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Unsterbliche Fledermaus Zwei Ostdeutsche schufen das Operettenlibretto

 
     
 
Mehr als 120 Jahre lassen sich Theaterbesucher und Operettenfreunde von ihr begeistern. Die "Fledermaus" von Johann Strauß Sohn ist beliebt und immer wieder auf der Bühne zu bewundern. Kaum einer der Theaterbesucher jedoch wird wissen, daß zwei Ostdeutsche eng mit ihr verbunden sind. So überliest man in den Programmen gern die Namen Haffner und Genée. Sie jedoch waren es, die für das Libretto der unsterblichen "Fledermaus" verantwortlich zeichneten.

Karl Haffner wurde am 8. November 1804 in Königsberg geboren, wo er das altehrwürdige Friedrichskollegium besuchte. Mit 16 Jahren allerdings schloß er sich einer wandernden Schauspielertruppe an und zog durch die Lande. 1830 findet man ihn als Theaterdichter in Pest, wo er mit Trauerspielen wie "Die Raubschützen" und "Bathorys Tod" Erfolge erzielt. Direktor Carl zieht ihn schließlich in sein Theater an der Wien, wo er jährlich 11 Stücke abzuliefern hat, vorwiegend Volksstücke oder Gesangspossen. Später geht Haffner an das Theater in der Josefstadt; nebenher redigiert er das satirische Wochenblatt "Böse Zungen". Als Haffner am 29. Februar 1876 in Wien stirbt, hinterläßt er neben dramatischen Werken auch über 30 Romane.

Im Alter erhielt Karl Haffner noch den Auftrag, ein französisches Stück zu übersetzen und ein Operettenlibretto daraus zu schaffen. Eine Aufgabe, die wohl nicht unbedingt seiner Gemütsverfassung entsprach und die er nicht zur Zufriedenheit seines Auftraggebers erfüllte. Dieser, der Direktor Franz von Jauner, wandte sich an den damals bekannten Kapellmeister Richard Genée aus Danzig (geboren am 7. Februar 1823).

Sein Vater Friedrich Genée stammte übrigens aus Königsberg (geboren am 24. Juni 1795), wo er das Altstädtische Gymnasium besucht hatte. Als Regisseur und Sänger wirkte er an vielen deutschen Bühnen. 1841 übernahm er die Direktion des Danziger Theaters am Kohlenmarkt. "Von schöner Gestalt, mit einer wohlgefällig
en Baß-Stimme, riß er mit seiner Begeisterung für die Kunst die Schauspieler zu ungeahnter Höhe empor und verbreitete den Ruhm des Danziger Theaters", schreibt Prof. Dr. Rüdiger Ruhnau in seiner Schrift "Theater in Danzig" (Stuttgart, 1995). "Friedrich Genée machte das Danziger Publikum mit Richard Wagner bekannt; am 15. Oktober 1853 kam ,Tannhäuser’ zum erstenmal auf die Bühne. Aber auch Verdis ,Nebukadnezar’, Lortzings ,Undine’, ,Wildschütz’ und ,Waffenschmied’, Flotows ,Martha’, Donizettis ,Liebestrank’ und ,Don Pasquale’ brachte er zu Gehör. Eine unheilbare Geisteskrankheit führte das Ende von Genée herbei, auf dem alten Marienfriedhof wurde er begraben."

Doch zurück zu Richard Genée. Der Komponist – er hinterließ bei seinem Tod am 15. Juni 1898 Lieder, Klavierstücke, Chöre, Opern, Bühnenmusiken, darunter sechs Operetten wie "Der Seekadett" und "Nanon" – machte sich an das Libretto unter Verwendung der von Haffner benutzten Personen und Namen. Ganz zur Zufriedenheit des Komponisten Johann Strauß Sohn, der für die "Fledermaus" ein "vernünftiges" Operettenlibretto erhalten hatte. 1874 dann wurde die Operette uraufgeführt; in dem Programm war neben Richard Genée auch der Name von Karl Haffner zu lesen – bis heute. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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