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Veredler aller menschlichen Verhältnisse

 
     
 
Sein Leitspruch lautete: "Der Mensch bilde sich in allem schön." Nur das Kunstwerk habe wahres Interesse und erbaue. Und in seinem Berufsstand, in dem er Maßstäbe setzte, erkannte er einen "Veredler aller menschlichen Verhältnisse. Er muß in seinem Wirkungskreise die gesamte schöne Kunst umfassen. Plastik, Malerei und die Kunst der Raumverhältnisse nach Bedingungen des sittlichen und vernunftgemäßen Lebens des Menschen schmelzen bei ihm zu einer Kunst zusammen", sagte Karl Friedrich Schinkel
, einer der Großen des 19. Jahrhunderts und universaler Geist einer Kunstepoche.

Von Schinkel stammen nicht nur profane und sakrale Bauten, er malte Bilder und bemühte sich um die Erhaltung bedeutender Baudenkmäler wie etwa der Marienburg, auch setzte er sich für die Vollendung des Kölner Doms ein. Seine Bühnendekorationen etwa für Mozarts "Zauberflöte" oder E.T.A. Hoffmanns "Undine" werden heute noch bestaunt. Sogar Möbel hat er entworfen. Als Schöpfer des preußischen Stils ist Schinkel in die Kunstgeschichte eingegangen.

Viele seiner Bauten sind in der Vergangenheit vernichtet worden, allein in Berlin 33 an der Zahl: der Dom am Lustgarten (1893), das Redernsche Palais (1905), die Glienicker Brücke (1907). Man denke nur an die verschiedenen Palais an der Wilhelmstraße oder an die von 1832 bis 1835 zwischen Kupfergraben und Friedrichswerderscher Kirche errichtete Bauakademie, den ersten repräsentativen Rohziegelbau in Preußen, die 1962 abgerissen wurde und dem Gebäude des DDR-Außenministeriums weichen mußte. Der 2001 gegründete Verein Internationale Bauakademie Berlin, dem renommierte Architekten angehören, bemüht sich nun, mit Hilfe von Sponsoren das ehrwürdige Gebäude wieder zu errichten. In der Zwischenzeit sollen mit der Schinkelschen Fassadenarchitektur bedruckte Planen in den Originalabmessungen einen Eindruck von der Wirkung des städtebaulichen und architektonischen "Juwels" im historischen Zentrum Berlins vermitteln.

Sein erster Ziegelbau war die Bauakademie nicht; schon bei der Neuen Wache und bei der Friedrichswer-derschen Kirche hatte Schinkel "ohne Übertünchung und Abputz" gearbeitet. Mit der Bauakademie jedoch erreichte er einen Höhepunkt in dieser Technik.

Als das Ge-bäude fertiggestellt war, bezog Schinkel mit seiner sechsköpfigen Familie eine über 600 Quadratmeter große Wohnung (mit Atelier) im zweiten Obergeschoß. So blieb er nah am Geschehen. Überhaupt beherbergte die Bau-akademie nicht nur Zeichen- und Hörsäle, in denen Architekten und Bauingenieure aus allen königlichen Provinzen ausgebildet wurden, sondern unter anderem auch zwölf Läden im Erdgeschoß, deren Inhaber zum Unterhalt des Gebäudes beizutragen hatten - eine aus heutiger Sicht sehr fortschrittliche Idee.

Die Bauakademie, vom Volksmund allerdings wegen ihrer Kubusform respektlos "roter Kasten" genannt, wird heute als ästhetisch gelungene Verbindung von Tradition und Moderne, als handwerkliches Musterstück und als Schlußstein seines Schaffens geschätzt.

Seine späteren Erfolge hatte sich der damals 19jährige, der am 13. März 1781 in Neuruppin geboren wurde, nicht träumen lassen, als er nach dem Tod der Mutter in Berlin ganz auf sich allein gestellt war. Als Schüler der Architekten David und Friedrich Gilly erhielt Schinkel schon frühzeitig - nicht zuletzt auch durch den plötzlichen Tod seines Lehrmeisters Friedrich Gilly - die Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen. Seine frühesten Bauten lagen im Oderbruch und in Kurland.

1803 / 04 machte Schinkel sich, wie so viele seiner Zeitgenossen, auf den Weg nach Italien. Über Dresden, Prag und Wien gelangte er in das Sehnsuchtsland der Deutschen, wo er sich lange Monate aufhielt. Skizzen und Zeichnungen zeugen noch heute von dieser Reise. Schinkel geriet in die Wirren der Napoleonischen Kriege; die Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 ließ das Königreich Preußen zusammenbrechen, und für einen Baumeister gab es in diesen Zeiten recht wenig zu tun. Schinkel wandte sich jetzt wieder mehr der Malerei zu; mit seinen Theaterdekorationen begeisterte er Publikum und Auftraggeber. So las man 1816 im "Dramaturgischen Wochenblatt": "Durch ihn (Schinkel) darf man sagen, ist die Dekorationsmalerei aus einer todten Aufgabe der Perspektive, oder einer starr geistlosen Darstellung verwirrender Pracht zu einer schönen Kunst geworden ..."

Als das Berliner Schauspielhaus 1817 einem Brand zum Opfer fiel, waren auch Schinkels Dekorationen verloren; der Baumeister aber wurde damit beauftragt, das Neue Schauspielhaus am Gendarmenmarkt zu errichten ...

In der Zwischenzeit hatte man die große Begabung des Architekten erkannt, ihn zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt und 1815 zum Geheimen Oberbaurat befördert. 1819 dann folgte die Ernennung zum Professor an der Akademie der Künste und zum Mitglied des Akademischen Rates, 1831 wurde er Oberbaudirektor, 1839 Ober-Landesbaudirektor. Vielfach ausgezeichnet und geehrt starb Karl Friedrich Schinkel am 9. Oktober 1841 in Berlin, wo er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof seine letzte Ruhe fand.

Als der höchste für das Bauwesen in Preußen zuständige Beamte unternahm Schinkel in diesen Jahren auch eine Reihe von Dienstreisen durchs Land und beeinflußte durch seine Stellung viele der nach ihm folgenden Architekten. Fast jeder klassizistische Bau jener Jahre wird mit seinem Namen verbunden. Die meisten Entwürfe anderer Architekten landeten auf seinem Tisch und sind mit seinen Korrekturen versehen.

Karl Friedrich Schinkel, Maler, Denkmalschützer und Baumeister, ist es nicht zuletzt zu verdanken, daß Preußen erstmalig in der Geschichte der deutschen Kunst eine Führungsrolle übernahm. In seinem Werk vereinigten sich auf glanzvolle Weise Romantik und Klassik zu einem harmonischen preußischen Stil.

Eine Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte informiert im Rahmen des Themenjahres "Horizonte. Kulturland Brandenburg 2006 / Baukultur" im Kutschstall Am Neuen Markt in Potsdam vom 19. Mai bis 9. Oktober über Leben und Werk des Architekten. Ausgewählte originale Objekte werden zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung gemeinsam zu sehen sein.

Eingebunden in eine spezielle Ausstellungsarchitektur werden Film- und Hörstationen, interaktive Kiosksysteme sowie Inszenierungen die umfangreichen Themen bündeln und sie für den Besucher faßbar und verständlich machen. Auf diese Weise soll die Schau zu einem "Informationszentrum" über Karl Friedrich Schinkel und sein Werk werden. So wird die Ausstellung auch Informationen zu Museen, Sammlungen und Veranstaltungen bieten, die sich in diesem Jubiläumsjahr auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema Architektur und Schinkel beschäftigen.

Innenraum der Friedrichswerderschen Kirche: Dort ist eine Auswahl klassizistischer Skulpturen der bedeutensten Künstler des 19. Jahrhunderts und eine Dokumentation zum Leben Schinkels zu sehen. Foto: Geisler, Schinkel-Kalender 2006
 
     
     
 
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