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Bevölkerungsrückgang

 
     
 
Es gehört zu den Auffälligkeiten der politischen Auseinandersetzung, daß die Probleme Deutschlands im Ausland schärfer und illusionsloser auf den Punkt gebracht werden als hier. So stellte etwa "Le Monde" fest, daß "die Deutschen zu alt werden, um sich geistig erneuern zu können". Wenn die "demographische Entwicklung" so weitergehe, dann werde "es im Jahre 2030 fünfzehn Millionen Deutsche weniger geben". Das sei die deutsche Realität, "die Anlaß zur Sorge" gebe. Eine erstaunliche Diagnose. Während die Bonner Gesellschaftsingenieure die Probleme zu vernebeln versuchen, betrachtet das Ausland die "deutsche Realität" längst mit Sorge.

Dazu gibt es in der Tat Anlaß, denn die demographische Herausforderung
wird uns von Grund auf verändern. Die Kaltschnäuzigkeit, mit der namhafte Bonner Politiker den Bevölkerungsrückgang als Schicksal hinnehmen und zugleich fordern, doch die Zuwanderung zu forcieren, um den demographischen Problemen Herr zu werden, ist nur ein Vorgeschmack auf künftige Auseinandersetzungen. Wollte man mit der Zuwanderung zum Beispiel das Rentenproblem in Gänze lösen. d. h. im Jahr 2040 den Altenquotienten von heute erreichen, dann wäre bis zum Jahre 2040 eine Zuwanderung von 65 Millionen Ausländern (!) vonnöten.

Die Rentenproblematik ist denn auch wie kein anderes soziales Sicherungssystem geeignet, die Probleme, vor denen Deutschland steht, zu spiegeln. Von den 1,2 Billionen DM, die jährlich für das Sozialbudget aufgewandt werden, beansprucht die Rentenversicherung gut 31 Prozent oder zehn Prozent (!) des Bruttosozialproduktes. Das Problem, vor dem das deutsche Rentensystem heute steht, liegt in dem an sich sinnvollen Prinzip des Generationenvertrages begründet, der besagt, daß die eine Generation für die andere Generation aufzukommen hat. Dieses Prinzip funktioniert allerdings nur so lange, wie ein ausgewogenes Zahlenverhältnis zwischen Alten und Jungen besteht. Schaut man sich jedoch den deutschen Lebensbaum einmal näher an, so weicht er erheblich vom Ideal eines Dreiecks ab.

Kommen heute auf einen Rentner durchschnittlich noch zwei Berufstätige (d. h. deren Beiträge), so wird voraussichtlich im Jahr 2025 das Verhältnis eins zu eins erreicht sein. Dann müßte ein durchschnittlich verdienender Berufstätiger einen so hohen Beitrag entrichten, daß ein durchschnittlicher Rentner seine Rente erhält und der anteilige Verwaltungsapparat bezahlt wird. Ob dies von den Einkünften bezahlbar ist, muß bezweifelt werden.

Westeuropäische Länder mit ähnlichen demographischen Problemen gehen mit der traurigen Wahrheit offener um. So hat der britische Premier Blair seine Landsleute aufgefordert, die eigenen Anstrengungen für die Altersabsicherung stark zu intensivieren, da er keine Garantie für das staatliche Rentensystem über die Jahrtausendgrenze hinweg geben könne.

Dieses demographische Hauptproblem wird durch wirtschaftliche bzw. soziale Trends noch weiter verstärkt. So steigt die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland weiter an. Dieser an sich erfreuliche Umstand ist leider auch recht teuer, da die Renten heute durchschnittlich 10 Jahre länger gezahlt werden müssen als noch vor 30 Jahren.

Weiter: Seit der Einführung der flexiblen Ruhestandsregelungen beginnt die Rente für die Mehrheit der Bürger deutlich vor dem 65. Lebensjahr. Lediglich zehn Prozent der Beschäftigten geht heute erst mit 65 in den Ruhestand. Seit der Rentenreform 1992 werden für jeden Monat 0,3 Prozent (3,6 Prozent im Jahr) weniger von der zustehenden Rente ausbezahlt, d. h., hier entstehen neue zusätzliche Lücken in der Altersversorgung.

Trotz massiver Anstrengungen (Beitragssteigerungen und/oder Leistungskürzungen) ist das Rentenproblem ungelöst. Jeder Bürger ist daher bestens beraten, sich selbst eine private Basis für die Altersversorgung zu schaffen. Sonst könnte es eines Tages ein böses Erwachen geben.

 

 
     
     
 
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