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Die Authentizität der als "geheim" gekennzeichneten angeblichen BND-Papiere, die als Grundlage für die Diffamierung zahlreicher angesehener Journalisten in dem Buch dienen, wurde immer wieder bezweifelt. Die Bombe platzte, als in einer Verhandlung des Landgerichts München über einen der zahlreichen Verbotsanträge der Autor, der seinen Namen mit Erich Schmidt angab, in einer eidesstattlichen Versicherung über die Herkunft einer als "Geheim" eingestuften Liste Namen von Journalisten preisgab, die angeblich mit dem BND zusammenarbeiteten, erklärte, er habe die Liste "aus dem Nachlaß des Mitte der achtziger Jahre verstorbenen ehemaligen Vizepräsidenten des BND, Dr. Dieter Blötz".

Sollte dies tatsächlich wahr sein, so konnte dieser die Unterlagen nur unrechtmäßig an sich gebracht haben, denn kein Mitarbeiter des Dienstes darf als "Geheim" klassifizierte Dokumente mitnehmen, und das um so weniger, als die Liste, laut Aussage des damaligen Kanzleramtsministers
Horst Ehmke, auf seine Anweisung hin 1970 vernichtet werden sollte. Also hat sie der seinerzeitige Vizepräsident des BND, ein von Herbert Wehner in den Dienst katapultierter Hamburger SPD-Funktionär, bei seinem Rausschmiß aus dem BND wegen eines Verhältnisses mit einer verheirateten Sekretärin, deren Mann ebenfalls im Dienst tätig war, entwendet und bei seinem Tod in seinem Nachlaß hinterlassen.

Daraus hat sie dann angeblich 1995 der Autor Erich Schmidt erhalten – von einem als Nachlaßverwalter tätigen (anonymen) Rechtsanwalt über einen (anonymen) Hamburger Journalisten. Diese entwendeten Papiere hat er dann zur Grundlage seines Buches gemacht, in dem Dutzende von Journalisten als "Undercoveragenten des BND" diffamiert werden. Bereits der Titel des Buches des selbsternannten "Geheimdienst-Experten und Friedensforschers" Schmidt alias Schmidt-Eenboom "Undercover – Der BND und die deutschen Journalisten" soll den Eindruck erwecken, als habe der deutsche Auslandsnachrichtendienst "die" deutschen Journalisten für seine Zwecke instrumentalisiert. "Undercover" ist laut Duden "ein Geheimagent, der sich in eine heimlich zu überwachende Gruppe einschleust", und "die" deutschen Journalisten ist eine gänzlich unzulässige pauschale Verdächtigung eines ganzen Berufsstands. Aufschlußreich ist auch, daß sich unter den Quellen im Anhang des Buches z. B. der nach Kuba desertierte Ex-CIA-Agent Agee und der Desinformationsspezialist der Stasi "Julius Mader" finden.

Vor allem aber finden sich eine Fülle von unwahren Tatsachenbehauptungen, gegen die bereits sechs Journalisten erfolgreich juristisch vorgegangen sind. Peter Boenisch, ehemaliger Chefredakteur von BILD und WELT sowie Bundespressechef und Regierungssprecher, hat die weitere Verbreitung des Buches in der vorliegenden Fassung durch eine Einstweilige Verfügung verbieten lassen, weil er darin als "Vertrauensjournalist des BND" bezeichnet worden ist. Außerdem hat das Landgericht eine weitere Einstweilige Verfügung bestätigt, nach der dem Autor verboten wird, den ehemaligen Chefredakteur des ZDF, Rainer Appel, als "Vertrauensjournalisten des BND" zu bezeichnen. Der Chef der Bonner Redaktion der "Welt am Sonntag", Heinz Vielain, bezeichnete die Behauptung, er sei Mitglied in einem "Freundeskreis der chilenischen Colonia Dignidad" gewesen, als besonders infam, weil deren Anführer als mutmaßlicher Kinderschänder gesucht wird. Der "Enthüller" hat ferner eine Unterlassungserklärung abgegeben, daß die Behauptung, ich hätte an Henri Nannen 250 000 DM Schmerzensgeld zahlen müssen, falsch ist. Vier (!) weitere falsche Tatsachenbehauptungen über mich wurden inzwischen durch Einstweilige Verfügungen gerichtlich verboten.

Der Autor schreibt offenbar nach dem Satz "Ich lasse mir meine Vorurteile doch nicht durch Fakten widerlegen". Auch daß "Schmidt-Eenboom" ständig von der Parteizeitung der SED/PDS "Neues Deutschland" propagandistisch vertreten wird, fällt auf. So signierte er Bücher auf einer Veranstaltung dieses Blattes auf dem Berliner Alexanderplatz zusammen mit einem der Hauptunterdrücker der DDR-Bevölkerung, dem Ex-Generaloberst Markus Wolf. Eine Lobeshymne auf das Buch verfaßte im "Neuen Deutschland" der Ex-Stasi-Oberst Klaus Eichner, der in Wolfs HA in der Abteilung IX "Gegenspionage" den Bereich "C" mit dem Referat BND leitete. Alles nur Zufall?

 
     
     
 
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