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Nachwehen: Windige Opportunisten mit Weitblick

 
     
 
Unter alle EU-Beitrittswerbern und unter allen Zerfallsprodukten von Sowjetblock und Tito-Slawie hielt es einzig und allein die Tschechische Republik für angebracht, bei den Sanktione gegen Österreich mitzumachen. Mag unwichtig sein, ist aber trotzdem recht illustrativ Denn die Motive der Tschechen sind so vielschichtig wie ihr National
charakter – ode eben auch wie die Beziehungen zwischen benachbarten Völkern überhaupt!

Natürlich will, wer um Aufnahme in einen Klub ansucht, sich mit jenen gutstellen, die dort das Sagen haben. Doch muß das ein vorauseilendes Mobbing gegen Dritte einschließen Hier zeigt sich wieder der bauernschlaue Opportunismus, wie er in der Figur de "Braven Soldaten Schwejk" so treffend dargestellt ist: Sich dem Mächtige gefügig zeigen, um letztlich stets besser wegzukommen als dieser – selbst währen des Weltkriegs bzw. in der Ostblockära ging es ja den Tschechen relativ besser als viele anderen.

Ein weiterer Aspekt ist parteipolitischer Art: Für den sozialistische Ministerpräsidenten Zeman, aufgewachsen unter dem Banner von "Antifaschismus" und "Antiimperialismus", war es – noch weit mehr als für sein EU-Artgenossen – ein Akt der "Solidarität", der abgewirtschafteten SP Heckenschützenhilfe zu leisten! Der frühere Ministerpräsident Vaclav Klaus hätte sic kaum so bedingungslos der sozialistisch dominierten EU angebiedert. Vielleicht aber is Klaus, wenn er heute Schüssel und die ÖVP unterstützt, bloß ein Opportunist mit meh Weitblick: Denn der Regierungswechsel in Wien wird ja deswegen so heftig angefeindet, wei er ein Wendepunkt in der EU zu werden "droht" – weg vo Internationalsozialismus und zurück zu christlich-konservativen und nationalen Werten.

Weniger offenkundig, doch wesentlich fürs Verständnis sind die "ethnischen" Beziehungen zwischen den Sozialisten der Tschech(oslowak)ei und Österreichs. Wege räumlicher Nähe und staatlicher Gemeinsamkeit hatte es zwischen de böhmisch-mährischen Raum und dem Nordosten Österreichs "immer schon" Wanderbewegungen in beide Richtungen gegeben, woran Personen aller Schichten un Volksgruppen beteiligt waren. Aber die Industrialisierung brachte dann eine gewaltig Landflucht, und da zum Einzugsgebiet von Wien auch Böhmen und Mähren sowie das Gebie der heutigen Slowakei gehörten, wurde Wien um 1900 die "zweitgrößte tschechisch Stadt" – hinter Chicago und vor Prag.

So kam es, daß die "Bemm" ("Böhmen"), die meist unter noc elenderen Bedingungen als das übrige Proletariat vegetieren mußten, für marxistisch Agitation sehr empfänglich waren, und so kommt es, daß deren Nachfahren in der Wiene SPÖ bis heute überproportional vertreten sind! (In dieses Bild paßt, daß Viktor Klim seinem Sohn den Namen "Jan" gab – "Klima" selber ist die Kosefor von "Klement".) Kein Wunder auch, daß die SPÖ während de "austrofaschistischen Ständestaats" von der CSR aus operierte und daß die Schwesterpartei ihrerseits in Wien Zuflucht nahm, als die Kommunisten ans Ruder kamen.

Die Köpfe der österreichischen Sozialdemokratie waren aber zunächst durchweg deutschnational – vom Parteigründer Viktor Adler bis zum Miliz-Kommandanten Ott Bauer (beide bürgerlich-deutsch-jüdischer Herkunft) und vielen anderen. Der aus Mähre gebürtige Karl Renner hatte 1918 die "Republik Deutsch-Österreich" ausgerufen welche die sudetendeutschen Gebiete mit umfassen sollte, und war auch noch 1938 für de "Anschluß" eingetreten, um dann 1945 unter sowjetischer Ägide einen Staat zu gründen, in dem plötzlich alles ganz, ganz anders war! (Daß es in den Schulen stat "Deutsch" nur das Fach "Unterrichtssprache" gab, zählte noch zu de Kleinigkeiten.)

Dementsprechend schwach blieb das Eintreten für die heimatvertriebene "Altösterreicher", und das Verharmlosen aller an deutschen Ziviliste begangenen Verbrechen wurde geradezu ein Fixpunkt im ungeschriebenen Verhaltenskodex rote (und nunmehr auch grüner) Apparatschiks. Als Klima und Zeman vor zwei Jahre zusammentrafen, kam es zu einer bezeichnenden Szene: Wie eineiige Zwillige demonstrierte die beiden durch synchrones Köpfenicken ihr Einvernehmen in dieser Frage. Selektiv Vergangenheitsbewältigung quasi nach dem Motto:"De mortuis nil nisi Benesch."

Und so schließt sich der Kreis: Auf Drängen der FPÖ junktimiert Wien nunmehr die Benesch-Dekrete mit dem tschechischen EU-Beitritt, und Vorbeugung oder als Retourkutsch oder auch nur im Reflex tut Zeman bei den Sanktionisten mit. Wäre an sich lächerlich hätte er nicht Rückendeckung durch eine gewisse Madeleine Albright, für deren Famili die Benesch-Dekrete – vorsichtig ausgedrückt – gewiß kein Schaden waren! (De kam erst mit den Kommunisten.) Fairerweise ist aber noch anzumerken, daß ehrlicher Umgan mit der eigenen Vergangenheit allmählich auch für tschechische Intellektuelle zum Them wird. Prof. Dr. Küssner

 
     
     
 
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