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Russen gehen

 
     
 
Erst im Juni hatten die letzten russischen Einheiten Bosnien Richtung Heimat verlassen, und nun wurden die restlichen Soldaten auch aus dem unter UNMIK-Verwaltung stehenden Kosovo abgezogen. Was sich da - von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet - vollzog, war aber mehr als eine kleine Truppenbewegung: Es markiert das Ende einer Epoche, einer langen Epoche. Vielleicht erinnert man sich noch an jene dramatischen Augenblicke, als Rußland vor vier Jahren Einheiten aus Bosnien in Marsch setzte, um sich handstreichartig ein Stück Besatzungszone im Kosovo zu sichern, ehe der Kuchen vom Westen aufgeteilt werden konnte. Clinton ließ es nicht auf eine Eskalation ankommen - und mangels Öl war der Kuchen ohnehin nicht so schmackhaft. Für die Russen und für die neu belebte russische Orthodoxie hingegen war es ein mit Emotionen behafteter Versuch, sich als Schutzmacht der Balkanslawen
, insbesondere der Serben, ins Spiel zu bringen und zugleich die eigene Schwäche ein wenig zu übertünchen. Der russische Drang nach dem Süden, der aus dem Abwehrkampf gegen die Tataren hervorging, hatte am Balkan immer schon eine starke religiöse Komponente, bedingt durch den Fall Konstantinopels 1453. Der zaristische Imperialismus nutzte im 19. Jahrhundert zunehmend auch den "weltlichen" Panslawismus als Deckmäntelchen für die eigene Expansion. Nach der den Osmanen abgerungenen Unabhängigkeit Rumäniens, Bulgariens und Serbiens richtete sich die russsische Politik vor allem gegen die Habsburger, deren slawische Untertanen allerdings nur zum geringsten Teil der Orthodoxie zuzurechnen waren.

Die Stationierung russischer (alias sowjetischer) Truppen am Balkan gelang erst im Gefolge des Zweiten Weltkriegs. Jugoslawien und Albanien scherten aber bald aus, und auch die rumänischen Kommunisten konnten die Soldaten des Großen Bruders wieder loswerden. Dann brachte die Jugoslawien-Krise eine neue Chance - und auch das ist nun vorbei. Offiziell begründet wird der russiche Rückzug mit den hohen Kosten des Balkan-Einsatzes. Ein einleuchtendes Argument, doch es wurde auch immer klarer, daß für Rußland keinerlei politische Dividende herausschaut.

Selbst die "Serbischen Brüder" sind seit dem Abgang von Milosevic - und noch deutlicher seit der Ermordung von Djindjic - in amerikanischem Fahrwasser. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, daß das jugoslawische Zerfallsprodukt Makedonien jetzt erstmals einen Vertrag als "Makedonien" unterschreiben durfte. (Bisher hieß es auf Druck Griechenlands, das ein "Copyright" für den Namen Makedonien beansprucht, nur "FYROM" - für "Former Yugoslav Republic Of Makedonia"). Es handelt sich um einen der Verträge, mit denen die USA den Partner verpflichten, keine amerikanischen Bürger an den Internationalen Gerichtshof für Kriegsverbrechen auszuliefern. RGK
 
     
     
 
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