstein aufgestellten Altar und auf dem katholischen Friedhof das restaurierte Kriegerdenkmal anzusehen. In Heydekrug fand im Gemeindesaal ein geselliges Beisammensein statt. Herbert Tennigkeit, bekannter Schauspieler und gebürtig aus dem Kreis Pogegen, trug Besinnliches und Heiteres vor, umrahmt von Liedern des Chors vom Verein Heide. Anschließend ging es zum ehemaligen evangelischen Friedhof in Heydekrug. Auf Initiative von Helmut Berger, vor 80 Jahren in Heydekrug geboren und Leiter des Archivs der AdM, und Irmgard Kowatzky wurde zur Erinnerung an die Toten der Stadt Heydekrug, die auf diesem ehemaligen Friedhof ruhen, eine Gedenktafel, gestiftet von den früheren Bewohnern Heydekrugs, angefertigt und feierlich durch Pfarrer Fetingis aus Dawillen eingesegnet. In bewegten Worten dankte Helmut Berger allen, insbesondere den Schülern des ersten Gymnasiums (früher Herder-Schule) und der Rektorin Petrosiene, die den Friedhof nicht ganz verkommen ließen. Irene Blankenheim, Kreisvertreterin von Heydekrug, übergab eine persönliche Geldspende zur Pflege der Gräber und des Gedenksteines.

Am letzten Tag trafen sich alle Teilnehmer des Seminars in der Hermann-Sudermann-Internatsschule in Memel zu einer Feierstunde mit anschließendem fröhlichen Beisammensein. Herbert Tennigkeit trug in gekonnter Weise wieder Besinnliches und Heiteres vor, umrahmt vom Chor des Deutschen Vereins Memel und dem Schülerchor der Hermann-Sudermann-Schule. Karin Gogolka

 
     
     
 
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