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Moskau 1941: Krieg gegen das eigene Volk

 
     
 
Hitler durchkreuzt mit seinem Angriff die Pläne für ein sowjetische Invasion in Europa." So lautet eine Zentralthese von Viktor Suworow, de durch sein Buch "Der Eisbrecher" weltberühmt wurde. In seinem neuesten Buc "Stalins verhinderter Erstschlag" ergänzt Suworo seine brisante Behauptung mit einer Fülle neuer Belege.

Es geht um den historisch nachweisbaren kausalen Nexus zwischen dem 22. Juni 1941 un den militärischen Eroberungsplänen Stalins, ausgearbeitet und in Gang gesetzt lange vo dem 22. Juni.

Ohne die zum Angriff bereite Rote Armee
kein "Barbarossa", ohne Stalin Invasionsabsicht kein Präventivschlag Hitlers – das ist die Quintessenz de jüngsten Forschungsergebnisses von Viktor Suworow, der im übrigen niemals abgestritte hat, ein Revisionist zu sein, was er sogar als seine Berufsehre betrachtet. Seine Überzeugung nach ist der ganze Prozeß der Geschichtsschreibung eine einzige Revision Nicht nur deshalb, weil neue Fakten und Dokumente ans Licht gelangen, sondern weil soga vermeintlich unumstößliche Tatsachen neu bewertet, neu interpretiert werden müssen Dazu gehört im vorliegenden Fall die Neuinterpretation von "Barbarossa".

"Stalins verhinderter Erstschlag" erscheint rechtzeitig vor dem 60. Jahresta des sowjetisch-deutschen Krieges, der auch nach Ansicht von Nobelpreisträger Alexande Solschenizyn ein Krieg Stalins gegen das eigene Volk gewesen ist. Solschenizyns Argumente Grausamkeit und Menschenverachtung des Diktators im Kreml.

Hitlers Präventivschlag am 22. Juni zwang Stalin zur Flucht in eine Legende. Man se auf sowjetischer Seite auf den Krieg nicht vorbereitet gewesen, außerdem hätte die Rot Armee nicht genügend Panzer gehabt. Mit einem Wort: die Faschisten überfielen eine Friedensstaat.

Die Wahrheit ist, und sie wird von Viktor Suworow aufgedeckt, daß die Rote Armee a 22. Juni 1941 siebenmal mehr Panzer hatte als die Wehrmacht an der Ostfront: 24 000 Tank mit dem roten Stern, 3410 Kampfwagen mit dem Balkenkreuz. Suworow: "Diese Zahl läß sich an Hand beliebiger Quellen nachprüfen. Die Akten des deutschen Oberkommando befinden sich in der Stadt Podolsk bei Moskau".

Inhaltlich identisch ist der Offensivplan vom 18. September 1940 – die Zielvorgaben lauten Königsberg, Warschau, Lublin, Krakau, Breslau – mit de berühmten "Erwägungen". Dabei handelte es sich um die Vorbereitungen zu eine Erstschlag gegen Deutschland einschließlich der von den Deutschen besetzten polnische Gebiete im Juli 1941, generalstabsmäßig ausgearbeitet von Marschall Timoschenko un Armeegeneral Schukow, vorgelegt dem "Genossen Stalin" am 15. Mai, exak viereinhalb Wochen vor dem ersten Schuß am Bug. Am 1. Mai 1941 umfaßte die offensiv Entfaltung 178 sowjetische Großverbände an der Westgrenze, darunter 11 Schützendivisionen, 20 Kavalleriedivisionen, 40 mechanisierte Brigaden (Panzer). Au deutscher Seite standen zu diesem Zeitpunkt 72 Divisionen.

Die Eroberungsziele der sowjetischen Angriffsstrategie laut Generalstabsplan vom 15 Mai 1941 hießen Warschau, Lublin, Krakau, Kattowitz, Olmütz, Bromberg, Danzig Königsberg. Ein Vergleich mit dem Angriffsplan vom 18. September 1940 zeigt fast analog Ziele, heißt es doch da zu den Grundlagen "unserer strategischen Aufstellung in Westen":

"Im Zuge der Truppenkonzentration durch einen Angriff in Richtung Insterburg Allenstein, gemeinsam mit der Westfront die Kräfte der Deutschen in Ostdeutschland zu binden."

Voll im Gange war die Verlegung der sowjetischen Angriffstreitkräfte in die westliche Militär-Grenzbezirke im Mai und Juni 1941, so daß sich die Elite des Moskaue Militärbezirks am 25. Juni komplett im westlichen Teil Weißrußlands befand. Es ware Dutzende von Korps und Armeen, aufgezählt vom Verfasser auf den Seiten 231 bis 234.

Hohe Befehlshaber der Roten Armee, viele der obersten Stäbe gerieten bereits in de ersten Tagen des Krieges in deutsche Gefangenschaft, weil sie nicht auf eine Verteidigun vorbereitet waren. Sie gerieten auch deshalb in Gefangenschaft, weil ihr Kartenmateria das deutsche Gebiet zeigte, nicht aber das sowjetische. In Suworows Buch findet sich ei diesbezügliches Bild: Jakow Dschugaschwili, Stalins Sohn, als Kriegsgefangener bei eine deutschen Luftwaffeneinheit. Er sitzt und raucht eine Zigarette des Feindes, vor ihm steh ein Glas mit Rotwein. Ernst und nachdenklich das Gesicht des jungen Offiziers. E befehligte die 5. Batterie des 14. Haubitzenregiments der 14. Panzerdivision des 7 mechanisierten Korps. Auf Befragen deutscher Offiziere, die ihn höflich, ja fas freundschaftlich behandelten, gab er zu: "Wir hatten Karten von Deutschland, abe keine Karten des sowjetischen Territoriums. Ohne Karten kann die Artillerie nich schießen."

Suworow berichtet über das Schicksal von Jakow Dschugaschwili: "Er wollte nich die militärische Laufbahn einschlagen, sondern den zutiefst friedlichen Beruf eine Ingenieurs ergreifen, und er verwirklichte seinen Wunsch auch. Aber er hatte eine herrschsüchtigen Vater, der darauf bestand, daß der junge Ingenieur Offizier und an de Akademie der Artillerie immatrikuliert wird. Der junge Ingenieur fügte sich dem Wille des Vaters, wurde Offizier und absolvierte die Akademie. Am 5. Mai 1941 fand im Kreml ei feierlicher Empfang zu Ehren der Absolventen der Militärakademien statt. Auf diese Empfang hielt der Vater eine Rede, die 25 Jahre lang absolutes Staatsgeheimnis war. Doc der Sohn – Oberleutnant Jakow Jossowitsch Dschugaschwili – saß im Saal un hörte die Rede seines Vaters ....

Der Sohn kam danach in den Moskauer Militärbezirk, in das 7. mechanisierte Korps vo Generalmajor W. I. Winogradow (14. und 18. Panzerdivision sowie die 1. Moskaue Proletarische Motorschützen-Division). Der Marschall der Sowjetunion A. I. Jeremenk empfing das Korps zu Beginn des Krieges in Belorußland. Der Marschall bestätigte: ,Da Korps wurde komplettiert.’"

Aber nicht die Vervollständigung ist das eigentlich Interessante am Fall 7 mechanisiertes Korps: diese Elite-Einheit befand sich lange vor "Barbarossa" au dem Transport an die russisch-deutsche Grenze! Am 25. Juni 1941 lag das Korps in de Wäldern Weißrußlands. Es sei unmöglich, argumentiert Suworow, ein mechanisierte Korps, das 1031 Panzer, 358 Geschütze und Minenwerfer, 255 Panzerautos, 352 Zugmaschinen 5165 Lkw sowie 36 080 Soldaten, Unteroffiziere und Generäle umfaßt, innerhalb von dre Tagen vom Moskauer Militärbezirk in den Westlichen Besonderen Militärbezirk zu verlegen Das sei sogar unter normalen Bedingungen unmöglich. Suworow weiter:

"Nicht nur das 7. mechanisierte Korps wurde heimlich an die Grenze verlegt ... Aus dem gleichen Moskauer Militärbezirk wurde auch das 21. mechanisierte Korps vo Generalmajor D. D. Leljutschenko in den Westlichen Besonderen Militärbezirk verleg – jenem General, den der General der 22. Armee (die gleichfalls heimlich aus dem Ura hierher verlegt worden war) um eine Karte gebeten hatte". (Gemeint ist eine Karte de weißrussischen Territoriums!)

Suworow schlußfolgert: "Das 7. mechanisierte Korps hatte seine Verladung also vo dem 22. Juni begonnen. Vor dem deutschen Angriff."

In ihren offensiven Aufmarschgebieten in Weißrußland wurden zwischen dem 22. und 24 Juni 1941 eingekesselt und völlig aufgerieben die 22., 3., 4., 10. und 13. Sowjetarmee darunter das 7. mechanisierte Korps und die Nachbareinheit, das 5. mechanisierte Korps das heimlich aus dem Baikalgebiet nach Weißrußland verlegt worden war. Wie scho erwähnt, geriet Stalins Sohn Jakow in deutsche Gefangenschaft, wo er aussagte: "Di Karten ließen die Rote Armee im Stich, da der Krieg entgegen den Erwartungen weite östlich von der Staatsgrenze entbrannte." Folgerichtig war man auf sowjetische Seite von einem Krieg westlich der "Staatsgrenze" ausgegangen.

In den allerersten Kriegstagen hätten die deutschen Truppen sowjetische Angriffsplän erbeutet und sie mehrfach der ganzen Welt präsentiert, liest man auf Seite 231 Sowjetische Kommandeure hätten bei Verhören nach ihrer Gefangennahm "interessante" Aussagen gemacht. Aussagen, die Stalins Absicht zum Erstschla – sprich Überfall – bestätigt hätten. "Darüber gibt es haufenweis Informationen", meint Suworow. "Es ist gar nicht nötig, zu den Protokollen de Verhöre zu greifen, denen jene Generäle unterzogen wurden, welche im Rahmen de Russischen Befreiungsarmee und anderer Formationen gegen den Kommunismus kämpfen wollten Diejenigen, die Tod und Lager bevorzugten, sagten das gleiche."

Nämlich dies, kurz und bündig: Krieg gegen Deutschland, darum die Initiativ ergreifen und die Wehrmacht im polnisch-ostdeutschen Raum zerschlagen. Angreifen einkesseln, vernichten. "Ich empfehle die Protokolle der Verhöre zu lesen, denen de Kommandierende der 5. Armee, Generalmajor M.I. Potapow, der Kommandierende der 6. Armee Generalleutnant N. I. Musytschenko, der Kommandierende der 12. Armee, Generalmajor P. G Ponedelin, der Kommandierende der 19. Armee, Generalleutnant M. F. Lukin, und de Kommandierende der 32. Armee, Generalmajor S. W. Wischnewsky, unterzogen wurden. Da gleiche sagten gefangengenommene Korps-, Divisions-, Brigade-, Regiments- un Bataillonskommandeure, ihre Stellvertreter und Stabschefs." (S. 231)

Daß Stalin Deutschland 1941 überfallen wollte und zu diesem Zweck in de nordwestlichen, westlichen und südwestlichen Grenzregionen seines Imperiums ein millionenstarke Heeres- und Luftmacht konzentriert hatte, eine Angriffswalze mit de damals modernsten Panzertypen, sei heute eine Tatsache, so Suworow, die eigentlich keine Rechtfertigung bedarf, sprächen doch die Fakten für sich selbst. "Ein einheitliche sowjetischer Invasionsplan existierte und wurde in allgemeinen Zügen von der deutsche Aufklärung aufgedeckt", konstatiert Suworow. "Der deutsche Botschafter, Gra von der Schulenburg, legte diesen Plan am Vormittag des 22. Juni 1941 dem Genossen Moloto ziemlich genau dar und übergab ihm auch ein Aide-Mémoire. Dieser von der deutsche Aufklärung aufgedeckte Invasionsplan war eigentlich Grund und Anlaß des deutsche Angriffs, der eine Präventivmaßnahme zum Schutz vor einem unausbleiblichen und baldige sowjetischen Angriff darstellt."

Muß die Geschichte umgeschrieben werden? Nein. Sie ist bereits umgeschrieben, da heißt: korrigiert, neu definiert, revidiert. Von mutigen Historikern, wie Suworow Solschenizyn, Nolte, Hoffmann.

Im Mai 1945 erstürmte Schukow mit seiner 1. Weißrussischen Front Berlin Siebenundvierzig Jahre später, am 1. Mai 1992, lebte Schukow nicht mehr, existierte die Sowjetunion nicht mehr. An jenem ersten Mai-Feiertag nach dem Untergang des Bolschewismu und dem Abtritt der Sowjetarmee fand auf dem Roten Platz keine Militärparade statt. Die Siegermacht von 1945 war ab jetzt nur noch Museumsobjekt. Geblieben waren aber die Tapferkeit und die Opferbereitschaft der Frontsoldaten von damals, der Deutschen un Russen. In privaten Gedenkanzeigen auf den Seiten der "Frankfurter Allgemeinen" wird jener gedacht, die bei der Abwehr der Stalinschen Invasion ihr Leben gaben "Gefallen für Deutschland." Wird der Tag kommen, da man in russischen Zeitunge des Opfertums, des Todesmutes der Freiwilligen Wlassows gedenken wird: "Gefallen fü Rußland"?

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