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Gedanken zur Zeit: Willkommen im Think Space von Speak Youth

 
     
 
Die Sprache ist ein Spiegel der Nation, wenn wir in diesen Spiegel schauen, so kommt uns ein großes treffliches Bild von uns selbst entgegen", sagte Friedrich Schiller und sein kongenialer Dichterfreund Johann Wolfgang von Goethe zog den Schluß: "Die Sprache zugleich reinigen und bereichern ist das Geschäft der besten Köpfe".

250 Jahre später: Die deutsche Sprache wird verunstaltet, sie verarmt, wird durch Anglizismen
zu einer Art Hilfssprache für das Englische degradiert, als Wegbereiter für einen mißverstandenen American Way of Life eingespannt und kommerziellen Interessen dienstbar gemacht.

Tönt es uns doch ausgerechnet aus der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main entgegen: "Willkommen im Think Space von Speak Youth. In dieser Kommunikationsumgebung sammelt sich das Wissen der Jugend-Marketing-Initiative Speak Youth".

Wer dieser freundlichen Einladung im Internet folgt, wird schnell feststellen, daß sich nicht "die Jugend" spontan ihrem Lebensgefühl folgend dem anglizistischen "Denglisch" hingibt. Es ist vielmehr eine Allianz von Marketing- und Medien-Interessenten, Fashion- und Food-Designern, Publizisten, Soziologen, Medienkünstlern und sogenannten Zukunftsforschern, die, ihren eigenen ökonomischen Interes-

sen dienend, die jungen Leute von heute systematisch ihrer deutschen Muttersprache entfremdet.

"Speak Youth" stellt sich als eine Jugend-Marketing-Initiative von Axel Springer Young Mediahouse und CCID Brand Reality Dept. dar, wobei CCID für das "Center for Media, Knowledge Cultures, Imagination and Development an der J. W. Goethe-Univeristät Frankfurt" steht, das sich als public-private-partnership auffaßt. Eine Art Wahlspruch des Ganzen lautet: "We develop future".

Nach ihrem Selbstzeugnis sind Zentrum ihres Wirkens die wissenschaftlichen, künstlerischen und techno-kulturellen Fragen am Beginn des 21. Jahrhunderts, die massiven ökonomischen und institutionellen Veränderungen, die mit Ausdrücken wie "globale Ideenökonomie", "Wissenschaftskulturen" "global vernetzte Wissensräume" und "transkulturelle Kommunikation" verbunden sind.

Zu den Projekten in Entwicklung oder bereits in Umsetzung gehören unter anderem: Mental Tracker (ongoing), Think Space (ongoing), CCID Mediascope Award und Knowledge Monitoring. Die Abteilungen innerhalb des CCID an der Johann Wolfgang Goethe-Universität heißen: Cross Intelligence Dept., Media Cultures, Communication, Network, Media in Appliance and Reception, Knowledge Transfers und Transnational Relation, Media Esthetics.

Weil aber alles nichts wäre ohne Marketing, also Absatzpolitik, Konsum und Verkauf, wurde die Jungend-Marketing-Initiative "Speak Youth" ins Leben gerufen, denn: "In der sensiblen Jugend ist es heute eine größere Herausforderung denn je, Marken relevant zu kommunizieren. Die verdichtete Medienumgebung und ein komplexes Konsumentenverhalten fordern neues Denken. Die Vernetzung von Marke und Produkt zu relevantem Inhalt sowie die Kooperation zwischen image- und interessenkonformen Unternehmen sind Möglichkeiten, eine kommunikative Durchdringung in der Zielgruppe und dem Mindset Jugend zu erreichen".

Konsequenterweise ist "Get young minds connected" das Motto von "Speak Youth" mit dem Ziel, ein "erweitertes Verständnis bei Agenturen, Markenartiklern, Entertainment und Medien im Umgang mit der jungen Zielgruppe und dem Mindset Jugend zu entwickeln". Zielstrebig erfolgt die praktische Umsetzung der Marketing-Ideologie. Die Aktivitäten reichen von internationalen Konferenzen über den "Konspirativen Tisch" in Berlin am 23. Oktober 2002, an dem, wörtlich: "namhafte Exzellenzen aus den Bereichen Markenartikler, Agenturen, Medien und Entertainment zusammen kamen" bis hin zum Internet-Auftritt, wo die jungen Leute freundlich begrüßt und auch gleich Mitglied des "Speak Youth Networks" werden können.

Die Frage bleibt, ob sich Goethe die besten Köpfe, deren Geschäft die Reinigung und Bereicherung der Sprache sein soll, so vorgestellt hatte, wie die Professoren, Publizisten und Medienzaren, die heute so mit der "youth speaken". Der Feststellung jedenfalls, die sein Freund Schiller traf, nämlich, daß die Sprache ein Spiegel der Nation sei, entspricht die Universität, die Goethes Namen trägt, in diesem Fall auf geradezu makabre Weise.

Frage bleibt aber auch, wie lange in Deutschland die Mißachtung der eigenen Sprache hingenommen wird und sich die Menschen als Bürger, Steuerzahler und Kunden den gegenwärtigen Zustand gefallen lasse
 
     
     
 
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