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Die Gefangenen des ZDF basieren auf altem Zahlenmaterial

 
     
 
Offenbar ist der Zweite Weltkrieg von den Filmemachern des Fernsehens so ausgequetscht, daß man damit beginnen muß, die vor wenigen Jahren bereits einmal aufgegriffenen Themen ein zweites Mal breitzutreten. Zu diesem Schluß könnte man kommen, wenn man die erste Folge einer von dem Fernseh-Professor Guido Knopp initiierten und geleiteten Reihe über deutsche Kriegsgefangene
gesehen hat. "Die Gefangenen" heißt die fünfteilige Dokumentarreihe, deren erste Folge sich unter dem Titel "Ab nach Sibirien!" mit den Gefangenen in Stalins Hand befaßte.

Immer wieder hat der Zuschauer das Déjà-vu-Erlebnis: "Das habe ich doch schon einmal gesehen!" Manche der eingeblendeten angeblich aktuellen Aussagen von Zeitzeugen ähnelten zumindestens denen in dem Fernsehfilm "Soldaten hinter Stacheldraht" am 16. November 2000, der damals allerdings von der Konkurrenz, der ARD, fabriziert worden war. Und man glaubte auch manches liebe Gesicht der interviewten Zeitzeugen wiederzuerkennen. Unterhalten eigentlich die Fernsehanstalten senderübergreifend einen festen Stamm von bewährten Geschichtenerzählern, die nach Bedarf eingesetzt werden?

Und auch die Tendenz war unverkennbar die gleiche, die wir seit Jahren aus dem deutschen Fernsehen kennen: Zwar war damals das Schicksal vieler Deutscher ziemlich unerfreulich, und manche hat s dabei auch erwischt, doch war das Massensterben der Gefangenen nur die Folge der fürchterlichen Verbrechen, die die deutsche Wehrmacht vorher begangen hatte. Auch das reißt einen nicht mehr vom Stuhl, ist man dagegen doch nach Dutzenden von Knoppschen Fernseh-Dokumentationen abgehärtet, ob es dabei um die Vertreibung geht ("Daß die Ostdeutschen vertrieben wurden, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Warum haben sie Hitler zugejubelt?") oder um die Opfer des alliierten Luftkrieges gegen die Zivilbevölkerung ("Damit haben natürlich die Deutschen angefangen!" Und: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten.") usw., usw., usw. Auch die meisten Bilder wurden schon x-mal gezeigt. Und fällt dem Regisseur nichts mehr ein, dann läßt er die Kamera über Schneeflächen schweifen; die sind in Norwegen preiswert zu haben.

Um in der ersten Folge "Die Gefangenen - Ab nach Sibirien!" den Tod von weit über einer Million deutscher Soldaten zu rechtfertigen, die die Gefangenschaft nicht überlebt haben, mußte wieder einmal das alte Märchen herhalten, in deutscher Gefangenschaft seien angeblich über drei Millionen Sowjetsoldaten umgekommen. Diese Maxi- Zahl kennen wir spätestens von Hannes Heer, der sie in die Reemtsmasche Anti-Wehrmachtausstellung einbrachte. Ursprünglich stammt sie von dem amerikanischen Soziologen Alexander Dallin aus dem Jahre 1956, der die nach dem Krieg verschwunden gebliebenen Rotarmisten sämtlich als "tot" wertete. Vor wenigen Jahren allerdings wurde die dabei herausgekommene Zahl von drei Millionen von ehemals sowjetischer Seite revidiert. W. W. Pochlebkin legte in dem militärischen Nachschlagewerk über den "Großen Krieg ..." dar, daß 4.550.000 Rotarmisten in deutsche Gefangenschaft geraten waren oder als vermißt galten. Von ihnen wurden 2.775.000 von der vorrückenden Roten Armee befreit und repatriiert, so daß etwa 1,8 Millionen aus deutscher Kriegsgefangenschaft nicht zurückkehrten. Wie Walter Post in seinem Buch "Die verleumdete Armee" ausführt, sind von dieser Zahl jene ehemaligen Sowjetsoldaten abzurechnen, die sich zu den Osttruppen und Freiwilligenverbänden auf deutscher Seite gemeldet hatten, und all jene, die sich nach dem Kriege der Rückführung in die UdSSR entziehen konnten. Die genaue Zahl ist unbekannt; es können einige hunderttausend gewesen sein. So reduziert sich die Anzahl der umgekommenen Rotarmisten erheblich; sie dürfte etwa halb so hoch sein, wie heute von Propagandisten behauptet wird.

Tatsächlich war im harten Winter 1941/1942 eine schreckliche Anzahl von in Gefangenschaft gegangenen Rotarmisten jämmerlich zugrunde gegangen. In einem halben Jahr wa- ren der deutschen Wehrmacht drei Millionen Sowjetgefangener in die Hände gefallen, deren Versorgung, Unterbringung und Rücktransport innerhalb einer erträglichen Zeit nicht möglich war. Es traten Seuchen auf, man konnte vor dem Winter nicht mehr rechtzeitig die erforderliche Zahl von Un-terbringungsmöglichkeiten schaffen, zumal die Rote Armee bei ihrem Rückzug nur "verbrannte Erde" zurückgelassen hatte. Es gibt genug Anhaltspunkte, die man als Beweise heranziehen könnte (wenn man denn wollte), daß die riesigen Verluste unter den sowjetischen Gefangenen keineswegs, wie das Fernsehen suggeriert, planmäßig herbeigeführt worden sind. Im Gegenteil gab es detaillierte Anordnungen und Pläne, wie die Kriegsgefangenen als wertvolle Arbeitskräfte zu behandeln seien, wie man die Verpflegung zu regeln habe, ja, sogar, wieviel Wehrsold einem kriegsgefangenen sowjetischen Offizier zustehe.

All diese nachweisbaren Tatsachen hindern die Fernsehleute nicht daran, weiter zu verbreiten, was der politischen Korrektheit gemäß ist.

Auf diese Weise munitioniert, kann man dann das Massensterben der deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischer Hand darauf zurückführen, daß der ob der deutschen Greuel erzürnte Rotarmist Rache genommen habe, wobei allerdings nicht zu erklären ist, warum von den in den Jahren 1941/42 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geratenen deutschen Soldaten nur bis höchstens zehn Prozent überlebt haben. In diesen Jahren gab es noch keinen Grund für die Sowjets, sich zu rächen. Es ist auch Augenwischerei, wenn in dem Film behauptet wird, es sei der Roten Armee verboten worden, deutsche Kriegsgefangene umzubringen. Tatsächlich gab es solche Einzelbefehle, nachdem nämlich nahezu alle Gefangenen umgehend liquidiert worden waren, so daß keiner übrigblieb, der hätte vernommen werden können. Und wie die Filmemacher ihre Behauptung belegen wollen, die deutschen Soldaten seien angewiesen worden, sich eher zu erschießen, als in sowjetische Gefangenschaft zu gehen, ist schleierhaft. Tatsächlich ist es in vielen Fällen vorgekommen, daß deutsche Soldaten in aussichtsloser Lage, zumal wenn sie verwundet waren, sich lieber selbst erschossen, als in die Hände der bolschewistischen Mörder zu fallen. Sie wußten, was ihnen blüht.

Mancher fragt sich, ob das Fernsehen einen festen Stamm an Zeitzeugen hat

Die Nennung von längst überholten Zahlen stimmt doch misstrauisch

Nicht in voller Härte: Die ZDF-Fernsehdokumentation "Die Gefangenen" ist so manchem der selbst von Kriegsgefangenschaft Betroffenen nicht realistisch genug und der Political Correctness zu angepaßt.
 
     
     
 
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