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Bundestagspräsident will Eroberer Ostdeutschlands angemessen würdigen

 
     
 
Mein Vater wurde mit 15 Jahren aus der sudetendeutsche Heimat vertrieben. Als eine Schwester und er innerhalb einer halben Stunde die Sache packen und den Hof verlassen mußten, waren beide schon Vollwaisen. Ihr Vater war unte falschen Anschuldigungen von der tschechischen Kommandantur festgenommen und so gefolter worden, daß er auf allen vieren zu seinem Hof zurückkroch und sich aus Scham in de Scheune erhängte.

Meine Großmutter starb bald darauf an Typhus, aber noch mehr an mangeln
de Lebenswillen. Mein Vater wurde mit 14 von der Tschechischen Miliz verhaftet und als Zwangsarbeiter in einem Steinbruch eingesetzt. Aus dieser Zeit behielt e Schlagverletzungen am Rücken zurück, aus denen sich später eine Rückenmarkstuberkulos entwickelte.

Läßt sich die ganze Geschichte der Deutschen verdrängen – und zurechtmachen zu einer Geschichte der Befreiung? Ist das ein solides Fundament unseres Gemeinwesens? De Präsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse, glaubt das offensichtlich. Er ha nun sogar den Regierenden Bürgermeister Berlins, Eberhard Diepgen, gebeten, den erste sowjetischen Stadtkommandanten, Nikolaus Erastowitsch Bersarin, in der Stadt angemesse öffentlich zu würdigen. Über dieses Ansinnen haben Günter Nooke, stellvertretende Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, Hartmut Koschyk, Vorsitzender der Gruppe Vertrieben und Flüchtlinge der CDU/CSU-Fraktion, und ich in einem Brief starkes Befremde ausgedrückt. Bersarin, ab Ende April 1945 Stadtkommandant von Berlin, schon im Juni durc einen Motorradunfall ums Leben gekommen, erhielt 1975 posthum die Ehrenbürgerschaft de Stadt Ostberlin. In die Ehrenbürgerliste der wiedervereinigten Stadt wurde der Nam Bersarin 1992 nicht übernommen. Dieser Umstand habe, so schreiben wir an Wolfgan Thierse, seine Gründe, und diese sollten auch heute nicht vom Präsidenten des Deutsche Bundestages ignoriert werden.

Wir wiesen darauf hin, daß während der Vertreibung der Deutschen aus dem Oste mindestens zwei Millionen Zivilisten ums Leben kamen. Mehr als 400 000 deutsch Zivilisten wurden willkürlich Opfer von Vertreibungsverbrechen in den Gebieten östlic von Oder und Neiße. Die häufig grausamen Verbrechen wurden vor allem verübt von de Roten Armee. Unschuldige Opfer waren meist Frauen, auch viele Kinder. Die Grausamkeite setzten sich bei der Eroberung Berlins fort.

Opfer der Gewalttaten und Unmenschlichkeiten wurden nicht etwa bestimmt Personengruppen, sondern Deutsche aller Bevölkerungskreise. Wir verweisen auf den Berich des Bundesarchivs "Vertreibung und Vertreibungsverbrechen 1945 – 1948", w es heißt: Verübt wurden die Gewaltakte durch Angehörige sowjetischer militärische Einheiten, des NKWD, der Miliz. Ihnen wurde von den die Regierungsgewalt ausübende zentralen Stellen zunächst völlig freie Hand gelassen. Die verübten Gewalttaten ware Ausdruck eines Vergeltungdranges, aber auch blinder, von politischer Indoktrination noc gesteigerter Haßgefühle. Diese konnten sich auch in von niedrigsten Instinkte geleiteten Taten niederschlagen.

Die Hälfte des gesamten Personalbestandes der Belorussischen Fronten waren übrigen Kommunisten oder Komsomolzen (Angehörige des bolschewistischen Jugendverbandes der UdSSR). In dem Brief an Thierse schreiben wir, daß Bersarin die 5. Stoßarmee, die zu 1. Belorussischen Front gehörte, befehligte, und zu deren Operations- un Besatzungsgebieten gehörten Ostdeutschland, Pommern, das östliche Brandenburg un schließlich Berlin. Die Eroberung vollzog sich unter unvorstellbaren Verbrechen an de deutschen Zivilbevölkerung. Auch Kommandant Bersarin trägt Verantwortung für die Untaten bei der Eroberung Ostdeutschlands und Berlins. Nun soll sich das demokratisch Deutschland also in falsch verstandener Demut der kommunistischen Heldenverehrun anschließen. Der Vorstoß Thierses paßt in unsere Zeit, in der Verzerrung und Selektio der deutschen Geschichte politische Mode geworden sind. Zunehmend finde ich politisch Vokabeln im nationalpädagogischen Gebrauch wieder, die ich nur aus dem unseligen Gedenke an die DDR kannte. Ebenso werden pauschale Unrechtsvermutungen gegen das eigene Vol sanktioniert, wird Unrecht anderer billig gerechtfertigt. Über eine zunehmend Entfremdung zwischen Politik und Volk muß man sich dann nicht mehr wundern.

"Zunehmend finde ich

politische Vokabeln wieder,

die ich nur aus dem unseligen

Gedenken an die DDR kannte.

Ebenso werden pauschale

Unrechtsvermutungen gegen

das eigene Volk sanktioniert,

wird Unrecht anderer billig

gerechtfertigt"

 
     
     
 
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