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Amen ist exemplarisch für die Verletzung christlicher Gefühle und die darauf erfolgenden Reaktionen

 
     
 
Der Widerstand gegen die Verletzung religiöser Gefühle - auch christlicher - in der Öffentlichkeit wird lauter und grenzüberschreitend. In Frankreich haben zehn Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "La Vie" eine Petition unterschrieben, die gegen das Werbeplakat für den Film "Amen" protestiert. Auf diesem Plakat wird das Kreuz der Christen mit dem Haken
kreuz verbunden. In Köln hat Mitte Februar eine Benediktinerin sich beim Deutschen Werberat über einen Katalog beschwert, in dem für Damenunterwäsche geworben wird, indem eine junge Ordensfrau ihr Ordenskleid hochziehe, so daß Strumpf und Oberschenkel sichtbar werden.

Die Kölner Ordensfrau hatte Erfolg. Der Werberat stufte die Abbildung als dafür geeignet ein, "den christlichen Glauben verächtlich zu machen", das kritisierte Unternehmen versprach daraufhin, das anstößige Titelbild noch in der laufenden Saison zu ändern. Der nächste Katalog werde zudem keine religiösen Motive enthalten. Die zehn jüdischen Persönlichkeiten dagegen protestierten erfolglos. Ein Gericht in der französischen Hauptstadt urteilte auf die Klage einer katholischen Vereinigung, es liege keine Störung der öffentlichen Ordnung vor. Und das, obwohl auch der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jean-Pierre Ricard, und der Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger das Plakat als "inakzeptabel" bezeichneten. Es stachele zum Haß gegen die Kirche auf.

Am 27. Februar lief der Film, der die Anklagen gegen Papst Pius XII. aus dem Theaterstück "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth übernommen hat, in den französischen Kinos an. Er wurde auch auf der Berlinale Mitte Februar gezeigt und auch von der Deutschen Bischofskonferenz kritisiert. Das Plakat sei eine "grobe Verleumdung und Geschichtsklitterung". Viele Christen, die in der Nazi-Zeit wegen des Bekenntnisses zu ihrem Glauben das Leben verloren, würden dadurch verhöhnt. Der Film strotzt in der Tat so sehr von historisch unhaltbaren Fehlern, daß man zu Recht Ideologen dahinter vermuten kann. Und Ideologen ändern selten ihre Meinung, weil sie sachlichen Argumenten kaum zugänglich sind.

Der Historiker und Jesuitenpater Peter Gumpel, einer der besten Experten hinsichtlich Papst Pius XII., nennt einige Fakten: "Der Film von Costa Gavras greift den ganzen Schund auf, der in den letzten Jahren gegen die Kirche und Pius XII. verbreitet worden ist. Ohne jegliche historische Beweisführung versucht der Filmemacher Costa Gavras eine Interpretation der Wirklichkeit zu präsentieren, die der Wahrheit völlig widerspricht. Es gibt Hunderte von jüdischen Zeugen, die beweisen, daß Pius XII. alles getan hat, was er konnte, um die Juden zu retten. In einem Brief an die Mutter Oberin der Schwestern des heiligen Joseph von Chambéry, die einige Juden in ihrem Konvent versteckt hielt, spricht Pius XII. zum Beispiel von den Juden als "seinen geliebten Kindern". Er hat gegen das NS-Regime protestiert und hat immer reagiert, wenn die Menschen verfolgt wurden. Man lese diesbezüglich nur ein- mal die damalige NS-Presse, um zu sehen, wie sehr Adolf Hitler Pius XII. gehaßt hat, oder aber die jüdische Presse der damaligen Zeit, um festzustellen, wie dankbar die Juden dem Papst gegen-über für seine Aktionen waren.

Auch die Behauptung von Gavras, Pius habe die Juden nie beim Namen genannt, ist falsch. Liest man seine erste Enzyklika "Summi Pontificatus", dann sieht man, daß der Pacelli-Papst ganz eindeutig von "den Juden" als einem Teil der Menschheitsfamilie spricht. Diese Enzyklika wurde in Deutschland verboten. Die Franzosen verteilten aber dennoch 88.000 Exemplare auf deutschem Territorium. Die Hitlerjugend wurde damals beauftragt, alle Kopien einzusammeln und zu vernichten".

Das Filmplakat und der Rummel um den Film sind kein Einzelfall. Es ist chic geworden und offenbar auch rentabel, religiöse Empfindungen zu mißbrauchen oder auch für die Werbung zu benutzen. Riesige Plakate einer bestimmten Zigarettenfirma mit einer rauchenden Dame im Beichtstuhl oder drei unheiligen Königinnen auf der Suche nach einer Kippe befielen um die Weihnachtszeit die Passanten. Dekor und Ambiente spielten eindeutig auf die Weisen aus dem Morgenland an. Weibliche Reize in Großaufnahme sollten die Szene zum Kontrast machen und damit wohl lustig wirken. Ob damit religiöse Gefühle auch verletzt werden, kümmert diese Werbeleute nicht. Kon- trast und Konfrontation sind gewollt.

Die Instrumentalisierung religiöser Gefühle öffnet besonders tiefe Felder im Innern des Menschen. Sie verletzt das Sanktuarium, die Verankerung im Schöpfer, indem sie das Göttliche mit einer Handelsware gleichsetzt. Deshalb versuchen einige Politiker, den Paragraphen 166 des Strafgesetzbuches über Gotteslästerung an die Bestimmungen des Paragraphen 130 anzupassen, der in puncto Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung enger gefaßt ist, um den Mißbrauch religiöser Empfindungen einzudämmen. Würde der Paragraph 166 den Bestimmungen des Paragraphen 130 angepaßt, Blasphemie also genauso behandelt wie Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung, dann reicht es, wenn der Sachverhalt vorliegt.

Rund achtzig Abgeordnete der Union brachten den Gesetzentwurf ein, der eine Verschärfung des Paragraphen 166 vorsieht. Er wurde in die Ausschüsse verwiesen. Dort blieb er zunächst liegen. Die Reform des Paragraphen 166 kostet zwar nichts, aber die rotgrüne Mehrheit im zuständigen Rechtsausschuß lehnte den Gesetzentwurf jetzt schlicht ab. Der Schutz religiöser Überzeugungen, vor allem der christlichen, interessiert sie nicht. Deshalb bleibt vorerst nur der Weg über Beschwerden beim Presserat oder beim Werberat. Auch das ist bewußtseinsfördernd. Mit einem geschärften Bewußtsein kommt vielleicht auch die Chance für ein neues Gesetz. Stummes Erdulden dürfte die Feinde religiösen Denkens und Fühlens jedenfalls kaum beeindrucken. Siehe Islam: Die religiösen Gefühle der Muslims wagt kaum einer der liberalen Geister in Europa zu verletzen. Das ist nicht "in" - und kann geahndet werden.

Kardinal Lehmann sagte es zum Ende der Vollversammlung der Bischofskonferenz vor einige Wochen mit diesen Worten: Es sei "auffallend, daß man in Deutschland bei einer Kränkung von Christen weniger sensibel ist als bei der Kränkung von Menschen anderer Glaubensbekenntnisse".

Wohl wahr. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß man sich zu lange zu wenig zu diesem Glauben bekannt hat. Jetzt geht die Saat auf. Mit Feststellungen allein sollte man sich im Rechtsstaat Deutschland nicht mehr begnügen. Maria Klausner

"Amen": Am 27. Februar lief der Film, der die Anklagen gegen Papst Pius XII. aus dem Theaterstück "Der Stellvertreter" von Rolf Hochhuth übernommen hat, in den französischen Kinos an. Er wurde auch auf der Berlinale Mitte Februar gezeigt und von der Deutschen Bischofskonferenz kritisier
 
     
     
 
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