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Hüpfen für den Frieden

 
     
 
Mit verschränkten Beinen hocken sie nebeneinander auf der drei mal drei Meter großen Matte. 20 Personen sind es, in Jogginghose und T-Shirt. Lautlos verharren sie tief im Selbst versunken. Plötzlich durchbricht Lachen die Stille. Heftig schütteln sie Kopf und Schultern, beginnen unvermittelt zu hüpfen - im Schneider- oder Lotussitz, kreuz und quer durch den Raum.

Hierbei handelt es sich nicht um ulkige Gymnastik, sondern einen ernsthaften Versuch, die Menschheit zu retten. Yogisches Fliegen nennt man die Technik, die aus der Transzendentalen Meditation (TM) stammt und der Menschheit Frieden bringen soll.

Begründet wurde die TM durch den indischen
Physiker Maharishi Mahesh Yogi. Sie basiert auf dem Gedanken, Streß abzubauen und ein anderes, höheres Bewußtsein zu erlangen, durch das Harmonie gefördert wird. Streß gilt als Ursache von Gewalt und Krieg, da er eben jene Probleme erzeugt, die nicht selten in einem Waffengang enden. Indem man Streß mindert, will man Gewalt und Krieg entgegen wirken.

Yogisches Fliegen hat vor diesem Hintergrund auch politisches Interesse gefunden. Die Naturgesetz-Partei war seinerzeit mit dieser Technik um den Weltfrieden bemüht. Udo Corleis (44), ehemaliges Bundesvorstandsmitglied, erklärt: "Die Technik ist so kraftvoll, daß man das hohe Maß an Glück, an Harmonie über die Grenzen seines eigenen Körpers hinweg ausstrahlt und dadurch einen positiven Einfluß auf die Umgebung nimmt. In Gemeinschaft ausgeübt potenziert sich die Wirkung, so daß sie weltweit spürbar wird."

Yogisches Fliegen entfaltet seine globale Wirkung demnach durch Meditieren im Kollektiv. Um es ausführen zu können, bedarf es jedoch einiger Übung. "Sechs Monate unterrichten wir die Grundlagen der TM, bis wir zum Fortgeschrittenenprogramm, das die Technik für Yogisches Fliegen beinhaltet, übergehen", teilt TM-Lehrerin Helga Volkamer (66) mit. Die Erdanziehung wird dabei stufenweise bewältigt.

Die erste Stufe ist ein einfaches Hüpfen. "Der Körper hebt kurz vom Boden ab", schildert Oberstleutnant a. D. Gunter Chassé (65), der seit mehr als 30 Jahren TM ausübt. "Weil das Naturgesetz der Schwerkraft überwunden wird", meint Joachim Zegke (55) vom "Zentrum für Transzendentale Meditation" in Berlin. "Die Hopser sind 60 bis 80 Zentimeter hoch. In einer Serie geht es dann hin und her." Helga Volkamer ergänzt: "Man bestimmt selbst, wie lange das dauert. Fünf bis 30 Minuten sind es meist."

Die zweite Stufe ist ein freies Schweben. "Das ist schwer zu erreichen, und es ist selten beobachtet worden", weiß Helga Volkamer. "Ich hab das mal gesehen, aber das ist lange her, in der 1980ern war das", berichtet Joachim Zegke, "die Frau war so 30 bis 60 Zentimeter über dem Boden, ungefähr fünf, sechs Sekunden lang."

Die dritte Stufe ist ein Fliegen durch den Raum. "Das ist nur aus Überlieferungen bekannt", erklärt Helga Volkamer und versichert: "Es ist aber nicht wichtig, welche Stufe man erreicht, die Wirkung ist die gleiche." Weltweit reicht die aber erst, wenn viele Menschen gemeinsam an einem Ort Yogisches Fliegen praktizieren. Gunter Chassé verdeutlicht: "Die Größe der Gruppe errechnet sich aus der Quadratwurzel aus einem Prozent der Bevölkerung." Der Oberstleutnant a. D. weiß, daß sich somit Gefahr abwenden läßt, bevor sie entsteht.

"Wenn s mal nur so einfach wär ", kommentiert Gabriele Lademann-Priemer (60), Beauftragte für Weltanschauungsfragen der Nordelbischen Kirche, "daß ein vernachlässigbarer Prozentsatz der Menschen TM ausübt, und damit der Weltfrieden hergestellt wird. Ich halte das für eine Glaubensangelegenheit."

Claudia Mahler (50), die Mitglied im Berufsverband Deutscher Yogalehrer ist, widerspricht: "Man geht davon aus, daß geistige Energien etwas bewirken. Wenn Menschen positive Gedanken in die Welt geben, dann verändert sich etwas. Je mehr geistige Energien sich bündeln, desto stärker ist ihr Einfluß auf die Welt. Das ist für mich nachvollziehbar."

"Die Wirkung ist durch mehrere Studien belegt", meint Helga Volkamer, die 1993 in Washington D. C. selbst an einer solchen Untersuchung teilgenommen hat. Joachim Zegke führt weiter aus: "Die Studien wurden von unabhängigen Instituten durchgeführt. In Washington D. C. waren auch das FBI, die Metropolitan Police Washington D. C. und drei Universitäten daran beteiligt."

Die Ergebnisse sind jedoch umstritten. "Wir halten die Studien für unseriös", betont Gabriele Lademann-Priemer. Im Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg will man in der Pressestelle hierzu nicht Stellung nehmen.

Meditations- und Yogaerfahrene bezweifeln die Wirkung der TM nicht, wenngleich ihre Meinung darüber, ob sie Menschen wirklich fliegen läßt, unterschiedlich ist. "Ich glaube nicht, daß es das gibt", sagt Claudia Mahler. "Durch Meditation kann man sich in tiefe Trance versetzen und dann das Gefühl haben zu fliegen, nur daß es von außen sichtbar geschieht, ist mir nie begegnet." Dagmar Puhl (48) vom Verein "Yoga im täglichen Leben" hält dagegen: "Sicherlich gibt es die Fähigkeit, den Körper leicht zu machen. Wenn man den Körper leicht machen kann, ist es möglich, daß auch die Schwerkraft überwunden wird."

Foto: Volle Konzentration: Yo
 
     
     
 
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