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Ikea von russischen Behörden schikaniert

 
     
 
Rußlands Wirtschaft wächst stetig und entwickelt sich weiter. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für dieses Jahr ein Wachstum von etwa 6,5 Prozent. Während in Moskau neben einheimischen seit Jahren zahlreiche ausländische Firmen etabliert sind, scheinen in den Regionen außerhalb Moskaus russische Firmen den Kuchen lieber unter sich aufteilen zu wollen.

Dies bekam kürzlich der schwedische "Ikea"-Konzern zu spüren, dessen Strategie
, Möbelmärkte auch in kleineren Städten zu eröffnen, sich bereits vielerorts bezahlt gemacht hat, wie beispielsweise in der schwedischen Kleinstadt Kalmar, die etwa 61000 Einwohner zählt. Dieses Konzept wollte der Möbelriese auch auf die russischen Regionen übertragen. So kaufte das Unternehmen bereits 2003 ein acht Hektar großes Areal in Abramzow bei Moskau. Als mit dem Bau des Möbelhauses begonnen werden sollte, stellte sich allerdings heraus, daß das Grundstück bereits für die Einrichtung eines nationalen "Hirschparks" vorgesehen war. Ein höchstrichterlicher Beschluß bestätigte dies. Eine Beschwerde seitens "Ikea" beim Obersten Schiedsgericht wurde am 19. Juli zurückgewiesen.

So verhält es sich in letzter Zeit in mehreren Regionen, in denen "Ikea" investieren will, unter anderem auch in der Ukraine. In Kiew gibt es Probleme wegen eines 3,6 Hektar großen Waldgebiets, das der Bürgermeister unter keinen Umständen freigeben möchte. Dabei plant der schwedische Konzern insgesamt 350 bis 400 Millionen US-Dollar in der Ukraine in den Bau von Möbelhäusern, Hotels und Parks mit Freizeitangebotenzu investieren. Sechs Handelszentren sollten in Dneprpetrowsk und Odessa entstehen.

In Jekaterinburg am Ural, wo schon mit dem Bau eines Möbelhauses begonnen worden war, mußten die Arbeiten unterbrochen werden, weil es angeblich auf der Baustelle zu massiv auftretenden Vergiftungserscheinungen bei den Arbeitern gekommen war. Die örtliche Bauaufsichtsbehörde kündigte umfangreiche Untersuchungen an, deren Ergebnis abgewartet werden muß, bevor die Arbeiten fortgesetzt werden dürfen.

Ein Grund für diese plötzlichen Schwierigkeiten mag sein, daß alle Moskauer Unternehmen, die sich im Ural, am Don und an der Wolga niedergelassen haben, sich auf die eine oder andere Weise bereits die Unterstützung der örtlichen Machthaber gesichert haben. In Jekaterinburg unterhält die "Renova-Baugruppe" eines Wiktor Wechselburg einen unter der Protektion des dortigen Gouverneurs stehenden Mikro-Stadtteil "Akademitscheskij". Die Konkurrenz westlicher Konzerne, denen es ohnehin schwer fällt, in diesem Geflecht Fuß zu fassen, wird so quasi ausgeschaltet. Meistens ziehen westliche Firmen es deshalb vor, russische Partner mit der Führung ihrer Geschäfte zu beauftragen, deren Geschäftsführer sich mit den Besonderheiten und dem Filz des russischen Geschäftslebens besser auskennen.

"Ikea" war ein Pionier in Rußland. Das Unternehmen drehte sogar einen Werbefilm über die Rückschläge, die es in dem widersprüchlichen Land hinnehmen mußte. Dennoch hat "Ikea" große Pläne in Rußland. Der Konzern will 1,7 Milliarden Dollar investieren, mehr als in jedes andere Land. Bisher schuf "Ikea" 4000 Arbeitsplätze, weitere 50000 arbeiten in den Zulieferbetrieben. Allein für 2006 wird "Ikea" 35 Millionen Dollar Steuern an den russischen Fiskus zahlen.

Deshalb ist es Peer Kaufmann, dem Leiter der "Ikea"-Niederlassung Rußland, völlig unverständlich, wie ein Bezirk zuerst acht Hektar Land zur gewerblichen Nutzung verkauft, um es gleichzeitig für einen Nationalpark einzuplanen und den geplanten Bau wieder zu verbieten.

Wahrscheinlich haben die Mächtigen den Eindruck gewonnen, daß der schwedische Konzern zu großen Einfluß auf dem Gewerbeimmobilienmarkt bekommen habe. Seit 2001 sind "Ikea"-Märkte in selbstgebauten Immobilien untergebracht.

In Moskau verwandelte das Unternehmen mit dem Bau des ersten "Mega"-Marktes die Kalugaer Chaussee auf dem Moskauer Autobahnring von einer staubigen Trasse in eines der bekanntesten Investitionszentren der Stadt, nachdem die einheimischen Firmen nachzogen.

Im März 2006 beschloß "Ikea", einen Büroturm im Rajon Chimki außerhalb Moskaus zu bauen. Den örtlichen Politikern gefiel die Idee, und nun entsteht dort ein Büro- und Naherholungsbereich, der denen in der City in nichts nachstehen soll. Doch vorerst scheint der Expansionskurs des schwedischen Möbelriesen auf russischem Boden gestoppt zu sein.
 
     
     
 
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