|  | Rechtzeitig vor dem 200. Jahrestag der wohl schmachvollsten Niederlage der  preußischen Armee ist die von Mario Koch von "Videoauftrag Bad Salza" in  Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Auerstedt und dem Amateurtheater Apolda  produzierte DVD "Auerstedt 1806" auf den Markt gekommen.
 Die Filmemacher haben sich allem Anscheine nach von Guido Knopp
   inspirieren  lassen. Wie bei den Dokumentationen des ZDF-Historikers wird auch hier stark mit  nachgestellten Spielszenen gearbeitet. Doch wo dem ZDF-Mann Berufsschauspieler  zur Verfügung stehen, treten in dieser Low-Budget-Produktion Schauspieler des  Amateurtheaters Apolda auf. 
 Der Film beginnt mit einer vor der Schlacht angesiedelten Spielszene, in  welcher der Fleischer Adam Krippendorf, gespielt von Joachim Treiber, dem  Zuschauer sein Heimatdorf Auerstedt und dessen strategische Bedeutung aus der  Sicht eines einfachen Mannes aus dem Volke vorstellt.
 
 Anschließend übernimmt eine Dame aus dem Off, sprich eine Sprecherin, die dem  Zuschauer unsichtbar bleibt, das Wort. Im Gegensatz zu manchen Texten Guido  Knopps überzeugt die von ihr vorgetragene Darstellung der Ereignisse um die  Schlacht von Auerstedt gleichermaßen durch Plausibilität, Verständlichkeit,  Sachlichkeit und Ausgewogenheit. Der Zuschauer erfährt, warum die französische  Armee der preußischen überlegen war, wie es zur Doppelschlacht von Jena und  Auerstedt kam, wie die Schlacht verlief, warum die Preußen verloren und welche  Folgen die preußische Niederlage hatte.
 
 Unterlegt werden die Worte der Sprecherin abwechselnd durch dreierlei. Da  sind zum einen gut ausgewählte historische Bilder. Da sind zum zweiten  Trickaufnahmen. Technisch nicht aufwendig, aber recht anschaulich wird auf  Karten der Region gezeigt, wie sich die gegnerischen Verbände bewegten und wo  sie aufeinanderprallten. Und da sind zum dritten die teilweise an  Originalschauplätzen nachgestellten historischen Szenen, das eigentliche Salz in  der Suppe.
 
 Kleinere Szenen werden genutzt zur Untermalung des gesprochenen Wortes, mit  größeren wird auch schon einmal die Darstellung der Sprecherin unterbrochen und  dem Zuschauer dadurch eine Verschnaufpause gegönnt.
 
 In Ergänzung der naheliegenderweise stark militärgeschichtlich gehaltenen  Ausführungen der Sprecherin zeigen die längeren Spielszenen, wie die Bevölkerung  von Auerstedt die Kämpfe erlebte und die Anwesenheit der Besatzungstruppen, aber  auch der Truppen des eigenen Landesherren erlitt.
 
 Abschließend beantwortet der Historiker Dr. Gerd Fesser, der sich als Autor  beziehungsweise Coautor von Büchern wie "1806 - Die Doppelschlacht bei Jena und  Auerstedt", Bussert und Stadeler, Jena 2006, geb., 128 Seiten, 14,90 Euro, und  "Umbruch im Schatten Napoleons - Die Schlachten von Jenas und Auerstedt und ihre  Folgen", Bussert und Stadeler, Jena 1998, geb., 292 Seiten, 25,50 Euro (Jenaer  Studien, Band 3), intensiv mit der Thematik befaßt hat, in einem Interview mit  Caroline Rohmer deren Fragen, wie die preußische Armee innerhalb weniger Stunden  derart vernichtend geschlagen werden konnte und welche Auswirkungen diese  Niederlage für Preußen hatte.
 
 Vom Bürgermeister von Auerstedt Dirk Böhme läßt sich die Gymnasiastin Rohmer  erzählen, was an historischer Bausubstanz noch an damals erinnert. Den Abschluß  bildet ein Besuch des Heimatvereins Auerstedt und ein Gespräch mit  Vereinsmitgliedern über die Exponate des Heimatmuseums aus jener denkwürdigen  Zeit.
 
 Wer keine Leseratte ist und keine Probleme damit hat, darüber hinwegzusehen,  daß der eine oder andere der Soldatendarsteller darauf verzichtete, vor Beginn  der Dreharbeiten seine Brille abzusetzen, für den bereitet die DVD "Auerstedt  1806" eine interessante, erwägenswerte Möglichkeit, in nur 40 Minuten ohne  großen Aufwand auf angenehm leichte Weise einen Überblick über eine der  schwärzesten Stunden in der Geschichte Preußens zu erlangen. A. Liedfeger
 
 "Auerstedt 1806", DVD, 40 Minuten, 16,95 Euro 5406
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