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Münchhausen ist wieder da

 
     
 
Gerade noch rechtzeitig zur geplanten Denkmalseröffnung kam die Skulptur des Barons Hieronymus von Münchhausen nach langer Reise an ihrem Bestimmungsort im Stadtpark an der Luisenkirche in Königsberg an. Die Abenteuer während der Reise hätten einer seiner Erzählungen entstammen können: Die aus Spendenmitteln finanzierte Skulptur, eine Arbeit des Poller Kunstschmieds Georg Petau, sollte als Geschenk der niedersächsischen Stadt Bodenwerder, des Geburtsortes Münchhausens, an ihre Partnerstadt
Königsberg zu deren diesjährigem Jubiläum übergeben werden.

Doch auf der dreitägigen Fahrt gab es einige Zwischenfälle, so daß die Skulptur insgesamt sieben Mal auf ein Transportvehikel hinauf und wieder heruntergehievt werden mußte. Das 2,5 Tonnen schwere und 2,80 Meter hohe Münchhausen-Denkmal aus Eisen mußte die 1.050 Kilometer lange Reise auf insgesamt vier Transportfahrzeugen zurücklegen. Mit zwei Fahrzeugen waren Georg Petau und seine Mitarbeiter in Polle gestartet, doch in einem polnischen Dorf endete die Fahrt zunächst wegen einem Motordefekt. Der defekte Denkmaltransporter mußte zur Reparatur zurückgelassen werden. Münchhausen wurde auf ein polnisches Fahrzeug verladen, das die Deutschen und ihre Fracht bis zur innerostdeutschen Grenze brachte. Dem mit dem Fahrzeug mitgegebenen Fahrer war ausdrücklich vom Fahrzeugbesitzer verboten worden, mit dem Wagen das Territorium der Republik Polen zu verlassen. Die Delegation kehrte in ein Hotel vor der Grenze ein, wo sie die nächste Nacht verbrachte. Das Denkmal wurde im Hotelgarten untergebracht. Am nächsten Morgen fand sich dann ein Fuhrunternehmer vor Ort bereit, den Deutschen zu helfen. Am Haken eines Krans ging es weiter Richtung Königsberger Exklave. An der Grenze kamen ihnen schon der russische Journalist und Vertreter des Deutsch-Russischen Hauses Alexander Sacharow und ein Vertreter des Bürgermeisteramtes entgegen. Dies bewahrte sie allerdings nicht vor einer längeren Wartezeit und dem endlosen Ausfüllen etlicher Formulare. Die letzten 80 Kilometer konnten nach achtstündiger Wartezeit an Grenzen und Zoll in zweieinhalb Stunden auf schlechten Straßen zurückgelegt werden.

Auf Einladung des Deutsch-Russischen Hauses traf die Delegation aus Bodenwerder mit Samtgemeindebürgermeister Herbert Bröckel an der Spitze in Königsberg mit der Reisegruppe des Vereins "Urenkel Münchhausens" zusammen, um an der feierlichen Einweihung des Denkmals im Park an der Luisenkirche teilzunehmen. Die "Urenkel Münchhausens" waren neun Tage zuvor in Bodenwerder gestartet, um die Route des Barons im Rahmen einer Studienreise nachzuzeichnen. Ihr Weg führte sie unter anderem ins Münchhausen-Museum nach Riga.

Münchhausen besuchte Königsberg zweimal, auf der Hinreise nach St. Petersburg 1738 und auf der Rückreise in die Heimat 1750. Bei einem dieser kurzen Aufenthalte soll Münchhausen der Legende nach die Zeche geprellt haben, als er ein Bier trank und nicht bezahlte. Als die Stadt Bodenwerder vor zwei Jahren die Schulden ihres Bürgers mit der symbolischen Übergabe eines Talers beglich, wurde die Idee zum Denkmal geboren.

Die begehbare Münchhausen-Skulptur zeigt die in Metall herausgearbeitete Silhouette des Barons, der auf einer Kanonenkugel reitet. Sie wurde der Öffentlichkeit feierlich mit Big-Band-Musik aus Königsberg und deutschen Volksliedern übergeben. Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Königsberg, Cornelius Sommer, begrüßte die Rückkehr Münchhausens in die Pregelmetropole. Dem schloß sich auch deren stellvertretende Bürgermeisterin, Silvia Gurowa, an, die das Projekt des Vorsitzenden des "Urenkel Münchhausens"-Vereins und Leiters des Deutsch-Russischen Hauses, Alexander Sacharow, unterstützte. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Münchhausen als "Lügenbaron" eher in die Märchenecke geschoben wird, sieht man den Baron in Rußland als Literaten und Helden. Der Club der "Urenkel" hat inzwischen Mitglieder in Lettland, Litauen, Rußland und Deutschland. Wie Bürgermeister Bröckel gegen-

über dermitteilte, will Bodenwerder mit der Schenkung des Denkmals zur Völkerverständigung beitragen und in der Art Münchhausens sollen die Dinge mit einem Augenzwinkern und Schmunzeln betrachtet werden.

 

Münchhausendenkmal in Königsberg: Landsknechte tragen deutsche Lieder vor. Gemäß der Beschriftung der Bodenplatte des Denkmals gelangt man durch die Umrisse des Barons von "Königsberg" nach "Kaliningrad" und wieder zurück. Hierbei soll es sich um einen Aussöhnungsversuch der Vergangeheit mit der Gegenwart handeln.
 
     
     
 
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